Mo. 15.01.: Vortrag ‚Israel und seine Feinde – Über den Antisemitismus im Nahen Osten‘
von am 11. Januar 2007 veröffentlicht in DGB Haus, Vortrag

Zu kaum einem Thema gehen die Wogen in politischen Debatten so hoch wie beim Thema Nahost. Die Konflikte in Israel, Palästina und im Libanon haben schon so manche Freundschaft schmerzhaft belastet und sorgen stets dafür, das die Raumtemperatur sich merklich erhöht – selbst wenn das Ganze im Freien stattfindet. Das Göttinger Autonome Kollektiv (a:ka) ist für seine ebenso umstrittene wie streitlustigen Positionierungen zu diesem Thema bekannt. Und so hat es sich mit Matthias Künzel einen ebenso umstrittenen und streitlustigen Referenten ins DGB-Haus am Platz der Synagoge eingeladen, damit der um 19.30 Uhr zum Thema „Israel und seine Feinde – Über den Antisemitismus im Nahen Osten“ referieren kann. Antideutsch für EinsteigerInnen, sozusagen.

Antisemitismus ist laut Künzel zentraler Bestandteil islamistischer Politik und bestimmt die Denk- und Wahrnehmungsmuster nicht nur der Menschen hier in Deutschland, sondern auch in den islamischen Ländern. Und das nicht erst seit heute, sondern schon seit Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts. Im Mittelpunkt steht bei seinen Analysen stets die bedingungslose Existenznotwendigkeit Israels als Folge der Shoa. Umstritten ist daran – wen wunderts – so ziemlich alles. Weder ist die historische Herleitung unumstritten noch die daraus abgeleiteten politischen Positionen. Ob man sie aber nun teilt oder nicht – sie zur Kenntnis zu nehmen kann nichts schaden. Und im Zweifelsfall gibt es hinterher bestimmt noch eine Diskussion.

Und weil er didaktisch so schön gemacht ist, dokumentieren wir im Folgenden den Einladungstext des [a:ka]:

Wenn, wie zur Zeit, die äthiopische Armee in einem Nachbarstaat gegen
Islamisten vorgeht, dann kommen Meldungen darüber irgendwo zwischen den
Berichten über ein leichtes Seebeben bei Indonesien und dem Wetter. Dass
auf dem Höhepunkt der Kämpfe nach dem Einmarsch der Armee in Mogadischu
an einem Tag 3000 Menschen ums Leben kamen, wird als „nach Angaben
von…“-Meldung im letzten Satz der Nachricht vermerkt.

Vor einem halben Jahr kämpfte die israelische Armee im Libanon gegen die
Islamisten der Hisbollah, nachdem diese Israelis mit Raketen beschossen
und Soldaten entführt hatte. Wochenlang beherrschte das Geschehen die
Nachrichtensendungen, und auch wenn der gesamte Libanon-Krieg nur ein
Drittel der Menschenleben kostete, die um Mogadischu an einem einzigen
Tag starben, titelten die Zeitungen jeden Morgen mit Schlagzeilen á la
„X Zivilisten sterben bei israelischem Luftangriff“.

Hier wird mit zweierlei Maß gemessen, und zwar nicht nur, weil der Nahe
Osten dem deutschen Alltag näher ist als Somalia. Überall sonst gelten
islamistische Kämpfer auch dem deutschen Bewusstsein als Terroristen,
nur in und um Israel herum soll es sich bei ihnen – zumindest auch – um
Widerstandskämpfer mit berechtigten Anliegen handeln. Kaum eine Meldung
über die Hamas spart die Floskel aus, wonach sie „von Israel als
Terrorgruppe eingestuft“ werde – also noch lange nicht zwingend auch
eine sei. Und in Hintergrundberichten erfährt der Konsument, wie wichtig
die Sozialarbeit sei, die Hamas und Hisbollah den von Israel
geknechteten Palästinensern und Libanesen zu Gute kommen ließen.

Der Autor und Publizist Matthias Küntzel ist in seinem Buch „Dschihad
und Judenhass“ Geschichte und Politik der islamistischen Bewegung auf
den Grund gegangen; auch den wenigen bürgerlichen Medien, die es wissen
wollen, gilt er mittlerweile als Experte. Auf unserer Veranstaltung wird
Küntzel zeigen, wie Ideologie und Praxis der Islamisten im Nahen Osten
beschaffen sind und wie eng sie mit dem Antisemitismus gegen die Juden
und gegen Israel verwoben sind.

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2 Kommentare auf "Mo. 15.01.: Vortrag ‚Israel und seine Feinde – Über den Antisemitismus im Nahen Osten‘"

  1. Rakete sagt:

    soweit ich mich recht erinnere hat küntzel doch im letzten jahr von einer einheitsfront islam / westliche welt gesprochen, fast schon huntington-mässig. aber angucken werd ich mir das auf jeden fall, wollte auf einer seiner thesen mal ne hausarbeit aufbauen.

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