Ein Monat Beratung für Korporierte

„Das Telefon stand nie still“
von am 27. Juni 2011 veröffentlicht in Studentenverbindungen, Unipolitik

Seit Ende Mai sorgt das Beratungstelefon für Verbindungsstudierende des Göttinger AStAs für Aufsehen – nicht nur in Göttingen, sondern auch darüber hinaus. Monsters hat bei Thorsten, einem der Verantwortlichen, nachgefragt, was das Team von der massiven Kritik an seinem Projekt hält und wie die ersten Beratungsgespräche verlaufen sind.

MOG: Seit rund einem Monat gibt es jetzt das Beratungstelefon. Wie war bisher die Resonanz?

Thorsten: Wir hatten viele Anrufe, gerade bei den ersten zwei Malen stand das Telefon eigentlich nie still. Die Anrufe kamen mehr oder weniger aus dem gesamten Bundesgebiet. Meist wollten die Leute aber nicht sagen, in welcher Burschenschaft oder Verbindung sie sind, sondern haben das sehr allgemein gehalten. Bei den letzten Malen ist der Andrang ein bisschen abgeflaut und wir hatten so drei bis vier Anrufe pro Schaltung des Telefons.

Worum ging es in den Gesprächen genau?

Meistens fühlen sich die Anrufenden in ihrer Zeitplanung sehr eingeschränkt, durch die Verbindlichkeit der ganzen Veranstaltungen, die im Verbindungswesen ablaufen. Sei es das ritualisierte Trinken oder andere Pflichttermine wie der Besuch zum Frühschoppen bei befreundeten Verbindungen. Vielen sahen dadurch sogar ihr Studium in Gefahr und wollten Tipps haben, wie sie sich in diesen Abläufen selber behaupten können.

Zum Thema
Wir hatten vor einem Monat bereits zum Start des Beratungstelefons berichtet.
Zum Thema Burschenschaften hatten wir außerdem kürzlich anlässlich des „Burschentages“ in Eisenach ein Interview zu den Protesten dagegen geführt.

Das heißt, der überwiegende Teil der Anrufe ist schon ernst gemeint?

Letztendlich haben wir keine Möglichkeit, das nachzuprüfen. Er gab sicher ein paar Anrufe, die nicht ernst gemeint waren. Sei es jetzt die Bestellung einer Pizza oder wenn dann am Ende des Gesprächs Schimpftiraden fielen. Aber es war auf jeden Fall eine Vielzahl von ernst geführten Beratungsgesprächen dabei.

Habt ihr das vorher so erwartet? Bei einem ähnlichen Projekt in Leipzig gab es ja kaum ernsthafte Resonanz.

Eigentlich hatten wir das nicht erwartet. In der Tat war es in Leipzig so, dass die Anrufe dort relativ mau waren. Ein Unterschied ist natürlich, dass in Göttingen die Verbindungsszene sehr viel größer ist. Außerdem hatten wir auch ein großes Medienecho, das wir so aber auch nicht erwartet hatten. Das hat wahrscheinlich auch dazu geführt, dass das Telefon überregional ziemlich bekannt geworden ist.

Das angesprochene Medienecho war ja durchaus beachtlich. So gut wie alle tagesaktuellen Göttinger Lokalmedien haben berichtet, aber auch überregionale Medien wie der Deutschlandfunk. Könnte man sagen, dass diese öffentliche Aufmerksamkeit für die Thematik auch eines eurer Ziele war?

Natürlich war es auch ein bewusstes Ziel von uns, die Probleme, die im Verbindungswesen für die Einzelnen auftreten können, zu thematisieren. Das Thema ist sonst ja nicht so präsent und von den Verbindungen wird auch versucht, das nicht an die Öffentlichkeit zu lassen. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum Verbindungen sich jetzt so über das Telefon empören. Klar gibt es in der Öffentlichkeit auch viel Kritik an der politischen Ausrichtung von Verbindungen, aber was das Verbindungswesen mit den einzelnen Betroffenen macht, das wird kaum thematisiert. Es war uns durchaus ein Anliegen, dafür ein Problembewusstsein zu schaffen.

