Aussteigerhotline

Falsch Verbunden
von am 24. Mai 2011 veröffentlicht in Studentenverbindungen, Unipolitik

Rein kommen ist einfach, raus kommen hingegen weniger: Wer sich einer Studentenverbindung anschließt, geht theoretisch einen Bund fürs Leben ein. Der Göttinger AStA will neuerdings bei der Scheidung helfen. Er hat ein Beratungstelefon ins Leben gerufen, an das sich Korporierte mit ihren Problemen wenden können.

Kein Bock mehr auf Elite? Am AstA-Telefon soll „falsch Verbundenen“ geholfen werden. Eine studentische Initiative hatte das Projekt an den neuen AStA herangetragen, dieser hilft jetzt kräftig bei der Umsetzung. Warum diese Hilfe nötig sei: „Elitärer Leistungsdruck, Homophobie, antiquiertes Rollenverständnis (in Partnerschaften), ausschweifender Alkoholkonsum und Rituale der Unterordnung haben häufig psychische und physische Belastungen zur Folge“, teilt der AStA mit. Vertreter der Zielgruppe melden im Göttinger Tageblatt Zweifel an der Wissenschaftlichkeit dieser Annahme an.

Geschätzte 800 Verbindungsstudenten aus Göttingen, deren Angehörige und Freund*innen könnten sich theoretisch an die Beratungsstelle wenden. Vier dafür geschulte Studierende beraten eine Stunde pro Woche ehrenamtlich. Bei Dingen wie Stressbewältigung und Wohnungssuche wollen sie selber helfen. „Bei Problemen, die unsere Expertise übersteigen, vermitteln wir an unsere Partner“, erklärt Svenja von Jan, eine der Initiator*innen des Projekts. Diese seien die Psychosoziale Beratungsstelle des Studentenwerks, die Rechtsberatung des AStAs und ein professioneller Psychologe.

Dass es in Göttingen Bedarf für eine solche Beratungsstelle gibt, hätte die Projektgruppe in Gesprächen mit Betroffenen und einigen Göttinger Einrichtungen festgestellt, so von Jan weiter. In Leipzig gab es 2007 ein ähnliches Projekt. Da haben dann auch tatsächlich Korporierte angerufen, wissen die Göttinger*innen zu berichten – meist jedoch, um die Person am anderen Ende der Leitung zu beschimpfen. Damit rechnet die Projektgruppe des Göttinger AstAs auch, ist aber vorbereitet: „Wir verweisen dann darauf, dass das ein Beratungstelefon ist, aber offenbar kein Beratungsbedarf besteht, und legen wieder auf“, sagt von Jan.

Das Projekt soll erst einmal bis zum Ende der Legislaturperiode des AstAs im kommenden Februar laufen. Ob es danach weiter geht, hängt neben dem Wahlergebnis auch von der Resonanz seitens der Zielgruppe ab.

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46 Kommentare auf "Falsch Verbunden"

  1. ist_hinterlegt sagt:

    der autor des gt-artikels ist selbst in einer verbindung. lukas breitenbach wird also hochschulpolitischer referent der av palatia göttingen in deren semesterprogramm geführt.
    steht hier zum download: www___palatia-goettingen___de/download/Semesterprogramm.pdf

  2. demi sagt:

    Gut, dass hier keine Vorurteile gegen Verbindungen aufkommen und diese Aktion aus dem Geld der Studierendenschaft mitfinanziert wird (bzw. komplett?). Dünn!

  3. Mach kaputt... sagt:

    Bietet der asta auch ein Sorgentelefon für alle, die nicht mehr dem Schwarzen Block angehören wollen? Ausschweifender Alkoholkonsum, die Dauerbeschallung durch Atzen-Musik, Gewaltmärsche auf jedweden Demos, ausufernde Gewalt durch brennende Straßenbarrikaden… das alles sorgt bei mir für physische und psychische Belastungen.

  4. Die Mitte erobern! sagt:

    Ein Sorgentelefon für Prügelbullen fände ich ja angebracht.

  5. Verbindungsstudent sagt:

    „Vorbild für das Aussteigertelefon ist ein Projekt des StudentInnenrats Leipzig: Bei „Presence“ können Verbindungsstudenten seit 2007 Hilfe suchen. „Ernsthafte Nachfragen von jemandem, der aussteigen wollte, gab es allerdings nie“, sagt der Leipziger Antirassismusreferent Kasimir Wansing.“

    http://www.taz.de/1/nord/artikel/1/anlaufstelle-fuer-maennerbuendler/

    Ihr peinlichen Würste.

  6. winston_wants_victorygin sagt:

    @ Verbindungsstudent:

    wie wär’s hiermit:
    http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/kiosk/artikel/1/die-tradition-im-nacken/
    Du Wurst.

  7. Verbindungsstudent sagt:

    Ist das dein Ernst ? Du willst mir mit einem Artikel über diese Doppelnull eins auswischen? Touché !

    „[Peters]… ist in die SPD eingetreten, wieder ausgetreten, wieder eingetreten, nochmal ausgetreten.“ Wie geil.

    Naja, schauen wir mal was er da morgen Abend so zum Besten gibt. Ich hoffe, ihr bringt euren Zirkus auch wieder mit ?

  8. Harvey sagt:

    Wenn die Kommentator_innen bitte jeweils ihre Würste, Doppelnullen etc. für sich behalten würden wäre das ganz prima.

