Rezensionen

Kino: "Hannas Reise"

Behinderte Juden zählen doppelt
22. März 2014

Eine kleine Liebelei zwischen Deutschland und Israel: „Hannas Reise“, der neue Film von Julia von Heinz, spielt mit Klischees und Vorurteilen und weiß, dass die Beziehung zwischen Deutschen und Israelis kompliziert bleibt.


I Heart Sharks - Summer

This is the Neuzeit*
27. Oktober 2011

Nicht mehr ganz zur Jahreszeit passend kommt unter dem Titel „Summer“ das Debutalbum des Berliner Indietronic-Trios I Heart Sharks daher. Berlin? Das musste ich im Presseinfo zweimal lesen, denn was diese Jungs fabrizieren klingt dann doch very british, und das nicht nur dank des knallharten englischen Akzents der Gesangsstimme.


Lesung im Deutschen Theater

Uwe Timm beim Literaturherbst
24. Oktober 2011

Am Sonntag war der Autor Uwe Timm im Deutschen Theater zu Gast. Im Rahmen des Göttinger Literaturherbstes las er aus seiner Novelle „Freitisch“ und sprach über Politik. Ein literarischer Abend jenseits des akademischen Käfigs.


Jupiter Jones | Beatsteaks

Weichgespülte Popscheiße
13. März 2011

Mit Jupiter Jones hat unser Autor sowas wie seine letzte deutsche Lieblingsband verloren. Den Schritt auf ein Majorlabel lässt die Band ihre eingefleischten Fans mit horrenden Qualitätseinbußen bezahlen. Und es ist nicht das erste mal, dass ihm das passiert.


Wenig Schall, kaum Wahn: Tocotronic Nummer Neun
6. Februar 2010

Carsten Klook und Jan Kühnemund haben unlängst in der Online-Ausgabe der Zeit Musikschreiberei aus zwei Blinkwinkeln betrachtet. Während Klook sich dem Gewäsch der Verkäufer widmete, ging es in Kühnemunds hochinteressanter Replik um den Musikjournalisten an sich. Abgekürzt: beide können nichts. Und eines der Beispiele liegt auf der Hand. Kaum ein Titelblatt der aktuellen Musikjournaille kommt derzeit ohne Tocotronic aus. Das reicht vom Hochglanz-Klopapier á la Piranha bis in die zahlreichen Feuilletons der Bildungsbürger. Der mediale Kniefall vor der Band könnte einhelliger nicht sein. Warum ist das so? Möglicherweise weil Deutschpop um Gegensatz zu Britpop eigentlich nichts weiter, als ein ziemlich keimiger, langweiliger Trog ist, aus dem wirklich nichts glänzen kann. Die Protagonisten allesamt gesichtslose Gestalten, denen man nicht zuhören mag. Es gibt keine Gallaghers und schon keinen Jarvis Cocker. Deutschpop kennt keinen ehrlichen Schmutz, wir freuen uns über eine Band, die wenigstens intellektuell ein Zeichen setzen kann. Und die Mitstreiter Blumfeld haben bereits aufgegeben. Wir pflegen was wir haben.


Mew’s Platte mit dem langen Namen
19. Oktober 2009

Ein dänischer Freund sagte mal zu mir “Wir haben es gut, wir haben unsere eigenen Radiohead!“ Starke Worte. Nebenbei, Radiohead konnte ich noch nie wirklich was abgewinnen. Kompositorisch durchaus interessant, wenn ich mich aber zwischen total toll und eher total scheiße entscheiden müsste, würden die Briten letzen Kommentar kassieren (mit Einschränkungen). So mancher Indie-Slacker wird sich jetzt ins Höschen machen. Bei Mew sieht alles völlig anders aus. In meiner kleinen Hierarchie genialer Bands stehen sie ziemlich weit oben. Die Band mit dem manchmal fragil gewagten Falsett-Gesang hat sich noch nicht einen dokumentierten Ausrutscher erlaubt.