Von verschiedenen Seiten, vor allem aus der Verbindungsszene und vom RCDS, seid ihr massiv kritisiert worden. Unter anderem wirft man euch die Verschwendung studentischer Gelder vor. Was kostet das Projekt denn eigentlich?

Die Kosten liegen im niedrigen dreistelligen Bereich. Das waren die Miete für die Räumlichkeiten der Pressekonferenz und die psychologische Schulung. Laufende Kosten haben wir nicht, weil wir das alles ehrenamtlich machen.

In den Reaktionen auf euer Projekt wurde öfters auch kritisiert, ihr würdet nicht zwischen den einzelnen Verbindungen differenzieren und von den in der Deutschen Burschenschaft organisierten Burschenschaften bis zu den Blauen Sängern und der Akademischen Turnverbindung Gothia-Alemannia (ATV) alles in einen Topf werfen.

Eigentlich ist uns nicht bewusst, dass wir das machen. Wir sehen solche Tendenzen selber auch sehr kritisch, weil man durchaus differenzieren muss zwischen den unterschiedlichen Verbindungen. Aber natürlich finden sich in rund 95 Prozent der Verbindung ein männlich dominiertes Weltbild und deutlich konservativere Einstellungen als im Durchschnitt der Gesellschaft. Auch das Lebensbundprinzip und die Verpflichtung des Einzelnen gegenüber der Gemeinschaft findet man in fast allen Verbindungen. Wenn die Verbindungen sich durch das Beratungstelefon angegriffen fühlen, dann sind sie sich wohl auch selber darüber bewusst, dass sie nicht vollkommen losgelöst sind vom übrigen Verbindungswesen. Aber natürlich kann man nicht sagen, dass jede Verbindung so kritisch zu betrachten ist, wie die Burschenschaften es sind.

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18 Kommentare auf "„Das Telefon stand nie still“"

  1. UlrichWitt sagt:

    Für die Blauen Sänger kann ich sagen, dass wir selbstverständlich NICHTS gegen Beratungstelefone haben. Natürlich muss Menschen in Bedrängnis geholfen werden, soweit es möglich ist. Dabei muss es egal sein, ob es sich um Menschen handelt, die aus ihrer Familiensituation heraus, in ihrem beruflichen oder universitären Umfeld oder auch im relligiösen oder politischen Bereich – links wie rechts – gemobbt, gedemütigt, unterdrückt oder sonstwie in Bedrängnis gekommen sind.

    Kern und Zusammenhalt der Blauen Sänger ist die freie Auseinandersetzung mit kulturellen Themen – und eine solche kann NIEMALS einhergehen mit Mobbing, Demütigung und Unterdrückung. In sofern können wir ruhigen Gewissens sagen, dass wir uns nicht von irgendwelchen Beratungstelefonen angegriffen fühlen. Wäre dem so, hätten wir mit Sicherheit auch kein Hinweisplakat auf das Beratungstelefon in unserem Eingangsbereich im Haus aufgehängt.

    Wogegen wir uns jedoch scharf wehren, ist jegliche Form POLITISCHER Vereinnahmung oder „Befärbung“, wie der Interviewpartner Thorsten vom AStA hier tut. Es ist ALLGEMEIN BEKANNT, dass zwischen den Blauen Sängern und anderen Göttinger Verbindungen KEINE Form der Zusammenarbeit gibt, schlicht weil es durch die Konzentrierung unserer Arbeit auf kulturelle Fragen und Arbeit (Symphonieorchester, gemischter Chor, Theater, Bigband) gar keine gemeinsame Basis gibt, auf der eine Zusammenarbeit überhaupt denkbar wäre. Es gibt keine (partei- oder gesellschafts-)politischen, sportlichen, religiösen oder gar nationalen Themen, die uns bei der altiven Auseinandersetzung mit Musik und Theater helfen könnten.