  9. FCC sagt:

    genau! Bitte keine Kommentare schreiben. Nie wieder.
    Monsters ist sowas von TOD

  10. apl sagt:

    … Ich seh hier auf MOG grade folgende Google-Anzeige:
    Blogsport-Anzeige:
    Burschenschaft Germania
    Wir feiern 150 Jahre Braunschweiger Burschenschaft Germania

  11. retmarut sagt:

    „Ich seh hier auf MOG grade folgende Google-Anzeige:“

    @ Admins: Einfach mal im Adminbereich bei Blogsport Anzeigen von google auf alternativ ändern. Dann erscheint der Rotz auch nicht mehr.

    @ all: Google-Anzeigen docken thematisch an den Keywords der jeweiligen Beiträge an. Daher dürfte es nicht verwundern, wenn bei burschenschaftskritischen Veranstaltungen Werbung für Verbinder durchläuft.

  12. Harvey sagt:

    retmarut: Danke für den Tipp, aber so einfach ist das bei uns nicht, da wir – es ist ja auch optisch zu sehen – nicht eines der Standard-Layouts (Templates) verwenden. Im Prinzip gönne ich persönlich auch Blogsport die Werbeeinnahmen. Übrigens ist es nicht nur der Kontext, der den Inhalt der Anzeige bestimmt. Jedenfalls gilt das für die meisten Menschen, da Google schon versucht, auch personifiziert Interessen zu bewerben. Bei mir meint Google zum Beispiel zur Zeit, dass mich Kredite interessieren müssten (keine Bange, ich nage noch nicht am Hungertuch, ich habe bloß letztens ein wenig im Kredit-Biz recherchiert).

    apl/retmarut: Wir hätten die Möglichkeit, Blogsport zu bitten, einzelne Anzeigen zu sperren. Aber meistens habe ich keine Lust, mir und denen diese Arbeit zu machen. Und: gerade unter Artikeln wie diesen ist der Impact solcher Anzeigen doch quasi gleich null. Es gibt sicher bedeutend fragwürdigere Anzeigen, bei denen man sich wirklich die Arbeit machen kann.

  13. abdafüa sagt:

    der wirbel um dieses telefon ist zwar ganz unterhaltsam, aber auch ziemlich kontraproduktiv. es geht offensichtlich an der ganz ganz ganz überrwiedenden realität im verbindungswesen vorbei. ich glaube, dass dem asta mit der förderung cooler projekte mehr geholfen ist als mit solchen pr-stunts, die schnell nach hinten losgehen können.

  14. retmarut sagt:

    @ abdafüa: Wäre diskutabel, ob es wirklich so kontraproduktiv ist oder nicht.

    Unstrittig ist doch vermutlich, dass mit dem Notruftelefon ein Problem thematisiert wird, das real existiert und wo entsprechender Korpsgeist das individuelle Loslösen von der jeweiligen Verbindung verhindert. Dass die Verbindungen jetzt nach außen Geschlossenheit demonstrieren wollen (z.B. sehr deutlich am Dienstag bei der einführenden AStA-Veranstaltung zur Verbindungsszene), war ja durchaus anzunehmen. Auch dass der RCDS (wie jetzt in der HNA geschehen) versucht, sich noch enger an die Verbinder anzulehnen, und auf das Aussteigerprojekt mit schrillen polemischen Angriffen („Klischee und Vorurteile“, „PR-Gag“, „linksextremistische Kampagne“) antwortet. Diese Umarmungsstrategie des RCDS zielt ja v.a. auf das Spektrum, das selber schon in solch reaktionären „Lebensbünden“ organisiert ist; im Grunde die typische, billige Trittbrettfahrerei des RCDS. Normalstudent_innen werden sich diese RCDS-Hetze wohl kaum zu eigen machen, nicht nur weil sie als Außenstehende das Thema ansich nicht allzu emotional bewegt.

    Das Entscheidende ist doch, ob das Notruftelefon als psychosoziales Beratungsangebot auch die entsprechende Zielgruppe erreicht. Durch den Wirbel seitens der Verbindungsszene ist das Telefon (und dessen Nummer) jedenfalls bei vermutlichen allen Göttinger Verbindungsstudenten angekommen. Das ist doch schon mal was. (Andere Beratungsangebote würden sich freuen, wenn sie so schnell so flächendeckend ihre Zielgruppe erreichten.) Ob die Betroffenen (also die Aussteigewilligen) das dann auch konkret nutzen, wird letztlich von den jeweiligen persönlichen Umständen abhängen (u.a. dem gruppeninternen Druck und der individuellen Leidensfähigkeit der Betroffenen), aber das ist bei jedem Beratungsangebot so. So wie das Projekt angelegt ist, ist es jedenfalls relativ niederschwellig.

    Ob wirklich jemand mittels Unterstützung eines Notruftelefons aussteigt, lässt sich im vorhinein nie sagen. Die Erfahrungen der Exit-Telefone für aussteigewillige Neonazis zeigen jedoch, dass der Bedarf in solchen Szenen da ist und von einzelnen durchaus genutzt werden.

    Ich finde es jedenfalls gut, dass neben der häufig konfrontativen Linie (die gegen organisierte rechte und teils auch rechtsextreme „Lebensbünde“ notwendig ist) und Selbstschutz eben auch Hilfsangebote signalisiert werden. Niemand wird als Verbindungsstudent geboren oder ist von Natur aus ein reaktionärer Klotz, sondern die werden eben durch Riten und Gruppendruck innerhalb solcher Institutionen entsprechend deformiert.

  15. Mach kaputt... sagt:

    „Die Erfahrungen der Exit-Telefone für aussteigewillige Neonazis zeigen jedoch, dass der Bedarf in solchen Szenen da ist und von einzelnen durchaus genutzt werden.“

    Ganz starker Vergleich.

