Sommer, Sonne, Antifee Festival
von am 10. Juni 2007 veröffentlicht in Antifee, Musik, Tipp!

Am kommenden Wochenende findet auf dem Campus der Uni Göttingen das Antifee Festival statt. 11 Bands, Parties und zahlreiche Workshops wollen dazu beitragen, ein großes Fest gegen Sexismus und Nationalismus zu feiern. In den letzten Wochen haben wir euch viele der Bands bereits in Interviews vorgestellt, nun soll dieser Artikel einen Überblick über die beiden Festivaltage bieten.

Sexismus und Nationalismus, da ist sich das Antifee Festivalplenum sicher, stellen zentrale politische Probleme unserer Zeit dar. Probleme mit schlimmen Konsequenzen für deren Opfer, seien es nun unterdrückte Frauen oder abgeschobene MigrantInnen. Die OrganisatorInnen des Festivals stellen fest, „dass Emanzipation und ein schöneres Leben sich nicht voneinander trennen lassen“ und „wollen Parties feiern und gute Konzerte genießen, aber mit der (gemeinhin nicht selbstverständlichen) Gewissheit, dass wir uns gegen Sexismus und Nationalismus stellen und sie gerade als Alltäglichkeit und allgegenwärtigen Normalzustand ablehnen.“

Damit der oder die geneigte FestivalbesucherIn auch nachlesen kann, was denn daran genau so schlimm ist, wird es auf dem Festival einen Reader geben, der sich inhaltlich mit diesen Themen auseinander setzt. Bereits im Vorfeld gab und gibt es die Möglichkeit, sich Vorträge aus der Antifee Veranstaltungsreihe anzuhören. Und ebenfalls während des Festivals lohnt sich sicher der Besuch der angebotenen Workshops, doch dazu später mehr.

Monsters of Göttingen präsentiert

Das Bühnenprogramm auf dem Antifee Festival beginnt am Freitag um 18 Uhr mit einem offenen Interview. Die ModeratInnen von den Monsters of Göttingen und BB on Air stellen die Fragen, VertreterInnen der Bands Kurhaus und Rocket Uppercut geben die Antworten. Inhaltlich wird es um sexistische Strukturen in der Musikszene gehen. Warum mehr Männer als Frauen Musik machen und warum es als etwas besonderes erachtet wird, wenn Frauen in einer Band mitspielen sollen nur einige Fragen sein. Auch das Publikum soll sich beteiligen dürfen.

Bands

Rocket Uppercut werden dann am Abend um 22 Uhr beweisen, dass es keine starken Männer braucht, um ein tolles Konzert zu spielen. Die Regensburger Band macht Noiserock irgendwo zwischen den Hives und New Wave mit ordentlicher Popkante.

„Glücksbärchis of Hardcore“ nennt sich selbstironisch die Hamburger Formation Kurhaus und zeigt damit auch gleich ihre kritische Haltung gegenüber gängigen Hardcorestereotypen wie Mackertum und Rumgepose. Bewusst nehmen sie davon Abstand, auf der Bühne den starken Mann zu spielen. „Hardcore heißt für uns, möglichst viel selbst oder mit Freunden zusammen machen, niemals stehen zu bleiben, immer alles in Frage zu stellen und das ganze nicht als Karriere sehen“ erzählte Sänger Jan im Interview mit den Monsters of Göttingen. Musikalisch zeigt sich die Band progressiv: New School Hardcore mischt sich mit Postcore, Indierockklänge werden auf dem aktuellen Album „A Future Pornography“ sogar durch dezente Elektrobeats ergänzt. Kurhaus spielen am Freitag um 23.15 Uhr auf der Antifee Bühne.