    Für uns sind viel eher die tatsächlich exisierenden Zusammenarbeiten hilfreich, die die Blauen Sänger immer wieder pflegen, so z.B. mit der jüdischen Gemeinde in Göttingen, dem Göttinger Symphonie Orchester, dem Deutschen Theater Göttingen, dem ThOP und anderen Kultureinrichtungen Göttingens.

    Selbstverständlich kann gemeinsame Arbeit, auch kulturelle Arbeit, nur dann funktionieren, wenn die/der Einzelne sich der Gemeinschaft verpflichtet fühlt. Ein Symphonieorchester kann nur dann gemeinsam ein Werk einstudieren und aufführen, wenn die/der Einzelne bereit ist, sich selbst die Zeit zu nehmen und das Werk zuhause zu üben und regelmäßig zu den Proben zu gehen. Dass bei den Blauen Sängern dabei trotzdem ein freier und unbedrängter Geist herrscht, beweisen die Zusammenarbeiten, die mit Sicherheit NIE immer wieder zustande kämen, wenn er bei uns fehlen würde.

    Den Versuch des AStA-Mitgliedes Thorsten hier im Interview,die Blauen Sänger durch vorgeschobene Unwissenheit in die Nähe von Unterdrückern zu positionieren, ist daher ungeheuerlich. Eine derartige politische Einvernahme weise ich scharf zurück. Außerdem biete ich hiermit aktiv an, mich hier im Rahmen eines Interviews den kritischen Fragen zu stellen und die Position der Blauen Sänger und seines Dachverbandes zu erläutern.

    Ulrich Witt
    Mitglied des Pressereferates des Sondershäuser Verbandes Akademisch-Musikalischer Verbindungen (SV) und
    Dirigent des Orchesters der Blauen Sänger
    ulrich.witt@blauesaenger.de

  2. Rakete sagt:

    Hallo Ulrich, entschuldige bitte, aber ich kann absolut nicht nachvollziehen, woher deine Aufregung kommt. Thorsten vom Asta hat die Blauen Sänger mit nicht einem Wort erwähnt, lediglich in der Frage kommen sie vor. Also immer schön Ruhe bewahren.

  3. UlrichWitt sagt:

    Eben. Der Interviewer hatte uns ausdrücklich erwähnt. Thorsten hat daraufhin zwar hingewiesen, das Differenzierung wichtig sei – im Weiteren aber KEINE Differenzierung vorgenommen. Es erfolgte lediglich die Aussage, dass „in rund 95 Prozent der Verbindung ein männlich dominiertes Weltbild und deutlich konservativere Einstellungen als im Durchschnitt der Gesellschaft“ herrschen würde. Thorsten lässt dadurch den Leser BEWUSST im Unklaren darüber, ob die Blauen Sänger (bzw. die in der Frage miterwähnte ATV) auch zu den 95% gehören oder nicht. gerade WEIL wir in der Frage erwähnt wurden, wäre es für ihn ein Leichtes gewesen, genauer zu differenzieren. Die gewählte Art ist KEINE Form der Differenzierung und in dieser Form nicht akzeptabel. Ich biete aber gerne noch einmal an, im Rahmen eines Interviews ausführlich auf Fragen zu antworten. Meine Mailadresse ist bekannt.

  4. retmarut sagt:

    Und so wird sich beispielsweise an anderen Unis kritisch mit dem Thema Verbindungsunwesen beschäftigt: Aktueller Artikel aus dem Greifswalder Studierendenmagazin „Moritz“ (herausgegeben von der Verfassten Studierendenschaft der dortigen Uni).
    Kein Wunder, dass es immer wieder Verbinder gibt, die u.a. aufgrund solcher und ähnlicher Erlebnisse aus ihrem „Lebensbund“ ausscheiden wollen. Nicht selten sind sie dann aber mit einem aggressiven Korpsgeist „auf dem Haus“ konfrontiert, sozialer Druck, Mobbing und Psychospielchen eingeschlossen. Genau aus diesem Grunde wurde in Göttingen vom AStA Göttingen das Notruf- und Infotelefon geschaltet, um Aussteigewilligen bei diesem nicht ganz leichten Schritt psychologisch zu stützen.