  16. retmarut sagt:

    @ Mach kaputt: „Ganz starker Vergleich.“

    Ja, in der Tat ein sinnvoller Vergleich. Beide gesellschaftlichen Gruppen zeichnen sich durch feste autoritäre Strukturen, einen ganz erheblichen Gruppendruck (Korpsgeist) sowie durch ein (auf rituellen Erniedrigungen basierendes) System aus Führen und Geführtwerden aus. In beiden gesellschaftlichen Gruppen wird von der Gesamtgruppe ein Ausstieg strukturell unterbunden und haben Aussteigewillige mit verschiedenen Formen des Mobbings zu rechnen.
    Dass beide Gruppen zudem ideologische Überschneidungen haben (u.a. altbackenes Männlichkeitsbild, elitäres Selbstverständnis, Geschichtsrevisionismus und Militarismus, rechtes oder rechtsextremes Weltbild), sei nur am Rande ergänzt.

    Daher halte ich den oben getätigten Vergleich für durchaus angebracht.

  17. scheissbonzen sagt:

    Retmarut, hast du irgendwelche Belege für deine Aussagen? Irgendwelche internen Kenntnisse/Erfahrungen? Ich frage mich, worauf du deine Pauschalisierungen stützt. Ein Gros der Verbindungsstudenten, die ich kenne, hat keinen Dienst an der Waffe für unser Vaterland geleistet. Die meisten Verbindungen haben in ihren Statuten die unbedingte Treue zu unserem Grundgesetz an erster Stelle stehen. Du wirst keinen Verbindungsstudenten finden, der die Zeit des 3. Reichs glorifiziert und wenn doch, so ist das nicht stellvertretend für die überwiegende Mehrheit an demokratischen Verbindungsstudenten, sondern ein absoluter Einzelfall.

    Und was spricht gegen ein „elitäres Selbstverständnis“? Wenn sich niemand dazu berufen fühlt, Führungspositionen zu bekleiden, wie soll die Wirtschaft dann laufen? Nur, weil es Gruppierungen gibt, die lieber auf der Straße vor sich hinvegetieren und laut krakeelend und randalierend durch die Städte ziehen, die nicht die Fähigkeit haben, zu führen und anzuleiten, etwas Produktives und Zielführendes zu tun, das auch dem Land und seinen Bewohnern zugute kommt, kann man es anderen, die dazu sehr wohl in der Lage sind, nicht verbieten wollen!

    Wacht doch mal auf aus eurer Verblendetheit.

  18. Broeckelhaus sagt:

    „Nur, weil es Gruppierungen gibt, die lieber auf der Straße vor sich hinvegetieren und laut krakeelend und randalierend durch die Städte ziehen“

    Du hast besoffen vergessen, meist sind die Burschis oder Ballermann – Anhänger dabei echt ganz schön besoffen.

    Achso und wenn Elitedenken dazu führt, dass Menschen verschiedene Wertigkeit zugeschrieben wird, dann ist das ein Problem, besonders wenn dies einen strukturellen und quasi institutionellen Ursprung hat. Und ein Druck des Kollektives, den geschlechterspezifischen Ausschluss und u.a. daraus resultierendes Mackertum wird doch nicht wirklich jemand den Verbindungen absprechen können, der/die ernsthaft mal drüber nachdenkt.

    „zu führen und anzuleiten, etwas Produktives und Zielführendes zu tun, das auch dem Land und seinen Bewohnern zugute kommt“

    Wem kommt denn das zu Gute, wenn Verbindungsstudenten führen und „produzieren“? Sicherlich nicht allen gleich oder gar denen die es am meisten benötigen zuerst, sondern den bereits Privilegierten, die sich auf diese Weise ihren sozialen Status erhalten wollen. Verbindungen bewirken also nichts anderes als eine Reprodunktion des sozialen Gefälles.

    Und wenn du vom schreibst, klingt das für mich dann doch irgendwie nach Nationalismus und den finde ich, insbesondere in einem Land wie Deutschland, für unangebracht. Damit haben wir also elitäres Menschenbild, Sexismus, Nationalismus und die fehlende Fähigkeit als Individuum existieren zu können.

    Klingt für mich schon mehr als kritikwürdig.

  19. retmarut sagt:

    @ scheissbonze:

    Ich bin zu dem Thema gerne zu inhaltlicher Diskussion bereit und kann auch mit Deiner Polemik leben, erwarte von Diskutant_innen allerdings, dass Aussagen durch Argumente unterfüttert werden.

