Fr. 16.11.: Tom Tonk liest im Juzi, danach Film: The Decline of Western Civilization: The Metal Years
von am 11. November 2007 veröffentlicht in Filmvorführung, JuZI, Lesung, Locations, Tipp!, Veranstaltungsart

Tom Tonk liest am Freitag aus seinem neuen Buch „Rakten in Dosen. 33 1/3 Platten für die Ewigkeit“. Ein klasse Buch, mehr darüber hier.

Im Anschluss an die Lesung gibt es den Film „The Decline of Western Civilization. Part II: The Metal Years“ zu sehen.
Der Film ist der zweite Teil einer Reihe von insgesamt drei Dokumentarfilmen, in denen sich Regisseurin Penelope Spheeris zunächst mit der frühen Punk- und Hardcoreszene befasst. Im ersten Teil waren Bands wie die frühen Black Flag oder die Circle Jerks Gegenstand des Films – in „Part II: The Metal Years“ suchte sich Spheeris dann den größtmöglichen Gegensatz. In den beginnenden 80er Jahren war dieser in Los Angeles alles andere als schwer zu finden. „Hair Metal“ hatte eine wahre Hochburg in der californischen Metropole. Dabei gelang Spheeris ein Film, der an unfreiwilligem Wahnwitz kaum zu schlagen ist. Wer wissen will, wie es zu Filmen wie „This is Spinal Tap“ gekommen ist – nun, in „The Decline of Western Civilization. Part II: The Metal Years“ finden sich alle Vorlagen. Kein Wunder, dass Spheeris selbst nicht davon lassen konnte und uns Jahre später mit „Wayne’s World“ beschenkte.
In „The Decline of Western Civilization. Part II: The Metal Years“ trifft Spheeris auf zahlreiche Protagonisten der Szene. In gewohntem Stil nimmt sich die Filmemacherin zurück und dreht aus der Distanz, lässt ihre Protagonisten ganz zu Wort kommen – und mancher redet sich hier um Kopf und Kragen. Die Szene ist an Machismo kaum zu schlagen, reichlich toupiertes Haar und trotzdem reichlich „Dude looks like a lady“. Zu Wort kommen unter anderem Ozzy Osbourne (bei der Zubereitung eines Rühreis), Paul Stanley und Gene Simmons von KISS, beide eingerahmt durch spärlich bekleidete weibliche Fans, im pornösen Weichzeichner-Tüll der 80er. Aerosmith kommen zu Wort, bereits als erste Garde, als alte Hasen, die bereits Millionen durch die Nase gefeuert haben. Die Band Odin gibt sich großkotzig und zeichnet die goldene Zukunft ab – heute wissen wir, dass sie alsbald im Nichts verschwand. Legendär der Auftritt von Chris Holmes, Gitarrist der Band W.A.S.P. (eine Variante der Interpretation des Bandnamens lautet: We Are Sexual Perverts), der sein Interview im Pool seiner Villa absolviert.
Holmes ist sturzbesoffen und sitzt dabei in einer Art schwimmenden Klappstuhl. Er feiert sich und seine Alkoholsucht. Holmes befindet sich auf dem absoluten Tiefpunkt seiner Karriere. Zeuge der irgendwie gespenstischen Szene ist die eigene Mutter, die in einem Liegestuhl am Rande des Pools liegt und den pöbelnden Spross mit weiterem Wodka versorgt. Wie dumm Rockstars sein können – eigentlich arme Schweine! Weitere Bands in dem Film: Seduce, Megadeath (Interviews mit Dave Mustane), Poison, Vixen, Faster Pussycat und viele mehr. Ein Film der außerordentlich unterhaltsam ist und manchmal starke Nerven verlangt.

Am Freitag, den 16.11. im Juzi Café ab 20 Uhr. Der Film ist im Original ohne Untertitel zu sehen. Aber gut zu verstehen und sowieso sehr sehenswert!

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10 Kommentare auf "Fr. 16.11.: Tom Tonk liest im Juzi, danach Film: The Decline of Western Civilization: The Metal Years"

  1. fabbal sagt:

    ich hoffe es gibt was zu trinken vor ort zu kaufen sonst lass ich meinen zorn an mir bekannten menschen aus. 😉

  2. fabbal sagt:

    na dann kenn ich wen der da hinkommt

  3. Rakete sagt:

    mal unter uns: wann gehts los?

