Ein neues Menomena
von am 5. September 2007 veröffentlicht in Musik, Platten, Texte

Ich weiß, wahrscheinlich bin ich wieder mal spät dran und ihr wisst es alle schon. Aber eigentlich war ich eine der ersten, die auf dieses Phänomen gestoßen ist: Menomena. Und zwar, wie soll es auch anders sein im Jahre 2007, beim Surfen im Internet bei Myspace über den Umweg 31Knots. Diese geniale Band hätte ich wiederum wahrscheinlich nie aufgetan, wenn ich sie nicht 2006 auf dem Fluff-Fest gesehen hätte. Es war damals brüllend heiß und die Luft war voller Gewürze. Die Sonne gab restlos alles und ich hätte 31Knots damals fast verpasst, da meine Begleiter Schatten suchen wollten (was im übrigen auf einem Segelflugplatz völlig sinnlos ist). Doch irgendwas hatte mich an diesem Nachmittag doch zögern lassen und das war vielleicht Schicksal. Auf jeden Fall war das der Geheimtipp des Festivals gewesen, musste ich auf der Rückfahrt zufrieden feststellen. Zuhause angekommen, surfte ich im Netz und tat die Myspace-Seite der Band auf und eine der Topfriends war Menomena, eine weitere Band aus Portland, Oregon. Diese Stadt fasziniert mich nachhaltig und verursacht Fragezeichen in meinem Gesicht.
Exkurs: Unnützes Wissen über Portland
Portland liegt im US-Bundesstaat Oregon und hat 533.492 Einwohner und ist die größte Stadt und das wirtschaftliche Zentrum des Bundesstaates. Portland ist nach Seattle und Vancouver (Kanada) die drittgrößte Stadt im Pazifischen Nordwesten. Einer der Beinamen Portlands ist Stumptown ([Baum-]Stumpfstadt).
Chuck Palahniuk, amerikanischer Autor (Fight Club (1996) und Stranger Than Fiction: Stories(2004)) wohnt in Portland. Elliott Smith lebte in Portland. Linus Benedict Torvalds, Initiator von Linux, lebt in Portland. Matthew Abram Groening, Erfinder der Zeichentrickfilmserien Die Simpsons und Futurama und des Comics Life in Hell, wurde in Portland geboren. Weiteres unnützes Wissen: Groening ist Mitglied der amerikanischen Rockband Rock Bottom Remainders, die sich aus bekannten Schriftstellern und Comiczeichnern rekrutiert. Zu der Band gehören unter anderem Dave Barry, Scott Turow und Stephen King.
Mir selbst fallen zig Bands ein, die dieser Stadt entsprungen sind: Angefangen bei The Thermals, eine der okayen Bands mit the, relativ unspannend. Dann The Shins. Und The Gossip, hierzu muss ich wohl wenig sagen. Wer Musikartikel liest, wird The Gossip kennen. Life at these speeds, die ich persönlich sehr schätze, obwohl sie nichts neues machen, eher etwas bereits dagewesenes, aber das ziemlich gut. Das nennt man dann Oldschool. Die touren im übrigen gerade durch Europa. Dann 31Knots, wie bereits erwähnt. Absolut genial. An dieser Stelle kann ich auf einen Artikel eines Monsters verweisen. The Helio Sequence muss man auch im Auge behalten. Und dann Menomena. Interessant finde ich, dass es offensichtlich zwischen den verschiedenen Bands kaum bis keine Verbindungen gibt. So durfte ich im überaus lesenswerten Tourtagebuch der Band Menomena lesen, dass sie The Gossip auf ihrer Europatournee das erste Mal bei ihrem einzigen Schwedenkonzert erlebt haben, was den Schlagzeuger zum Verfassen dieser Liebeserklärung bewegt hat:

„I don’t know if it was the fact that I’ve never read anything about this band where the singer’s weight wasn’t mentioned OR if it was the fact that she was wearing a skin-tight aqua blue body suit onstage today, but the generous element of gyrating, jiggling body mass is definitely the first thing I noticed. It made me think; have I ever seen an overweight woman rocking the mic before? Maybe Missy Elliot (circa 1997)? Or Aretha Franklin? Or Ann Wilson? Yeah, maybe. But I’m pretty sure none of these female icons have ever intentionally threw down the camel toe for an entire concert. That spandex body suit! That wouldn’t be flattering on any body type! And yet, this woman is still totally wearing it. Totally going for it, sans reservation. No apparent worry or fear of what any ignorant idiot like myself is thinking, judging, wondering. Am I really this sheltered, or is this nothing short of revolutionary, especially in the self-conscious cesspool that is modern indie rock? Whatever the case, she certainly created a unique visual experience up there. I walked back to the van after the second song, car-crash intrigued but not moved.
As I sat there in our VW waiting for my bandmates, my back to the stage, I started finding myself focusing on the audio portion of the concert. I started noticing how beautiful this singer’s voice was. And how she was singing with the same unabashed rawness that she dedicated to her appearance. Then I started noticing the sparse guitar lines expertly weaving around those pitch-perfect vocals, through the clock-like drum patterns, entering the spotlight briefly but never stealing the show from that unearthly angel voice. Then a brief pause between songs, then a quiet, “this is for Aaliyah,” before an acapella intro into a cover of “Are You That Somebody?”, one of my top-10 favorite songs of all time. I feel embarrassed admitting this, but there I was, alone in the van, choking back tears while the frontwoman nailed that first chorus, “Sometimes I’m goody-goody, right now I’m naughty-naughty!” As soon as she flawlessly rapped Timbaland’s part, complete with whispered “baby girl’s” and “uh huh’s,” I was completely wrecked. I got out of the van with Brent and Jonas and we rushed back to the stage in time to see them close with the clincher single, “Standing in the Way of Control.” I felt like a giddy teenage music fan again, long before all this ridiculous “I’m in a band” bravado started. Thank you, The Gossip. Portland is lucky to have you, whether we all realize it or not.“

Aber nun zurück zum eigentlichen Thema des Artikels: Menomena.
Das neue Album der Band wird gerade überall abgefeiert und scheint das Ding 2007 zu sein. Also wer in sein will, möge es sich schnell besorgen. Noch ist es nämlich ein Undergroundtipp. Ein Versuch die Musik zu beschreiben, muss fehlen. Jemand hat mal einen Versuch unternommen und das ist dabei rausgekommen: Free-Britpop-Jazz-Orchester-Indie-Pop. Man könnte Namen nennen: TV on the Radio, Bloc Party, Coldplay, Keane, Sonic Youth, The Verve, The Good, The Bad & The Queen. Das mag aber einfach eine sinnlose Aufzählung bleiben.
Menomena spielten ihr erstes Deutschland-Konzert im FZW in Dortmund, wo schon einige Größen ihre Deutschlandkarrieren begonnen haben: Nirvana und Soundgarden beispielsweise.
Das neue Album Friend and Foe, nicht zu verwechseln mit dem seinerzeit äußerst erfreulichen Album Friend or Foe der Band Blackmail oder dem Album der seinerzeit äußerst unerfreulichen Tatu, ist am 31. August auf City Slang rausgekommen.
Danny Seim an den Drums hat es drauf. Er weiß genau, wann er sich zurückzunehmen hat. Brent Knopf am Keyboard, an der Gitarre, am Bass und vielem anderen mehr; Justin Harris singt, spielt Gitarre und Saxophon und bedient nebenbei einen Moog-Fußpedal-Basssynthesizer. Und am Ende kommt ein Sound raus, der ebenso eigenwillig wie zerbrechlich schön ist. Mein persönlicher Hit der Platte ist „Wet and Rusting“. Aber die übrigen 45 Minuten haben es auch in sich.

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Menomena:
09/19/2007 08:00 PM – Übel & Gefährlich, Hamburg
09/20/2007 08:00 PM – Postbahnhof, Berlin
09/21/2007 08:00 PM – Karlstorbahnhof, Heidelberg
09/22/2007 08:00 PM – Gleis 22, Münster
10/04/2007 08:00 PM – Stadtgarten, Köln
10/05/2007 08:00 PM – Muz, Nürnberg
10/06/2007 08:00 PM – Orangehouse, München

Life at these speeds:
09/06/2007 08:00 PM – Akk 44, Giessen
09/07/2007 08:00 PM – Schweinfurt—Trainspotting Festival, Schweinfurt
09/12/2007 08:00 PM – Mensabar , Freiburg
09/16/2007 08:00 PM – Kafe Kult, München
09/17/2007 08:00 PM – Juz, Mannheim
09/18/2007 08:00 PM – Az Conni, Dresden
09/19/2007 08:00 PM – Cassiopeia, Berlin
09/20/2007 08:00 PM – Alte Meierei, Kiel
09/21/2007 08:00 PM – Rote Flora, Hamburg
09/22/2007 08:00 PM – Ajz, Bielefeld

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