    Hier noch mal meine angeführten Punkte und was Du dazu bisher an Substantiellem darauf geantwortet:
    1. altbackenes Männlichkeitsbild: Dazu kam von Dir nichts. Lässt sich wohl auch kaum abstreiten.
    2. elitäres Selbstverständnis: Räumst Du selbst ein und bist offenbar noch stolz drauf.
    3. Geschichtsrevisionismus: Nenn mir eine Verbindung, die ihre Rolle im NS-System aufgearbeitet hätte. Bis heute wird die Geschichtsklitterung ikonenhaft vor sich hergetragen, die Verbindungen seien zwangsweise aufgelöst worden und seien gar im inneren Widerstand gewesen. – Dass gerade Korporierte nach 1933 die anwachsenden Apparate von NSStB und SS („eilitär“) auffüllten, sei nur am Rande erwähnt. Wie sieht das denn bei euch „im Haus“ konkret aus mit der Geschichtsaufarbeitung, werter „scheissbonze“?
    4. Militarismus: Der Begriff ist Dir vielleicht nicht so geläufig.
    Militarismus meint nicht „Ich war bei der Armee“, sondern beschreibt die Dominanz militärischer Wertvorstellungen und Interessen in der Politik und im gesellschaftlichen Leben, wie sie etwa durch die Betonung des Rechts des Stärkeren und die Vorstellung, Kriege seien notwendig oder unvermeidbar, zum Ausdruck kommen oder durch ein strikt hierarchisches, auf Befehl und Gehorsam beruhendes Denken vermittelt werden.
    5. rechtes (und teils gar rechtsextremes) Weltbild: Nach Deinem Kommentar würde ich schlicht sagen: quod est demonstrandum. – Jedenfalls erklärt sich das Gros der Verbindungen in der Außendarstellung als „liberal“ oder „konservativ“ (wobei etliche realiter weit rechts davon stehen), und all die anderen kaschieren ihre entsprechenden Wertvorstellungen mit dem Wort „unpolitisch“. Dass Liberalismus und Konservativismus zur politischen Rechten zu zählen sind, dürfte doch sicher unstrittig sein, verläuft doch die Scheidung zwischen Rechts und Links seit 1789 in der bürgerlichen Gesellschaft in der sog. sozialen Frage. Linke Verbindungen gibt es jedenfalls keine; ich sage sogar: kann es auch gar nicht geben ob der Grundstruktur solcher Einrichtungen.
    Und zum vermeintlichen Feigenblatt, das dann bei solchen Debatten gerne mal kommt: Ja, unstrittig gibt es auch in einigen Verbindungen Sozialdemokraten (u.a. den sog. „Lasalle-Kreis“), allerdings (wen wundert’s) sind diese dann ausgesprochene Anhänger des rechten Flügels der SPD.

    Soviel zu den ideologischen Gemeinsamkeiten. Zu den von mir angeführten strukturellen Aspekten hast Du Dich bezeichnenderweise gar nicht geäußer, nämlich. feste autoritäre Strukturen, ganz erheblicher Gruppendruck (Korpsgeist) sowie ein (auf rituellen Erniedrigungen basierendes) System des Führens und Geführtwerdens.

  20. retmarut sagt:

    @ scheissbonze:

    Eine kurze Anmerkung sei mir noch zu einem Nebenaspekt gestattet.

    Du schriebst: „Wenn sich niemand dazu berufen fühlt, Führungspositionen zu bekleiden, wie soll die Wirtschaft dann laufen? [Solche Eliten sollten] die Fähigkeit haben, zu führen und anzuleiten, etwas Produktives und Zielführendes zu tun, das auch dem Land und seinen Bewohnern zugute kommt […].“

    Die einizige, die im Kapitalismus Mehrwert schaffen (also produktiv sind), sind die Lohnarbeit_innen, die ihre Arbeitskraft verkaufen müssen. Weder der Kapitalist (also derjenige, der sich Arbeitskraft kaufen kann) noch sein Leitungsgremium (Management) leisten irgendeine Form produktiver Arbeit; sie leben vielmehr von den Mehrwerten, die Arbeiter_innen für sie geleistet haben. Der Mehrwert wird zwar gesellschaftlich erarbeitet (durch die vielen, die täglich malochen), im Kapitalismus aber durch die Klasse der Kapitalist_innen privat angeeignet.
    Darauf basiert übrigens die gesamte kapitalistische Produktionsweise. Denn Kapital ist tote, akkumulierte Arbeit, die notwendigerweise immerfort wieder durch lebendige Arbeit reanimiert werden muss, um ihren Wert zu erhalten.

  21. DerGoettinger sagt:

    @retmarut: — Doch, genau das ist strittig, und zwar gerade mit Pauschalismen gearbeitet wird. Der AStA stilisiert 800 Verbindungsstudenten zu „potentiellen Opfern einer konkreten und aktuellen Gefahr“ – ganz plötzlich. Nie, nie, nie in 200 Jahren modernen Verbindungswesens (wenn man mal das Auftreten der ersten Corps als Anhaltspunkt nimmt), war diese Gefahr vorhanden. Nie, nie, nie hat auch nur ein Kritiker darüber nachgedacht, dass es sich bei Verbindungen um scientologische Sekten handelt, die ihren Mitgliedern Gehirnwäschen unterziehen und sie mit psychischer Gewalt an sich binden. Gerade muss die Frage erlaubt sein, a) warum diese Sektengefahr auf einmal besteht und ein Sorgentelefon notwendig macht, und b) ob die investierte Energie nicht besser in Hilfen gesteckt werden sollten, die wirklich Hilfe brauchen.

  22. retmarut sagt:

    @ DerGoettinger:
    Warten wir doch erst einmal ab, ob und wie das Notruftelefon von der entsprechenden Zielgruppe angenommen wird.
    Von Sektengefahr sprach ja bisher niemand, sondern von Korpsgeist und autoritärem Charakter als Hindernis für einen Ausstieg aus dem Verbindungswesen.

