Ausschluß für alle: Hörsaalgebäude blockiert
von am 29. November 2009 veröffentlicht in Bildungsstreik, Unipolitik

Die Türen waren um 5:30 dicht, Fahrradschlösser, Transparente und eine Hand voll Aktivist*innen verhinderten, dass Studierende und Unipersonal in das Zentrale Hörsaalgebäude gehen konnten. Lehrveranstaltungen fielen aus, das Café Campus blieb geschlossen. Bis 14 Uhr hielten die Blockaden am vergangenen Mittwoch, dann zogen sich die Protestierenden zurück. „Aktion war ein voller Erfolg!“ meldeten sie kurz darauf beim Kurznachrichtendienst Twitter.

Erfolg wohl deshalb, weil wie so oft in letzter Zeit keiner Obrigkeit nachgegeben werden musste, die die Proteste notfalls mit Gewalt beenden wollen könnte. Und auch deshalb, weil man mit den Komiliton*innen ins Gespräch kam. Denn schließlich wollten die Protestierenden „nichts kaputt machen, sondern den Austausch suchen“, wie ein Sprecher sagte. „Wir wollen für alle erlebbar machen wie es ist, nicht studieren zu können.“ Ziel sei es gewesen, die Ausschlussmechanismen an der Uni sichtbar zu machen.

In einem verteilten Flugblatt heißt es, der Zugang zur Bildung werde systematisch behindert: „Und das ist so gewollt. Deshalb blockieren wir heute den Zugang zur Uni, und das ist auch so gewollt.“ Bestimmte Menschen und Gruppierungen werden dem Flyer zu Folge systematisch von einer höheren Bildung ausgeschlossen. Die Studierenden würden in der Universität auf das Weiterführen und Kultivieren einer „Hackordnung“ getrimmt. „Konkurrenzdenken und Effizienzsteigerung gehören zum Unialltag selbstverständlich dazu, während soziale Verantwortung und solidarische Umgangsformen zu Randerscheinungen geworden sind“, beklagen die Studierenden in dem Flyer. Sie schließen mit den Worten „traut Euch, zu hinterfragen, was normal erscheint!“

Die Aktion stieß nicht nur auf Verständnis bei den blockierten Studierenden. „Ich fühle mich in meinem Studium behindert“, sagte eine Studentin. Zwar unterstütze sie die Forderungen, aber nicht die angewendeten Protestmittel. Durch die ausfallenden Veranstaltungen sollte auch der Raum gegeben werden, sich kritisch mit den Inhalten des Bildungsstreiks auseinander zu setzen, entgegnete ein Sprecher der Blockierenden. Und dass jede*r täglich um 21 Uhr zum Plenum in der besetzten Lernlandschaft des VG kommen kann, um seine Kritik einzubringen.

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10 Kommentare auf "Ausschluß für alle: Hörsaalgebäude blockiert"

  1. beteiligt sagt:

    Ich kann die Aktion auch als erfolgreich betrachten:

    1. zum ersten mal ist es gelungen Aktionismus mit Vermittlung inhaltlicher Standpunkte zu verbinden
    2. die Aktion griff zum ersten Mal „auf eine Art“ in die Abläufe des Uni-Alltags ein, wenn auch nur in die Lehrveranstaltungen zu Kosten manch Studi
    3. die Unileitung war überrumpelt und wollte „verhandeln“, was von vielen Beteiligten jedoch kategorisch abgelehnt wurde
    4. die intransparente Struktur der VG-„Besetzung“ wurde aufgebrochen, die Impulse zur Aktion kamen nicht direkt von dort

    Es gab aber auch negative Aspekte:

    1. sehr wenig Leute waren an der Aktion beteiligt.
    2. organisierte linksradikale Zusmmanhänge aus Göttingen haben es nicht für nötig gehalten, die Proteste und Kämpfe im Bildungsbereich zu unterstützen und zu beeinflussen, wie so oft in den letzten Jahren
    3. es ist nicht gelungen eine Kontinuität in Inhalt und Aktion herzustellen oder durch die Aktion zu wachsen

    was mir am Artikel nicht gefällt:

    Ich habe Monsters als linksradikale Plattform betrachtet, schade das der Habitus der bürgerlichen Medien übernommen wird und die Rede von Sprecher*innen ist. Die Aktion und die Aktivisten haben wert darauf gelegt basisdemokratisch vorzugehen.

  2. sledder sagt:

    ZHG 011 besetzt!

    Aus einer Mail:
    „KOMMT ALLE!

    Nach der Vollversammlung wurde heute der Hörsaal ZHG 011 als besetzt erklärt.
    Der Hörsaal soll die nächsten 2 Tage genutzt werden, um den Protest gegen Bildungskürzungen und Sozialabbau
    sichtbarer auf den Campus zu tragen. Außerdem sollen Arbeitsgruppen und Diskussionskreise
    stattfinden, um sich inhaltlich und kreativ mit gesellschaftlichen Realitäten, aber auch Utopien, zu beschäftigen, aber auch
    Uni als Sozialraum zu nutzen. Am Donnerstag, den 10.12., wollen die Besetzer_Innen
    geschlossen in Göttingen und Bonn gegen die KMK demonstrieren.

    Das Unikino (oder ein alternativer Film) um 19 Uhr soll kostenlos stattfinden.

    Um 21 Uhr ist Besetzer_Innen-Plenum.- hier entscheidet sich , ob und wie es weitergeht!!

    Kommt alle, bringt Schlafsäcke mit!“

  3. soft_brain sagt:

    Gibts denn dort irgendwas zur Unterhaltung?
    Ich hab ein wenig Angst mich zu solidarisieren, seitdem ich im besetzten VG auf einer Party war. Keine Getränke führen dazu, dass keine Leute kommen. Und so war es auch.
    Läuft denn vielleicht der Beamer und wir können „Warum Israel?“ von Claude Lanzmann schauen?

  4. sledder sagt:

    „Besetzung“ ist wieder zurück ins VG

  5. @weichhirn sagt:

    lern es endlich mal, du N2O-Opfer: Der Film heißt „Warum Israel“ ohne das Fragezeichen, das ist ja gerade der Witz daran. Bist auch son beschissener Antiimp, wa?

  6. soft_brain sagt:

    Also wenn du alle Leute so anmachst, hast du sicherlich keine Freunde 🙁

  7. @yourbrain sagt:

    Wer braucht Freunde, wenn er Israel hat?

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