Iskra aus Hamburg spielen am Samstag Abend um 20 Uhr auf dem Antifee Festival. Die Musik, die sie machen schimpft sich „Happy Hardcore Disco Punk“. Iskra ist russisch und bedeutet „Funke“, welcher dann auch überspringen dürfte, wenn Sängerin Flicke auch auf dem Antifee unter Beweis stellen wird, dass auch Frauen ordentlich auf die Kacke hauen können. Indierock machen und was zu sagen haben muss sich nicht gegenseitig ausschliessen. Mit einem Fuss auf der Tanzfläche und mit dem anderen auf schweißtriefenden Bühnen besetzter Häuser. Und eben auch auf dem Antifee. Erwartet treibende Songs, viel Spielfreude und eine gelungene Musikmischung, die zum Tanzen einlädt.

Matula haben mit „Kuddel“ gerade ihr erstes Album veröffentlicht. Ein melancholisches, tiefsinniges, hoffnungsvolles und zugleich irgendwie nordisches Popalbum mit Punkrockanleihen und Emotouch. Ein Debutalbum, dass sich durch liebevolle Texte und entsprechendes Artwork auszeichnet. Bei Matula ist alles rund und Kuddel könnte eine gute Freundin in guten und weniger guten Zeiten werden. Auf dem Antifee Festival spielen die Hamburger Jungs am Samstag um 22 Uhr. Zwei Wochen später treten sie zusammen mit Düsenjäger im Theaterkeller auf.

Zum Schluß seien noch die selbsternannten Sporttrinker und Ravemeister Egotronic erwähnt, die auch in C64 Zeiten keine anderen und erst recht keine schlechteren Elektrosongs geschrieben hätten. Raven gegen Deutschland steht auf dem Programm, wenn Hörm und Torsun am Freitag um 21 Uhr auf der Antifee Bühne stehen. Da Hörm noch dieses Jahr die Band verlassen will, wird es eines der letzten Konzerte mit ihm sein.

Hier kann der Spielplan für Freitag und Samstag eingesehen werden.

Workshops

Zur inhaltlichen Ergänzung gibt es auf dem Antifee Festival zahlreiche Workshops, die sich vorwiegend mit den Ismen, deren Bekämpfung das Festival gewidmet ist, beschäftigen: Sexismus und Nationalismus. Das Programm en detail:

Freitag
Genderwaschanlage: X-Behaviour-Workshop
veranstaltet von Schöner Leben Göttingen
nachmittags, Workshopzelt A

Popkultur und Nation
Referen_innen von „I can’t relax in Deutschland“
16:00 Uhr, MZG 1142

Gegen Nation und Entrechtung.
Workshop zur medizinischen Versorgung von Menschen ohne Papiere.
Medizinische Flüchtlingshilfe Göttingen
17:00 Uhr, Workshopzelt B

Mehr werden?! – Die Linke zwischen Populismus und reiner Lehre
Workshop von den Falken Göttingen
19:00 Uhr, Workshopzelt B

Samstag
Genderwaschanlage: X-Behaviour-Workshop
von Schöner Leben Göttingen
nachmittags, Workshoppavillion A

Kapitalismus meets Gummibärchen
Interaktives Planspiel als Beispiel für politische Jugendbildungsarbeit.
Veranstalterin: DGB Jugend Göttingen
12:00 Uhr, Workshoppavillion B

Mathe, Deutsch, Sexismus – der geheime Lehrplan.
Workshop zu Sexismus in Schule und Hochschule
Workshop von JD/JL Brandenburg
14:00 Uhr, MZG 1213

ETA – Was steckt hinter der „Freiheit“ im Baskenland?
Workshop der Gruppen OLAfA und Gegenstrom
15:00 Uhr, MZG 1118

Umgang mit sexueller Gewalt – wie kann konkrete Unterstützungsarbeit aussehen?
Workshop von GAP (Gruppe antisexistische Praxis Berlin)
16:00 Uhr, Workshoppavillion B

Grrrl Zines A Go-Go!