  23. DerGoettinger sagt:

    @retmarut:
    Wenn keine Sektengefahr besteht, warum dann ein „Sorgentelefon“, das so ganz typisch dabei helfen will, sektentypischem Druck zu entgehen?
    Mir scheint es so, als würde man – um mal aein altüberliefertes Bild zu benutzen – versuchen, eine neue Sau durchs Dorf zu treiben, nachdem die alte Sau ein wenig an Aufmerksamkeit verloren hat.
    Bisher wurde versucht, lautstarkt darauf aufmerksam zu machen, dass „Studentenverbindungen“ (und mit dieser pauschalen Bezeichnung eben „alle“) politisch rechts (mit negativer Konotation), rechtsextrem, national, nazinah, sexistisch, hierarchisch (mit negativer Konotation), ausländerfeindlich… (Liste beliebig erweiterbar) sind. Das hat für Aufmerksamkeit gesorgt und dafür, dass tatsächlich auch breitere Personengruppen und Medien mit dem Thema auseinandersetzen. Soweit so gut.
    Nur hatte die Beschäftigung auch zur Folge, dass inzwischen nach meinem Eindruck die Leuten und die Medien die Erkenntnis gewonnen haben, dass oben gesagtes wohl eben Studentenverbindungen“ zutrifft (hier für Göttingen exemplarisch der ATV oder die Blauen Sänger). Selbst die Frankfurter Rundschau, obwohl traditionell sehr verbindungskritisch, beginnt inzwischen in ihren Berichten deutlicher die Begriffe „Burschenschaft“ (speziell) und „Studentenverbindung“ (allgemein) zu unterscheiden und schreibt häufiger als früher, dass es auch gemäßigte und liberale Studentenverbindungen gibt.
    Weil also die „alte Sau“ gegenüber „den Studentenverbindungen“ (allgemein) nicht mehr so zu funktionieren scheint, wirkt die Aktion des AStA, die sich ja an Verbindungsstudenten in Göttingen richtet (also incl. ATV und Blaue Sänger), mehr wie der Versuch, Studentenverbindungen pauschal als sektenartig zu konotieren.

  24. retmarut sagt:

    @ DerGoettinger:
    Also, mit Schweinetreiberei kenne ich mich nicht aus, kann dazu ergo auch nichts beitragen.

    Dass die FR ihre Verbindungskritik seit einiger Zeit verwässert, mag auch daran liegen, dass FR und Berliner Zeitung (BZ) weitgehend zusammengelegt wurden und das Boulevardblatt BZ mittlerweile einen Großteil der FR-Seiten erstellt. Ca. 40 Redakteur_innen der FR droht übrigens die Kündigung.

    Dass es sich bei studentischen Verbindungen nicht um Sektendruck, sondern Korpsgeist handelt, hatte ich obig schon ausgeführt. Mich wundert, dass Du diesen Unterschied nicht zur Kenntnis nehmen magst. Daher (noch weiter oben) auch mein Vergleich mit den Exit-Telefonen für aussteigewillige Neonazis, wo die dahinterstehende Gruppenstruktur nämlich ähnlich gelagert ist.

  25. DerGoettinger sagt:

    @retmarut:
    Richtig, Du schreibst von „Korpsgeist“. Nur, damit wir von ein und der selben Sache reden, hier das, was Wikipedia (wie ich finde in der Kürze ganz gut zusammengefasst) dazu schreibt:

    Das in gedruckte, habe ich aus dem Artikel „Eigengruppe“ eingefügt.

    Zusammengefasst und auf die Aktion des AStA angewandt heißt das für mich
    1. Korpsgeist entsteht in einer Gruppe, zu der sich der Einzelne zugehörig fühlt und mit der er sich identifiziert. Erkläre mir bitte, warum das für Mitglieder von Sekten zutrifft.

    2. Wenn ein Verbindungsstudent sich nicht mehr „der Gruppe zugehörig fühlt und sich mit ihr identifiziert“, wird er – durch tatsächlichen oder vermeintlichen Druck – von seiten der anderen Gruppenmitglieder – tatsächlich oder vermeintlich – aktiv daran gehindert, die Gruppe zu verlassen, obwohl er dieses – tatsächlich – will. Erkläre mir bitte, warum das fürSekten zutrifft.

    3. Für ausstiegswillige Sektenmitglieder werden Telefonhotlines angeboten, die exakt die gleichen Serviceleistungen anbieten, wie die Servicehotline des AStA für ausstiegswillige Verbindungsstudenten. Erkläre mir bitte, warum die Telefonhotline des AStA mit einem Sektenausstiegstelefon vergleichbar ist.

    4. Nach meinem Kenntnisstand haben ATV und Blaue Sänger zusammen derzeit etwa gut 70 Mitglieder, wovon etwa die Hälfte Frauen sind. Bei den lt. Artikel „geschätzten 800 Verbindungsstudenten“ in über 40 Verbindungen würde diese beiden knapp 10% der Verbindungsstudent/innen ausmachen (in der Tat sollen ATV und Blaue Sänger die größten Aktivitates hier in Göttingen haben). Für das Sorgentelefon des AStA also unstreitig eine sehr wichtige Untergruppe. Erkläre mir doch bitte mal die besondere Notwendigkeit des Telefons anhand dieser wichtigen Untergruppe.

  26. DerGoettinger sagt:

    @retmarut:
    Damit es mit dem Sautreiben zukünftig leichter fällt:
    (vgl. http://de.wiktionary.org/wiki/Sau)

  27. Harvey sagt:

    DerGoettinger: Du argumentierst mit einem logisch falschen Schluss. Nur weil A sowohl in Bezug auf X und Y existiert, ist damit nicht X=Y.

    Somit sind deine Bitten zu 1. und 2. unlogisch. Zu 3. ist anzumerken, dass das natürlich vergleichbar ist – erstmal ist alles, was man vergleichen kann, auch vergleichbar, zum anderen gibt es – wie du ja auch feststellst, etliche Gemeinsamkeiten. Daraus folgert immer noch nicht eine Gleichsetzung der unterschiedlichen Milieus. Allerdings lässt sich daraus etwas anderes schließen: Dass Individuen aus beiden Milieus ähnlich gelagerte Probleme haben können. Das bedeutet aber wiederum nicht (in beiden erwähnten Milieus!), dass alle Individuen in diesen Milieus diese Probleme aktuell hätten.

