Demo für bessere Bildung

… und kaum wer geht mehr hin
von am 18. November 2011 veröffentlicht in Bildungsstreik, Politik, Titelstory, Unipolitik

Rund 300 Personen haben am Donnerstag in Göttingen für Reformen im Bildungssystem demonstriert. Der Bildungsstreik geht damit in die vierte Runde, die Teilnahme ist aber erheblich schlechter als noch zu Beginn im Sommer 2009. In den Fokus rückte auch die Situation ausländischer Studierender.

Die meisten regionalen Medien waren da, Schüler*innen, Auszubildende und Studierende hingegen ließen sich bitten. Im Rahmen der „global weeks of action for education“ fanden sich lediglich rund 300 Personen am frühen Nachmittag auf dem Göttinger Zentralcampus ein, um ihre Forderungen nach Reformen im Bildungssystem zu erneuern. Zwei Stunden lang zog die Demo unter Polizeibegleitung durch die Innenstadt. Einziger Zwischenfall: Die Demospitze verpasste bei einem kurzen Zwischensprint die Nikolaistraße und bog stattdessen in die Kurze Straße ein. Nach Verhandlungen mit der Polizei wurde die Demoroute spontan abgeändert.

Eine Zwischenkundgebung gab es vor dem Neuen Rathaus, zuvor wurde für rund 15 Minuten die Kreuzung am Hiroshimaplatz blockiert. Die Demo endete mit weiteren Redebeiträgen vor dem Präsidium der Universität auf dem Wilhelmsplatz. Polizist*innen hatten sich vor dem Eingang des Präsidiums platziert, um eine mögliche Besetzung zu verhindern.


Die Demospitze erreicht das Weender Tor.

In mehreren Redebeiträgen wurden unter anderem das Abitur nach acht Jahren und Zulassungsbeschränkungen zum Studium kritisiert. Außerdem wurde ein zunehmender Leistungsdruck für Schüler*innen und Studierende bemängelt. Eine Demokratisierung des Bildungssystems forderte die Grüne Jugend. Unter anderem sollten Schüler*innen ihre Lehrer*innen selbst wählen dürfen. Auch die Anarchosyndikalistische Jugend sprach sich für eine radikale Umstrukturierung des Bildungssystems aus.

Neu im Vergleich zu vergangenen Bildungsprotesten war die Thematisierung der Situation ausländischer Studierender in Göttingen. In mehreren Redebeiträgen wurde auf die vergleichsweise hohen Kosten der obligatorischen Deutschkurse und -prüfungen für Studierende aus dem Ausland hingewiesen, die noch dazu mit einer hohen Durchfallquote einhergehen würden. Ein Redner der Linken.SDS warf die Frage auf, ob die Uni sich an ausländischen Studierenden bereichern wolle. Mehrfach wurden kostenlose Deutschkurse gefordert.

Der Bildungsstreik hat sich damit seit seinem Beginn im Sommer 2009 inhaltlich weiter entwickelt, an Anziehungskraft scheint er aber eingebüßt zu haben. Zogen im Juni 2009 noch gut 10.000 Schüler*innen und Studierende durch die Göttinger Straßen, waren es diesmal erheblich weniger. Und das, obwohl erstmals auch der Göttinger AStA zu einer Bildungsstreik-Demo aufgerufen hatten. Der vorherige mitte-rechts AStA hatte sich aus den Protesten stets herausgehalten. Nach Einschätzung des aktuellen linken AStA haben die Bildungsproteste der vergangenen Jahre bislang lediglich minimale Verbesserungen bewirkt.

Bildergalerie

Fotos: rakeeede

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Ein Kommentar auf "… und kaum wer geht mehr hin"

  1. naja sagt:

    Ich kann mich irgendwie nicht daran erinnern, dass die ASJ eine Umstrukturierung des Bildungssystem gefordert hat? In dem Flyer von den Leuten war eher eine Kritik am Bildungsstreik zu lesen. Was mir noch im Kopf geblieben ist von dem Flyer ist, das bemängelt wurde, dass überhaupt Forderungen an die Politik gestellt werden bzw. das die Forderungen jediglich für den „wichtigen“ Teil der Geselschaft eine Verbesserung gefordert wird.

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