    Hier der „Moritz“-Beitrag von Oleg Maximow:
    „Heute habe ich meine Wohnung geputzt, damit ich guten Gewissens wegfahren kann. Mein Mitbewohner kann ganz schön grantig werden, wenn die Wohnung mal im Dreck versinkt. Dann denke ich jedoch daran, wie es in meinem ersten Jahr in Greifswald war und warum ich ausgezogen bin. Damals lebte ich noch auf einem Verbindungshaus. Ich war naiv und kannte keinen.

    Es war das erste WG-Zimmer, was ich besuchte und sofort bekam. Nach und nach lernte ich jedoch mehr und mehr, dass meine liberal-naive Vorstellung von einer Verbindung überhaupt nicht zutraf. Und hier rede ich nicht von Konservativismus. Der ging mir nicht so auf die Nerven, wie das ständige stumpfe Betrinken und die ständigen Hausbesuche von anderen Verbindungen. Zugegeben, anfangs mochte ich das fröhliche Treiben und dass immer irgendwas auf dem Haus abging. Aber nach einen halben Jahr ist es ermüdend, immer wieder dasselbe zu machen. Immer im selben Kreis, am selben Ort. Halbverschlossen vor der Öffentlichkeit. Vor allem wenn die Gäste meist eine Horde Hardcore-Biertrinker sind. Ein Abend blieb mir besonders in Erinnerung. Als mehrere verschiedene Verbindungen auf unseren Haus Gäste waren. Einige von meinem Bund hatten ihre Fahnen gestohlen, die immer draußen vor jedem Verbindungshaus hängen.

    Sie waren wütend deswegen. Es ging um Ehre und exzessives Biersaufen. Braveheart-like brüllend und grölend polterten sie in den Festsaal rein. Sie hatten pro Farbe, die sich auf ihrem Verbindungsband befindet, einen Kasten Bier dabei. Auf den meisten Bändern, die man um die Brust trägt, sind entweder zwei oder drei Farben drauf. Bedeutet: An diesem Abend musste jeder von ihnen in kürzester Zeit drei bis vier Liter Gerstensaft in sich reinschütten. Damit begannen sie auch sofort. Der damalige Chef meiner Verbindung schrie mich und ein paar andere hysterisch an, alle vorhandenen großen Behältnisse sofort in den Raum zu schaffen. Aus diesem hörte man das Brüllen und Speien von vielen Rachen. Nur eine natürliche Reaktion des Magens auf zu viel Flüssigkeit. Dachte ich jedenfalls. Eigentlich musste ich für eine Klausur lernen und wollte nichts mit den Spektakel zu tun haben. Doch in der Luft lag eine Art Bedrohung. Eine Bedrohung für den teuren Parkettboden im Saal. Alles an Schubkarren, Eimern und Ähnlichem brachten wir daraufhin in den Raum mit den Bierberserkern.

    Statt zu warten, dass sie von alleine von zu viel Flüssigbrot platzen, schoben sich die meisten ihre Hand tief in den Rachen. Bier aufmachen. Bier exen. Hand reinstecken. Kotzen. Genuss ist was anderes. Es ist Exzess.

    Einem von ihnen ist das Bier in die voll-gefüllte Schubkarre reingefallen. Völlig ungeniert holte er dieses raus, schluckte es leer und schoss einen Strahl, mit dem Geräusch einer sterbenden Giraffe, wieder in den Karren. Völlig betäubt starrte ich auf dieses Sodom und Gomorra des „kühlen Blonden“. Dabei ist der Begriff eigentlich in diesem Zusammenhang falsch gewählt. Wenn das Bier eine kühle Blonde, wie in der Köstritzer Werbung wäre, dann war sie gerade auf Crack und hatte einen Gangbangmarathon hinter sich. Bei den Gedanken schüttelt es mich.