    Zu 4.: Auch ein logischer Fehlschluss. Wieso sollte die Zahl der „Sorgenträger“ eine regelmäßige Verteilung über das ausdifferenzierte Milieu „Verbindungen“ haben?

    Ehrlich gesagt langweilt mich dieser Argumentationsstil zutiefst. Ich finde es zwar putzig, dass sich Verbinder von dieser AStA-Aktion beleidigt fühlen. Die Argumentation, die dann geliefert wird, strotzt aber vor Generalisierungen – pauschal werden alle erwähnten negativ besetzten Phänomene, die in der Gesamtheit der Verbindungen anzutreffen sind, auf sich selbst bezogen, um sich sogleich entrüstet gegen einzelne der vermeintlich zugeschriebenen „Ismen“ zu wehren. Das Interessante dabei ist ja regelmäßig, gegen was sich dann nicht gewehrt wird.

    Was ich allerdings noch nie – jedenfalls nicht besonders intellektuell wertvoll, allenfalls so wie in Kommentar 17 – gelesen habe, ist eine vernünftige, konzise Verteidigung der individuell berechtigten Zuschreibungen. Habe in meinem Leben aber auch bisher nur ein bis zwei Verbinder getroffen, die offen zu Nationalismus und Sexismus standen und das auch intellektuell vertreten konnten. Andererseits bin ich ganz froh darum, dass dieser Intellektualismus gerade bei diesen Themen nicht existiert und stattdessen wohl eher eine intellektuelle Scham herrscht. Dass sich die Verbinder da dann viel lieber in den Anti-Intellektualismus flüchten, kann man ja prima am Diskussionsniveau auf dieser Verbinder-Facebook-Seite zum AStA-Telefon sehen.

  28. DerGoettinger sagt:

    @retmarut:
    Zunächst vorab vorweg: fühle mich nicht von der Aktion beleidigt. Ich bin zunächst einmal Studierender der Uni, der von seinem AStA in der Tat erwartet, dass er für die persönlichen Sorgen von Studierenden ein offenes Ohr hat, ihnen zuhört und ihnen – so weit es geht – Lösungsmöglichkeiten aufzeigt. Angesichts der „Ergebnisse“ in Leipzig scheint mir aber mehr Populismus und Medienheischerei Ziel der Maßnahme zu sein. Und mit solchen Zielen habe ich ein Problem.

    Dass Dich die Diskussion langweilt, ist schade, denn ich finde nämlich, dass es gerade spannend wird, denn Deine differenzierende Argumentation ist nicht ohne Charme. Du beweist damit de facto, dass Differenzierung wichtig und notwendig ist.
    Aber die fehlt z.B. in dem Projekt gänzlich. Das richtet sich eben an Verbindungsstudenten, und zwar vollkommen jede Differenzierung z.B. nach Verbindungstypus – wo im Übrigen schon das nächste Problem lauert, denn in der sonst so auf Binnen-i-bedachten AStA-Welt werden damit die Verbindungsstudentinnen ausgeschlossen.
    Womit wir bei Punkt 4 wären: Der AStA erzählt der Öffentlichkeit ja durch die Undifferenziertheit seiner Argumentation, dass die Zahl der „Sorgenträger“ eine regelmäßige Verteilung über das ausdifferenzierte Milieu „Verbindungen“ hat. Ich darf zitieren:

    Wo ist da die Differenzierung? Der AStA will beim Scheiden helfen. Gut, bitte, hier sind 10% der . 10%! Das ist kein Messfehler, den man ignorieren kann, sondern ein signifikanter Teil. Und da sollte es doch möglich sein, eine auch nur irgendwie geartete Notwendigkeit nachzuweisen – oder wenigstens zu benennen. Zumal doch die Verantwortlichen ja doch wohl hoffentlich Gedanken um das Projekt und die Zielgruppe gemacht haben. Denn er das gemacht hat, dann müsste er eine (wie auch immer geartete) Aussage treffen können. Wenn er das , muss er sich die Frage gefallen lassen, er sich vorbereitet hat und er eben keine Aussage treffen kann.

  29. DerGoettinger sagt:

    Pardon, ich hab zu schnell gelesen. Mein Kommentar richtete sich an

  30. Harvey sagt:

    Ich glaube, dass Telefonhotlines, die Hilfe anbieten, vornehmlich ihre Zielgruppe in denjenigen sehen, die Hilfe suchen. Für mich ist das irgendwie implizit – die rufen ja nun nicht alle Verbinder an. Wovon du redest und worauf wohl auch der Artikel oben anspielt, ist das Milieu, aus dem die Zielgruppe stammt.

  31. Dude sagt:

    Hat der AstA angegeben, was der Spaß kostet?

  32. DerGoettinger sagt:

    Richtig, und dieses „Milieu“, wie Du es nennst, wird dargestellt als eines, dass den Einzelnen durch – teils unterschwelligen – psychischen Druck am Verlassen desselben zu hindern sucht. Es heißt allgemein „Studentenverbindungen in Göttingen“, es werden Formen von Differenzierung vorgenommen.
    Das richtig sein, scheint mir aber (nicht ohne Begründung) doch eher sachlich schlicht falsch zu sein und gibt dem Ganzen eben aus meiner Sicht den Stallgeruch von Populismus und Medienheischerei.
    Und da es sich beim ATV und bei den Blauen Sängern eben schon rein zahlenmäßig um einen deutlichen Anteil vom „Milieu“ handelt, müsste sich die Fragen doch an explizit beiden Verbindungen ein Wort dazu sagen lassen. Wo ist da denn das Problem?