Ein kollaborativer Grrrl Zine Workshop.
Sonja Eismann von Grrrlzines.net
16:00 Uhr, MZG 1940, Campus Uni Goettingen

Be part of it

Alles in allem verspricht es, ein sehr interessantes Wochenende zu werden. Der Konsum popkultureller Waren ist untermalt mit einem interessantem Rahmenprogramm und wird abgeschlossen mit zahlreichen Parties in der Nähe des Festivalgeländes. „Wir suchen noch dringend Menschen, die uns bei der Durchführung des Festivals helfen“ erzählte uns eine Person aus dem Festivalplenum. Wer also Lust hat, an der Umsetzung dieser sicher nicht verkehrten Sache teilzuhaben, kann sich auf dem Festivalgelände beim Infostand melden und seine Hände zu helfenden machen. Auch eine Pennplatzbörse soll es hier geben, zu der alle GöttingerInnen mit freien Schlafplätzen vom Festivalplenum gebeten werden, sich dort einzutragen.

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20 Kommentare auf "Sommer, Sonne, Antifee Festival"

  1. Fernseherin sagt:

    Hach, das wird so super!

  2. vooorfreude sagt:

    jaha, das wird es ganz sicher! 🙂

  3. Fernseherin sagt:

    cool, dann sehen wir uns ja vielleicht.

  4. Schmendi sagt:

    ja, möchte denn nicht mal jemensch das deutschpunk-festival an der musa ankündigung? ich wittere presse-zensur…

  5. Rakete sagt:

    du hast recht, das wurde uns vom ZK verboten

  6. Schmendi sagt:

    @interviewsession

    äh, was ist daran eigentlich ein „offenes interview“, wenn vorher schon klar ist, wer die fragen stellt und wer die antworten gibt? klingt eher nach ner ziemlich geschlossenen veranstaltung…

  7. Rakete sagt:

    es ist in sofern offen, dass es vor publikum stattfindet und nicht als einzelgespräch. ausserdem sollen ja auch leute aus dem publikum fragen stellen dürfen.

  8. dorfdisco sagt:

    Ich glaube dem Antifee macht man (äähh, ich meine natürlich „mensch“) nen großen Gefallen wenn das Punkerfest ordentlich beworben wird da Zielgruppen nur mit den Ansprüchen des eher mit dem Charm der political correctness behafteten Antifees ist.

  9. Schmendi sagt:

    das wirft für mich die frage auf, ob es vielleicht im Sinne der Monsters-Redaktion ist, das Antifee-Festival zu schädigen. Das wird ja immer schlimmer! Die Schweine!

  10. Wir haben uns entschieden, daß das Festival in jedem Fall draussen stattfindet. Für den Fall, daß es (natürlich nur kurz ; ) stark regnen sollte, besteht die Möglichkeit sich in den umliegenden Gebäuden unterzustellen.

  11. Rakete sagt:

    Petrus ist ein Arschloch!

  12. Schmendi sagt:

    Aber, aber! Petrus is doch nur eine religiöse Wunschfigur:

    „Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes.
    Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusionen über einen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist.“ (Charly Marx)

    Das heißt übersetzt dann wohl soviel wie: wenn wir den Kapitalismus abschaffen, wird auch das Wetter besser ,-)

  13. Fernseherin sagt:

    Nur mals so nebenbei: Der erste Tag war der Oberhammer!!!!!!!!!!!!!!! Und das bei Dauereregen. Und heute ist der zweite und es scheint die Sonne!!!!!!!!!!!!!! *freu*

  14. Schmendi sagt:

    Noch. *G*

    Aber fett war’s, auf jeden Fall…

  15. rockerin sagt:

    ja, das war wirklich ganz großer sport. und mal ein gaaaanz großes lob an die veranstalter_innen und alle anderen helfer_innen, is total dufte, was ihr da auf die beine gestellt habt! freu mich schon auf gleich!

  16. Fernseherin sagt:

    Bin nur noch geflasht…

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