    Ich war wieder in meiner jetzigen Wohnung, die Geschichte lang wieder in der Vergangenheit. Jetzt wusste ich wieder, warum ich nicht mehr da wohnte. Erleichtert wusch ich das Geschirr und packte meine Sachen ein. Am nächsten Morgen fuhr ich auf die Fusion, um dem kollektiven Exzess zu frönen und Neues zu erleben. Dieser dauert vier Tage. Und danach freue ich mich nur noch auf meine Wohnung. Die ruhig ist. In der nichts passiert, wenn ich nicht will. Auf den Genuss eines Sonntagsbieres.“

    Quelle: http://webmoritz.de/2011/07/01/vier-liter-in-50-minuten/#IDComment168567402

  5. Mach kaputt... sagt:

    @ retmarut: “
    Nicht selten sind sie dann aber mit einem aggressiven Korpsgeist „auf dem Haus“ konfrontiert, sozialer Druck, Mobbing und Psychospielchen eingeschlossen. “

    Schade, dass es in dem Moritz-Artikel in keinster Weise darum geht. Genauso ein undifferenzierter Mist, wie die Aussagen von Freund Thorsten.
    Arm ist sowas.

  6. UlrichWitt sagt:

    Mir erschließt sich der Zusammenhang leider nicht. Es gibt in Greifswald nicht mal eine Verbindung des Sondershäuser Verbandes.

    Wir beziehen uns DIREKT auf die Aussage von Thorsten, die er für den AStA Göttingen getroffen hat: „Wir sehen solche Tendenzen selber auch sehr kritisch, weil man durchaus differenzieren muss zwischen den unterschiedlichen Verbindungen.“ Der AStA Göttingen – nicht irgendein Magazin in Greifswald – wird sich daran messen lassen müssen, WIE er dieser Selbstverpflichtung zur Differenzierung nachkommt, um seine Glaubwürdigkeit in diesem Punkt zu behalten.

    @retmarut
    Ich empfehle als (Gegen-)Lektüre folgenden Link, dort
    http://de.indymedia.org/2006/05/145835.shtml

  7. UlrichWitt sagt:

    Entschuldigung, zu früh gesendet. Der Satz vor dem Link muss enden mit „… insbesondere die Kommentare.“

  8. retmarut sagt:

    @ UlrichWitt: „Mir erschließt sich der Zusammenhang leider nicht.“
    Das tut mir für Dich leid. Im Interview mit Thorsten geht es um das Notruftelefon, das eingerichtet wurde, um aussteigewillige Verbinder zu unterstützen und psychologisch zu beraten.
    Bei dem Beitrag aus dem „Moritz“ der Verfassten Studierendenschaft Greifswald („irgendein Magazin in Greifswald“), den ich obig verlinkt hatte, wird an einem plastischen Beispiel aufgezeigt, warum jemand aus einer Verbindung ausgetreten ist.

    PS: Faszinierend, mit welchem Verbissenheit Du hier auf MoG immer wieder für die „Blauen Sänger“ die Werbetrommel rührst. Ich bezweifle aber, dass Du auf dieser Plattform viele neue Mitglieder keilen kannst. – Also mal weg von der missionarischen Werbetour hin zur sachlichen Diskussion über das Interview und die Notwendigkeit eines solchen Notruftelefons. Wenn also auch ihr (wie Du schreibst) für das hiesige Beratungsangebot seid, warum echauffierst Du Dich dann hier im Kommentarbereich so dermaßen? Das ist doch schizophren.

  9. kimkin sagt:

    Das ist ja echt kaum auszuhalten – von jeder seite. Einerseits, dass von Verbindungsseite gedacht wird, MoG sei das offizielle, legitime Verlautbarungsorgan der Göttinger Linken und hier sei der Ort für Dialoge – ist nämlich nicht. Andererseits, dass hier mit starker Vehemenz ein korporierte Popanz aufgebaut wird, der leider die Gefahren, die von manchen Korporationen ausgehen, nivelliert – die Gefahr der Bürckenkopffunktion zu rechtsradikalen Gruppen, wie sie bei einigen DB-Gruppen auftritt. Aber: der average Verbinder ist eben meistens nur ein average CDU-Wähler; solche Leute will ich zwar nicht in meiner Nähe haben, sind in der Regel zum Kotzen – aber nun keine Gefahr für politisches Leib und Leben. Genauso wenig wie jeder Linke-Wähler Antisemit ist, ist jeder Verbinder ein Deutsch-Nationaler – und man tut der Analyse und Kritik keinen Gefallen das (in beiden Fällen) zu übersehen…
    Nur: Das ist, denke ich, jedem hier klar.
    Ich kann UlliWitts Dialogwunsch auch schon verstehen, schließlich nerven mich Undifferenziertheiten auch, und will nicht als Anti-Imp-Linker bezeichnet werden…nur, Ulli: da solltest Du vllt mal beim asta nachfragen, ob die mit Dir reden wollen, oder direkt an die Redaktion schreiben; in MoG Foren, so geht es mir jedenfalls, finde ich Verbinder-Anliegen – auch wenn ich sie manchmal sogar nachvollziehen kann – immer nervig, und evozieren Ablehnung meinerseits. Ich geh ja auch nicht auf Euer Gästebuch bei den Sängern, und laber Euch voll, dass deutsche VolksliederSingen scheiße ist.
    Aber: der asta als öffentliches Organ sollte da offener, dialogischer strukturiert sein. frag mal. Vielleicht gibs ja eine Podiumsdiskussion zwischen Basisgruppen und Verbindungen, nach der sich alle lieb haben.
    kimkin

  10. Dr. Gonzo sagt:

    @kimkin, dein aufgeblasener technolekt ist echt unertäglich und „kaum auszuhalten“! kannst du dich nicht woanders rhetorisch verausgaben?
    „Das ist ja echt kaum auszuhalten – von jeder seite“ -> wie war das mit der extremismustheorie: „keine queerfront auf monsters“ ???
    (die aufgebläuten sänger sind übrigens auch nicht besser)

    grüße von „allen seiten“ und überall!

  11. kimkin sagt:

    Sorry, Gonzo, da ich anfänger im Foren-Schreiben bin, muss ich den richtigen Ton noch finden.
    Nur: dein Beitrag ist heftig, und betrifft genau das, was ich sagen wollte: wir reden hier über Verbindungen und kleine (manchmal richtig feine) linke „Fanzines“. Da nun mit Extremismustheorie anzukommen, ist … „kaum auszuhalten“. Die Parallelisierung eines mE zu bekämpf Diskuses, der die Struktur des Holocaust mit den Verbrechen des Stalinismus (et al) gleich zu setzen will, (und dadurch einen krassen erinnerungspolitischen backlash darstellt), mit meinem Beitrag ist sehr unangenehm; das was unter dem begriff „extremismustheorie“ problematisiert und skandalisiert wird, verkommt so zum nicht mehr ernstzunehmenden Reflex, wenn so unbedeutende BEiträge, wie der meine, unter solch ein Label gesetzt werden. Und querfront?

  12. kimkin sagt:

    Da gilt ähnliches; die Relativierung und genaue Positionierung der eigenen Diskursposition.
    Was mich, und viele andere auch, stört, ist die Art und Weise, wie über Korporationen diskutiert wird. Wir – damit meine ich die virtuelle gruppe der radikalen Linken – haben in den letzten JAhren /Jahrzehnten äußerst elaborierte Konzepte zur Kritik der sozio-kulturellen Wirklichkeit entwickelt, die äußerst nützlich sind, aber wenn es um das Phänomen Korporationen geht, fallen wir hinter diese analytische Komplexität meilenweit zurück und verharren in Phrasen. Das stört mich und damit melde ich mich dann auch ab aus der Debatte, nicht ohne den ältlichen Hinweis zu geben, doch seine Aussagen einer Selbstbeobachtung zu unterziehen; das würde v.a. der Göttinger Linken gut tun.

  13. rudi sagt:

    heute ab 19 Uhr treffen sich Göttinger Burschis im Bullerjahn!

  14. Verbindungsstudent sagt:

    Und jetzt ?