  33. Verbindungsstudent sagt:

    Dass der derzeitige Asta zwischen den einzelnen Korporationsformen eben NICHT differenziert, konnte man bei einem der vergangenen Vorträge über Verbindungen feststellen. Der Hampelmann vom Asta riss erst die verschiedenen Korporationsformen an, nur um dann alle als „Burschis“ zu begrüßen.

    Da fühlt man sich als „nicht-Burschenschafter“ einmal mehr diskriminiert. Mal sehen was die Gleichstellungsbeauftragte dazu sagt.

  34. Harvey sagt:

    Verbindi: Die Vortragsreihe wird gar nicht vom AStA veranstaltet, soweit ich weiß. Ich dachte bisher, diese Pingeligkeit, nicht mit „Burschenschafter“ angesprochen zu werden, sei eher kleinkariert. Ich wusste nicht, dass sich Verbinder anderer Couleur (hihihi) dann gleich diskriminiert fühlen. Wenns mit der Marginalisierung der Verbindungen so weitergeht, dann steht aber auch irgendwann bald „Burschenschaftler“ (ja, mit „l“) im Duden. Fremdwörter-Duden.

    Dude: Nö. Weiß nicht, ob die das so genau errechnen können bzw. ob das Personal dafür überhaupt bezahlt wird. Personal dürfte ansonsten ja das meiste ausmachen, plus nen Stapel Flyer.

    Goettinger: Einzelne, nicht den Einzelnen. Aber die Argumentation wird jetzt echt langweilig. Der AStA schreibt halt: „In Verbindungen gibt es X.“ Du kommst jetzt und schreibst „Aber in Verbindung B gibt es kein X!“ – widersprüchlich? Nein, jedenfalls solange der AStA nicht schreibt „In allen Verbindungen gibt es X.“ Dazu kommt noch, dass deine Behauptung möglicherweise auch auf wackeligen Beinen steht, aber mangels weiterer Beschäftigung mit ATV und Blauen Sängern kann ich dazu nicht so viel sagen.

  35. esregnetkaviar sagt:

    Also soweit ich weiß, sitzen die Menschen hinterm Beratungstelefon dort ehrenamtlich.

  36. DerGoettinger sagt:

    @Harvey
    Schön, Du kannst mir zu ATV und Blauen Sängern nix sagen. Muss ich so akzeptieren. Aber befremdlich finde ich das schon.

    Es scheint doch so zu sein, dass zwei Verbindungen – auf die Zahl der Mitglieder umgerechnet – anteilig knapp 10% der Verbindungsstudenten ausmachen (beim ATV habe ich was „knapp unter 30 Aktive“ gehört, bei den Blauen Sängern sind mir „jenseits der 40“ zugetragen worden). Offensichtlich handelt es sich also um Verbindungen, die Zulauf haben, die – warum auch immer – unter den Studierenden offensichtlich die größte Attraktivität entfalten.

    Wie kann es sein, dass ausgerechnet zu Verbindungen Informationen vorliegen?

    Dass mir nichts sagen kannst, muss ich wohl akzeptieren. Aber im Bereich des AStA mir doch über den ATV und die Blauen Sänger sagen können. Ich denke, der AStA beschäftigt sich so intensiv mit Verbindungen.

    Und ja, ich sagte es sinngemäß auch schon, steht meine Behauptung auch auf wackeligen Beinen. Gerade möchte ich ja Informationen haben – von denen, die sagen, sie beschäftigen sich damit. Von wem, wenn nicht vom AStA, sollte ich denn meine Informationen erhalten?

    Ich verlange doch nichts Unmögliches. Der AStA sagt doch von sich, dass er sich damit beschäftigt. Und mir würden ja schon -Informationen zu „elitäre[m] Leistungsdruck, Homophobie, antiquiertes Rollenverständnis (in Partnerschaften), ausschweifende[m] Alkoholkonsum und Rituale[n] der Unterordnung“ bei den beiden genügen. dazu. Wie soll denn bitte Ausstiegsberatung erfolgen, wenn diese dafür notwendigen -Informationen nicht einmal vorliegen? Hier ist doch was faul an der Sache…

  37. retmarut sagt:

    @ DerGoettinger:
    „Dass Du mir nichts sagen kannst, muss ich wohl akzeptieren. Aber irgendwer im Bereich des AStA müsste mir doch irgendetwas über den ATV und die Blauen Sänger sagen können. Ich denke, der AStA beschäftigt sich so intensiv mit den Verbindungen.“

    Dann frag doch den AStA und troll hier nicht monokausal auf Monsters rum. Statt auf (z.B. meine) sachlichen Argumente einzugehen, hast Dir offensichtlich ein Potemkinsches Dorf aufgebaut, das mit dem eigentlichen Thema nur noch sehr entfernt zu tun hat.
    Noch einmal: Es geht hier um ein Beratungstelefon für diejenigen Verbinder, die aus ihrer studentischen Verbindung aussteigen wollen, aber aufgrund des bestehenden Gruppendrucks und befürchteten Mobbings nicht wissen, wie sie das bewerkstelligen können. Um nicht mehr und nicht weniger geht es bei dem Angebot des AStA.