Björn Kleinhenz – B.U.R.M.A.
25. September 2009

Be undressed and ready my angel. Eine sehr amerikanische Art, romantisch zu sein. Björn Kleinhenz betitelt sein neues Album nach einer Akürzung, die amerikanische Soldaten im 2. Weltkrieg in Briefen an ihre Liebsten verwendeten. In einem Interview sagt er dazu, er wollte diese Floskel (oder die Abkürzung) schon immer mal verwenden. Verstehen muss man das wahrscheinlich nicht.


DVD fürs Wochenende? Thrice – Live at The House of Blues
30. März 2009

YOU’VE TO LISTEN TO THIS. sometimes THRICE. before you like it. In den letzten Jahren tauchte der Begriff „Post-Hardcore“ überall da auf, wo Musikjournalisten einen Trend ausmachten, bei dem die Energie von Hardcorepunk mit der Instrumentierung und Komplexität anderer Genres fusionierte. Auch THRICE müssen sich mit diesem Begriffbrocken herumschlagen. Auf die Band aus Irvine (Californien) wurde ich erstmals 2003 aufmerksam als mir eine Freundin – gerade aus dem berüchtigten Texas in die norddeutsche Provinz gezogen – das bereits dritte Album der Band The Illusion of Your Safety in die Hand drückte. Dieses Stück Musik traf mich auf eine Weise, wie ich sie nicht kommen sehen konnte, denn der Sänger sang nicht nur – nein, er brüllte auch wie am Spieß. Das war also HARDCORE, wusste ich sobald und war begeistert. Der Gitarrist Dustin Kensrue spielte meist schnelle Riffs, die Leadgitarre unter der Führung von Teppei Teranishi frickelte was das Zeug hielt der Basser und der Drummer machten auch irgendwie alles richtig und die Texte bewegten sich zwischen Auto- und fremdgerichteter Aggression und Liebeskummer. Super! Ich konnte sie bald auswendig und sang – damals noch bei Mutti wohnend – lauthalt mit. Im selben Jahr kam auch ihre Platte The Artist in
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Black As Chalk – mehr als Göttinger Muckertheke?
19. Februar 2009

Im Redaktionsbriefkasten heute eine Premiere. Eine Band hat es gewagt sich direkt in die Reviewhölle des mittelmäßigen online-Provinzjournalismus zu wagen. Offensichtlich haben Black As Chalk bisher vor allem mit Zurückhaltung geglänzt, eine Fähigkeit die den meisten Kleinstadtbands fehlt. Gehört habe ich von Black As Chalk bisher jedenfalls nicht und ich bin fast geneigt zu sagen: leider nicht.


The Taint – Secrets and Lies, schreckliche siebeneinhalb Minuten
17. April 2008

Schade! Denn eigentlich sollte das jetzt ein The Taint-Abfeier-Review werden. Das war so, bis ich zum Song „What the crow saw“ vom neuen Album „Secret and Lies“ vorgedrungen war. Bis dahin geht alles gut – Gottseidank. Es ist der siebente Song auf dem Album. Siebeneinhalb Minuten, die ich jetzt irgendwie aus meinem musikalischen Gedächtnis löschen muss. Die Band aus dem britischen Swansea gibt es seit vielen Jahren, Notiz von ihr genommen habe ich erst vor kurzem. Reichlich verspätet bekam ich das Album „The ruin of nova roma“ in die Hände. In der Fülle sich wiederholender Metalbands im weiten Hardcore-Umfeld eine wirklich positive Überraschung. Die Band, immerhin gibt es sie schon seit 1994, hat einen unglaublich coolen Sound, ein gesunder Mix aus Metal, Stoner, Hardcore und kantigem, alten Rock! The Taint schafften es auf der LP völlig eigenständig zu klingen und ballern ganz souverän den Gleichklang in die Wüste.