Ein Bericht mit Eindrücken von GöttingerInnen aus Dresden

12/13.02.2010 – Gö goes Dresden
von am 21. Februar 2010 veröffentlicht in Politik, Texte, Themen

Es war ziemlich kalt, als drei Busse aus Göttingen Freitagnacht zu den Blockaden gegen den Trauermarsch der Neonaziszene nach Dresden starteten. Die verdi Jugend und die Antifaschistische Linke International hatten die Busse von Göttingen aus organisiert und mussten wegen der hohen Nachfrage die gecharterten Busse auf drei aufstocken. Kurz nach dem Start folgte nun der erste und einzige unfreiwillige Halt, nicht etwa durch Vorkontrollen seitens der Polizei, sondern durch einen durchgeschmorten Busfernseher. Ja, das mit den technischen Geräten ist in Göttingen ja immer so eine Sache.

Doch drehen wir den Blick zurück, schon am Freitagabend waren mehrere Göttinger AntifaschistInnen in Dresden unterwegs, um entschiedene Kritik am Dresdner Gedenken an die Bombenangriffe vom 13.2.1945 auf Dresden zu üben. Ein Göttinger Teilnehmer der Demonstration „Keine Versöhnung mit Deutschland“ kritisierte die Demonstration als relativ unstrukturiert. Er beschrieb dabei fehlende Ketten und insgesamt ein Zerfasern der Demonstration. „Witzig war allerdings eine Schnellballschlacht vor der Frauenkirche von dem Um’s Ganze Block gegen den Rest.“, berichtete er. Eine andere Teilnehmerin aus Göttingen bemängelte ebenfalls die fehlende Entschlossenheit der Demonstration, begrüßte aber deren inhaltliche Stringenz „Die inhaltlichen Redebeiträge der Demo am Freitag waren mir wegen ihrer konsequenten Kritik am bürgerlichen Gedenken weit näher, als alles was Mensch sich an Reden auf der Blockade am Albert-Platz am nächsten Tag anhören musste. “, verglich sie. Am Albert-Platz hatte am Samstag die zentrale Kundgebung von „Dresden – Nazifrei“ stattgefunden, auf der neben PolitikerInnen wie Linksparteivize Katja Kipping oder der Jusovorsitzenden Franziska Drohsel auch der Liedermacher Konstantin Wecker aufgetreten ist.

Samstag hatte im Zeichen der Blockaden gegen den Trauermarsch der Neonazis gestanden, zu denen auch die drei Busse aus Göttingen aufgebrochen waren. Nachdem die Busse ohne Vorkontrollen in Dresden ankamen, verteilten sich die meisten GöttingerInnen auf die verschiedenen Blockadepunkte. Die Polizei hatte zwar noch am Vorabend sämtliche Kundgebungen von „Dresden – Nazifrei“ in Dresden-Neustadt verboten, sah sich allerdings trotzdem mit tausenden AntifaschistInnen konfrontiert, die alle der möglichen Nazirouten in Dresden-Neustadt blockierten.

Der Gewerkschafter Moritz Braukemüller, der mit den Bussen aus Göttingen gekommen war, lobte die Bündnisarbeit im Vorfeld und dass trotz der Hausdurchsuchungen und der Beschlagnahmung von Flyern und Plakaten, durch die Dresdener Staatsanwaltschaft, im „Bündnis Dresden – Nazifrei“ zusammengehalten wurde. „Ich fand es klasse, dass auf den Blockadepunkten alle Altersgruppen und die unterschiedlichsten Spektren vertreten waren.“, sagte Braukemüller im Hinblick auf Samstag. Die bunt gemischte Zusammensetzung der Blockaden war dann, neben Auseinandersetzungen zwischen anreisenden Neonazis und autonomen AntifaschistInnen in Dresden-Neustadt, wohl auch der Grund, warum gegen Nachmittag die Polizei den Trauermarsch der 6400 angereisten Neonazis absagen musste. Der Frust der Neonazis entlud sich später unter anderem in Angriffen auf ein SPD-Büro in Pirna.

Zwar hatten die Neonazis angekündigt, abreisende GegendemonstrantInnen abfangen zu wollen, die Rückfahrt verlief aber ohne Störungen und so kamen an die 150 GöttingerInnen erschöpft, aber mit dem Wissen, den größten Naziaufmarsch Europas dieses Jahr verhindert zu haben, wieder in Göttingen an.

Eine lesenswerte Zitate Sammlung aus Neonazinternetforen findet sich bei regentied

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2 Kommentare auf "12/13.02.2010 – Gö goes Dresden"

  1. Name sagt:

    Hi!
    Die Brichterstattung ist jetzt schon eine Woche her, trotzdem nur so kurz und unreflektiert dargestellt?
    Sorry, aber die zahlreichen unterschiedlichen Auffassungen, besonders der (inernationalen bis lokalen) Medien unreflektiert mit den Meinungen einiger Aktivisten zu entkräften, finde ich etwas schwach, sorry.
    Allerdings schön, dass es überhaupt benannt wurde!
    Trotzdem weiter so!

  2. Braindead sagt:

    Ist schon erstaunlich, das alle Teilnehmer des Trauermarsches Nazis waren *kopfschüttel*

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