    „Von wem, wenn nicht vom AStA, sollte ich denn meine Informationen erhalten?“
    Sic! – Na dann nerv doch hier bitte nicht weiter rum, sondern wende Dich an den AStA. Einfach eine E-Mail schicken oder einen Brief schreiben oder gar anrufen …

  38. DerGoettinger sagt:

    Angesichts der Tatsache, dass es war, der kritische Fragen nach Hintergründen gestellt und um Details und Aufklärung nachgefragt habe, ist der Vorwurf, hätte mir ein Potemkisches Dorf aufgebaut, dann doch sehr putzig (und gar kein sachliches Argument mehr). Immerhin wird ja als solches Mir, der ich ja gerade Aufklärung haben wollte, Verschleierung unterjubeln zu wollen, ist wirklich erstaunlich.

    mir hier auf Monsters niemand etwas sagen kann, ist erstmal eine objektive Tatsache, für die man vielleicht akzeptable Gründe finden könnte. gab es vielleicht einfach keinen Grund, detailiert hinzusehen. In sofern geschenkt und akzeptiert.

    aber sollte doch klar sein, (gerade zu den Göttinger Verbindungen ATV und Blaue Sänger gehören) ein detailierterer Blick notwendig ist. Und dazu fehlt ganz offensichtlich – – der Wille. Im Gegenteil: Es wird eine Fassade aufgebaut, wonach in Verbindungen „Elitärer Leistungsdruck, Homophobie, antiquiertes Rollenverständnis (in Partnerschaften), ausschweifender Alkoholkonsum und Rituale der Unterordnung“ herrschen, und auch Monsters ist sehr bemüht darum, nicht an dieser zu kratzen: „Wir berichten ja nur, Fragen müssen an andere gerichtet werden“.

  39. Broeckelhaus sagt:

    Der AStA hat doch keine Orientierungshilfe a la „Wie finde ich die harmloseste Verbindung/Corps/Burschenschaft (damit alle ihre so wichtige Differenzierung bekommen)“ ins Leben gerufen, sondern ein Beratungstelefon im Sinne des nicht allein zu schaffenden Ausstiegs, das dabei helfen soll aus den in den individuellen Sozialbereich wirkenden Hierarchien auszusteigen und seine (da wollte ich doch Gendern und /ihre schreiben, kann ich mir aber bei dem Kontext eigentlich sparen) Situation außerhalb eines gezwungenen Kollektivs einzuordnen.

    Wenn die Sänger und ATV so toll sind, wird eben keiner das Bedürfnis haben beim Beratungstelefon anzurufen. Der AStA muss also überhaupt nicht über jede einzelne Verbindung bescheid wissen, sondern einzig und allein die sich aus dem Verbindungsprinzip ergebenden Problematiken kennen.

    Warum soll hier also ein detaillierte Blick notwendig sein? Es geht hier eben nicht darum das Konzept Verbindung anzupreisen und ihnen eine wie auch immer geartete Plattform zu geben, denn es handelt sich hier (von mir aus auch größtenteils) um ideologisch höchst fragwürdige Objekte und wozu soll es dann beitragen, wenn ich sage „ja aber die Blauen Sänger (da wollte ich schon wieder gendern aber das wär ja auch falsch) sind da die harmlosesten oder aber die blablabla hat auch schon mal zwei Frauen und nen Ausländer aufgenommen“. Von mir aus können und sollen Verbindungen die sich von Sexismus/Nationalismus/Elitedenken/extremen Hierarchien distanzieren wollen dies gerne tun, ich bitte sogar darum, dies wird aber nicht gelingen ohne die Mehrzahl der anderen Verbindungen in diesem Kontext zu thematisieren. Solange aber auch von den so harmlosen Verbindungen keine Selbstkritik ihrer Zunft geäußert wird und die Aufarbeitung des Problems an anderen haften bleibt, finde ich ihnen gegenüber eine Differenzierung, erst Recht im Kontext eines Aussteigertelefons für total überflüssig, denn so wird ein weiterer Corpsgeist (und ich meine die Definition, in der auf eine Mauer des Schweigens getroffen wird, um sich nicht gegenseitig ans Bein zu pissen) auch von Blauen Sängern und ATV mitgeschürt.

  40. Harvey sagt:

    DerGoettinger: Wenn ich Lust hätte, mit dir ne Diskussion zu führen, dann würde mich dein stetes Verlagern von Themen mittlerweile mehr als ankotzen. Aber mittlerweile halte ich dich wegen deines Diskussionsverhaltens und deiner ablehnenden Haltung gegenüber der Aussagenlogik eh für nen Troll, also mach dir nix draus und lebe ohne Antworten.

  41. DerGoettinger sagt:

    @Harvey
    In der Tat. Zum Claqueur eigne ich mich wirklich nicht. Ich bin zum (selbst-)kritischen Denken und vor allem zum „Nach-Denken“ erzogen worden.
    @Broeckelhaus
    Danke für Deinen Kommentar. Wenn es mir bis hierher noch nicht klar war, dann weiß ich es jetzt, wie es sich mit Kritikfähigkeit und -willen und kritischer Toleranz verhält. Da troll‘ ich doch gerne von dannen…

  42. A.M.P. sagt:

    Na wie passend, der rechte Mob im Rahmen des Verbandes der Deutschen Burschenschaft steht vor der Spaltung. Warum, könnt ihr diesem schon lange nicht mehr als links verdächtigen Spiegel (-Artikel) entnehmen. http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,767788,00.html
    Scheiss Rassistenpack!

  43. Verbindungsstudent sagt:

    @A.M.P.: Ich hätte nicht gedacht, dass ich es noch erleben werde, aber:

    Du hast (mit Beitrag 44.) vollkommen recht!

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