Muse – Haarp, endlich Live!
von am 30. März 2008 veröffentlicht in Musik, Platten, Rezensionen, Texte

Mal ganz ehrlich: Brauchen wir wirklich Live-Platten?! Ein zweischneidiges Schwert. Live klingt fast immer scheiße – und eigentlich gibt es keinen Grund sich Musik noch einmal anzuhören, die man als schöne Studioproduktion zur Verfügung hat, ohne dass man die Band wenigstens dabei sieht. Ohne dass man sich mit Fans und dergleichen rumschlagen muss. Und kaum hat man das zu Ende gedacht, fallen einem sofort die Ausnahmen ein. Keine Frage: Iron Maidens „Live after death“ ist die Messlatte einer guten Live-Platte. Oder KISS „Alive I + II“ – vor allem wegen dem Partyfaktor! Oder „101“ von Depeche Mode, wobei hier gleichzeitig der dazugehörige Film Pflicht ist. Dann wird es schon schwierig, denn gerade in den letzten Jahren gab es zu viele unnötige Live-Platten. Die ächzende Musikindustrie musste in den letzten Jahren die Kuh bis zum bitteren Ende melken und von jeder Band wird jeder Scheiß rausgehauen, der ein Minimum von Ertrag verspricht. Soweit – so schlecht! Einige Live-Platten habe ich aus purem Fan-Sein gekauft. Sunny Day Real Estate’s Live-Album von 1999 kaufte ich nur, weil ich eh alle Platten der Band besaß. Die Band war grandios und die Live-Platte zumindest nicht schlecht. „Thunder down under“ von den Hot Snakes, ein exzellentes Live-Album. Eine Art Best-Of der Band aus San Fransisco, dass vor allem vom Dampf der Band lebte, sowieso eine grandiose Live-Band. Aus reinem Pflichtbewusstsein habe ich alle Live-Aufnahmen von Oasis, im wesentlichen geschultert durch meine krankhafte Liebe zu den Proleten aus Manchester. Gerade Bands bei denen der Gesang im Zentrum steht, geht es live meistens nach hinten los. Die dänische Band Mew spielte vor ein paar Jahren ein Konzert in der dänischen Staatsoper, auch wenn Prinz Frederik von Dänemark artig mitwippte, vergriff sich Sänger Jonas Bjerre ab und an im Ton. Da kann die Band großartig an den Instrumenten sein wie sie will – wenns der Sänger vermasselt, muss live dann doch nicht sein.
Dann gibt es Bands, bei denen wünscht man sich regelrecht Live-Aufnahmen. Und mir fällt spontan nur eine ein: Muse. Das Trio aus dem beschaulichen Teignmouth kann auf eine Liste beachtlicher Platten zurück sehen. Musikalisch immer eigenständig und fast immer am Rand von Kitsch, Bombast und Plüsch. Technisch immer ein Fest, auch wenn der Bombast oft so eine Spur Glamrock wieder gebiert mit einer Portion zu viel Tüll. Das interessante bei Muse ist für mich, dass die Band ganz erstaunliche Live-Qualitäten besitzt. Gerade bei einer musikalisch komplexen Band wie Muse keine Selbstverständlichkeit. Effektverliebte Bands sind live oftmals zum scheitern verurteilt (siehe System Of A Down). Bei Muse ist genau das völlig anders. Mir scheint, dass ein Live-Set der Band einfach noch mal ein größeres Maß Freiheiten gibt – wo wir wieder bei Depeche Mode wären, die konnten das auch. Bellamys Stimme, ganz im Gegensatz zu der Bjerres, verlässt nie ihren Pfad und die Band legt grundsätzlich einen drauf was Wucht und Tempo angeht. Vor allem aber wandeln Muse ihre ohnehin ausgeklügelten Arrangements kräftig ab – und das zu dritt, das zahlreiche Personal zur Effektbedienung lassen wir mal außen vor. Wer die Studioalben der Band kennt, kann sich beim Hören der Live-Aufnahmen regelrecht mit der Band über die Möglichkeiten freuen, die ein Song so hergibt. Bereits „Hullaballoo“ von 2002 transportierte das, auch die Live-Aufnahmen zum Album „Absolution“ waren ein Fest. Als die Band nun eine weitere Live-DVD ankündigte, hoffte ich inständig, dass es sich um das Live-Set von 2006 aus Shepherd’s Bush Empire handeln könnte. Dort zeigte die Bands alles was ging: Eine geiles Live-Set und eine geile Show! Bei „Haarp“ handelt es sich nun nicht um das recht kurze Konzert im eher gemütlich wirkenden Shepherd’s Bush Empire, sondern um einen Livemitschnitt des Konzerts im Londoner Wembley Stadion vom 16. und 17. Juni 2007 – Muse mussten auf Grund der hohen Nachfrage hier zweimal hintereinander spielen. „Haarp“ kommt als DVD und freundlicherweise ist eine ganz herkömmliche CD dabei – denn ehrlich gesagt, richtige Live-DVD’s finde ich fast immer langweilig. Und zur DVD sei gesagt, wer zumindest keinen Eindruck von Muse Live hat wird mit einem ordentlichen Eyecatcher bedient. Wem es um die Musik geht, wer Muse-Fan ist, der wird bei der CD vollends auf seine Kosten kommen! Tag eins des Konzertes ist auf der Audio-CD zu hören, Tag zwei, etwas ausführlicher, auf der DVD. Muse würgen hier nicht ein Best-Of vergangener Platten durch den Wolf, sie spielen ein völlig souveränes Set, hervorragend aufgenommen, hervorragend gespielt. Fast alle Songs warten mit irgendwelchen Überraschungen auf – ohne Probleme mehrfach hörbar. Ich warte auf das nächste Live-Album der Band!

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9 Kommentare auf "Muse – Haarp, endlich Live!"

  1. Rakete sagt:

    Mal ganz im Ernst: Mach mehr Absätze!

  2. John K. Doe sagt:

    absätze werden überbewertet – streng dich beim lesen mal ein bischen an. der leser muss gefordert werden!

  3. sledder sagt:

    und mach mal den Satz hier sinnvoll:

    „Da kann die Band live großartig sein wie sie will, live muss dann doch nicht sein.“

  4. ouh….willst du mein zweit-lektor werden? habs geändert – danke!!!!

  5. sledder sagt:

    Vergiss es, hier gaebe es ja soviel zu lektorieren, dann koennte ich gar keine cervezas mehr bei den 29º hier unten geniessen.

    Uebrigens: Ich wuerde in den geaenderten Satz noch ein Komma vors „muss“ setzen!

  6. John K. Doe sagt:

    gemacht chef! der rest ist mir schnuppe – das wird mir zuviel 😉

  7. kero sagt:

    Blocksatz ist so was von 90er. Da bekommt man Augenkrebs ;-).

  8. Brick sagt:

    Bin wohl etwas off-topic, aber die Scheibe ist echt mal geil. Danke für den Tipp.

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