  4. Rakete sagt:

    war ein netter abend (auch wenn ich tonks inhalte an einigen stellen doch recht bedenklich fand). was ich mich ernsthaft frage ist, warum man mit solchen veranstaltungen in gö nicht mehr leute erreicht. allein auf dieser seite müssten das hunderte mitbekommen haben…

  5. John K. Doe sagt:

    frag ich mich auch. die lesung schoß an der ein oder anderen stelle über das ziel hinaus. zusammen mit dem film aber ein netter abend – schade das sowas in göttingen nicht funkt. im juzi-café kann es echt gemütlich sein, chips gibts auch…was zur hölle will man denn mehr? 10 zahlende gäste…und ich wette auf der blasmusik-veranstaltung ging es weitaus anders zu. wat’n armutszeugnis….

  6. John K. Doe sagt:

    anmerken möchte ich, dass es immerhin auch einen zechpreller gab. finde ich immer ganz großartig, wenn leute es schaffen sich an der kasse vorbeizuschmuggeln, sehen wie wenig leute da sind und dann doch schön auf ihrem bequemen arsch kleben bleiben um bloß keine massiven drei euro bezahlen müssen. arme nummer.

  7. sal sagt:

    ich gehe mal davon aus, john, dass du die person kennst und ihre finanzielle Lage einschätzen kannst.
    ansonsten wäre anzumerken, dass es durchaus Menschen gibt, für die selbst 3 Euro eine massive Entscheidung darstellen – nicht umsonst gibt es die Gutscheingruppe.

  8. John K. Doe sagt:

    …hm, der zusammenhang mit der gutscheingruppe ist mir schleierhaft.

    ich kann ehrlich gesagt nicht mehr hören, dass eben auch drei euro verdammt viel geld sind. mal ehrlich, also wenn drei euro für eine veranstaltung zuviel sind, frage ich mich langsam wie man sich hier vorstellt, wie bands oder autoren bezahlt werden sollen?! ich habe konzerte erlebt, da wurde für drei tourende bands 2,50 euro eintritt genommen – selbst das war einigen vollidioten zuviel. da frage ich mich wo das hirn bleibt. ich kenne auch die andere perspektive (nicht als lesender autor, sondern aus band-sicht). touren – ob mit buch oder mit band – ist heutzutage eine verdammt teure angelegenheit. viele leute denken offensichtlich, man packt seine scheiß sieben sachen in ein auto und macht sich fröhlich auf den weg. touren hat sich massiv verteuert in den letzten jahren, was ganz unterschiedliche ursachen hat. im juzi kostet keine veranstaltung mehr als 5 euro, meiner ansicht nach eine preispolitik die zwar „sozial“ klingen mag, aber an der realität einfach vorbei geht. 5 euro klingt nun für viele nach einem vermögen – 5 euro sind dabei als eintritt für eine ami- oder auch für eine europäische band eigentlich eine frechheit. konzerte können so kaum mehr vernünftig finanziert werden. alle klagen großkotzig und kurzsichtig über das loch im eigenen geldbeutel, kaufen aber kräftig bier wärend die bands in aller regel draufzahlen. da setzt sich auch so eine mentalität durch, dass man für musik am besten eh nichts bezahlen sollte – wo man nun schon eh alles fein auf die festplatten ballern kann. auf lange sicht zerstört das die „kleine“ konzertkultur, weil es auf lange sicht die zusammenarbeit mit agenturen attraktiv macht für viele bands. mit dem hegen anspruch alles billig zu halten über die schmerzgrenze hinaus kommerzialisiert das letztlich die struktur.
    für mich sind 5 euro auch sehr sehr viel geld. aber aus dem was ich so mitkriege muss ich sagen, also ich habe wirklich keine probleme die mir dann vor diesem hintergrund abzusparen. und wenn ich in anderen läden für ein cooles konzert 7 euro zahlen muss, dann tut das zwar noch mehr weh aber ich zahl das gerne weil ich eben weiß wofür.

  9. fabbal sagt:

    ich beuge mein haupt vor johns sonntagspredigt.
    das geld kann doch eigentlich nicht das argument sein…
    wie erwähnt wurde ist ja immer noch welches da um ein paar bier zu trinken aber wenn mensch so arm ist dann gäbe es auch billigere alternativen, im juzi zumindest.

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