  15. winston_wants_victorygin sagt:

    netter handshake und n bier?!

    obs für Burschimützen Freibier auf der Juziparty gibt
    *just thinking aloud*;-)

  16. Vicky sagt:

    Niemand bestreitet, dass es Verbindungen gibt, die rechts oder sogar rechts-extrem sind. Einige tragen dies offen zu Tage und sind erschreckender Weise auch noch stolz darauf.
    Das einzige was meiner Meinung nach zur Debatte steht ist, dass nicht alle Verbindungen gleich sind!
    Viele sind explizit unpolitisch und eventuelles politisches Engagement der einzelnen Mitglieder ist privat. Dabei ist es egal ob derjenige bei den Piraten, in der SPD, der FDP, den Grünen oder auch Mitglied des ASTA, bei attac oder der Antifa ist… Die Bünde vertreten deren Ansichten nicht und das Bundesleben wird auch nicht von den politischen Themen geprägt.
    Als einen Vorteil könnte man den ungezwungen und unkomplizierten Umgang mit Menschen nennen, die unterschiedliche politische Ansichten haben. Bei derartigen Gesprächen können fruchtbare Diskussionen entstehen, die nebenbei niemandem eine Meinung aufzwingen und dennoch viel erreichen zu können. In unpolitischen Bünden stehen die Menschen an erster Stelle – nicht das Wählerverhalten, ohne dass dabei Scheuklappen getragen werden.
    Dies steht in direktem Bezug zu der urdemokratischen Struktur von Verbindungen. Mit die ersten demokratisch organisierten Vereine überhaupt.

    Es gibt in verschiedenen Dachverbänden Gemischtbünde. In diesen Verbindungen können Männer und Frauen vollwertige und gleichberechtigte Mitglieder werden. Alle haben die gleichen Rechte und Pflichten – Sexismus kann ich hier nicht entdecken.

    Saufzwang herrscht in solchen Verbindungen nicht. Wie jeder andere freie Mensch kann sich das einzelne Mitglied entscheiden ob es 10 Bier innerhalb von 10 min „genießen“ möchte oder lieber nur eine Cola über den gesamten Abend. Wer mir jetzt erzählen möchte, dass das unmenschlich ist und dass außerhalb des Verbindungswesens nie Biere geext werden oder ein paar Bier über den Durst getrunken werden, der sollte noch einmal scharf nachdenken bevor die Tasten des Computers betätigt werden.

    Dachverbände wie der Akademische Turnerbund (ATB) und der Sondershäuser Verband Akademisch-Musikalischer-Verbindungen (SV) haben sich nicht das Saufen auf die Fahnen geschrieben, sondern zum einen gemeinschaftliche sportliche Aktivität und zum anderen Musik und andere Künste.

    Was ist daran so schlimm wenn sich jemand für eine Mitgliedschaft in einer solchen Verbindung entscheidet?
    Und was ist wiederum so schlimm daran, wenn jemand in seiner Fuxenzeit oder auch später bemerkt, dass er oder sie wieder austreten möchte? (sei es aus zeittechnischen oder auch persönlichen Gründen)

    Eine Verbindung ist natürlich eine zeitintensive Aktivität, wie die Mitgliedschaft in anderen Vereinen und Gruppierungen auch. Veranstaltungen wollen organisiert sein, das Bundesleben gestaltet und wenn eine Gruppe viel Zeit miteinander verbringt, dann kommt es natürlich auch zu Streitigkeiten und Freundschaften, die zusätzlich Zeit erfordern. Sind das Phänomene die bei anderen Freizeitaktivitäten und Ehrenämtern nicht auftreten?

    Was ist an der heutigen Auslegungen von Verbindungen (die unpolitische, themenbezogene, nicht farbentragende Gemischtbund-Variante zu Grunde gelegt) so schlimm?
    Und was ist daran so unverständlich, dass sich beispielsweise Ulrich von den Blauen Sängern so darüber aufregt mit Bünden der DB über einen Kamm geschert zu werden? Es sollte doch möglich sein, dass Thorsten – der bei einer Hotline arbeitet, die sich mit Verbindungen befasst – auch in einem solchen Interview mit einem Satz differenziert.

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