„It’s a man’s world“ – zum Tod von James Brown
von Rakete am 26. Dezember 2006 veröffentlicht in Musik, PopkulturJames Brown ist tot. Das berichteten die Medien am heutigen ersten Weihnachtstag. Er wurde, nachdem bei einem Zahnarzttermin sein schlechter Gesundheitszustand aufgefallen war, am 24. Dezember ins Krankenhaus eingeliefert, wo er in der Nacht zum 25. Dezember an den Folgen einer schweren Lungenentzündung verstarb. Der „Godfather of Soul“, wie er sich selbst nannte, ist tot. Die Welt verliert „einen der einflussreichsten Musiker des 20. Jahrhunderts“ – und einen Sexisten aller erster Güte.
Browns Geschichte könnte klischeebeladener kaum sein: aufgewachsen in einem Elendsviertel von Atlanta landet er irgendwann wegen bewaffneten Überfalls im Knast, um dort die nächsten vier Jahre zu verbringen. Erst dem Soul gelang es, ihn von der schiefen Bahn zu holen. James Brown steigt in die Band „The Flames“ ein, mit welcher er 1955 erste Chartplatierungen erreichen konnte. Der große Durchbruch gelingt 1963 mit dem Album „Live At The Apollo“, welches sich über ein Jahr in den Charts halten kann und über eine Million Mal verkauft wird.
Seine Diskografie scheint endlos, Hits hat Jamens Brown am laufenden Band produziert. Allen voran „Sex Machine“, „I feel good“ oder das spätere „Living in America“ dürften den meisten geläufig sein. Sein Song „Say It Loud (I’m Black and I’m Proud)“ avancierte in den Sechziegern zur Hymne der Bürgerrechtsbewegung. Funk, Soul, Blues, Pop – sämtliche Stile hat er maßgeblich geprägt. Seine Stücke beeinflussten zahllose Musiker, noch bis in die Gegenwart gehören sie zu den meistgesampelten überhaupt. Keine Frage: als Musiker war James Brown eine ganz große Nummer.
„Eine Frau sollte ihre Grenzen kennen“
„It’s a man’s world“ war einer seiner größten Hits, der viele Menschen erreicht und Musiker beeinflusst hat. Nicht ganz so viele dürften mitbekommen haben, wie ernst es ihm mit diesem Motto war. „Ich lebe so, wie es vor Jahren noch üblich war, als die Männer die Frauen kontrollierten. Eine Frau sollte ihre Grenzen kennen, und ein Mann seiner Verpflichtungen. Und dieser Philosophie werde ich treu bleiben.“, sagte er dem Onlinemagazin ContactMusic.com. Solchen Worten liess er auch Taten folgen: James Brown machte keinen Hehl daraus, seine Ehefrau Tomi Rae geschlagen zu haben. Das kostete ihn rund 800 Euro Strafe. Eine Anklage wegen Vergewaltigung musste mangels Beweiskraft gegen ihn fallen gelassen werden, in einem weiteren Fall kam es erst gar nicht so weit, weil eine Richterin den Fall abwies.
„Was aber bedeuten schon solche ideologischen Stolperschritte in der Choreographie dieses brisanten Musikerlebens, das gestern Nacht zu Ende ging?“ fragt sich Spiegel Online heute, allerdings in Zusammenhang mit Browns nationalistischen Eskapaden wie in seinem Song „Living in America“. Aber was sind Trauerbekundungen und Nachrufe wert, wenn sie einen Mann ehren, der sich ganz offen für Gewalt gegen Frauen ausgesprochen hat? Nicht einmal das Papier, auf dem sie geschrieben sind!
Zitat: „nationalistische Eskapaden wie in seinem Song “Living in America” “ – was ist denn an dem Song „nationalistisch“?
ich habe mich da auf den spiegel-artikel bezogen. mag sein, dass sie das wort „patriotisch“ anstelle „nationalistisch“ verwendeten, finde den artikel grade nicht mehr
Edit: so stehts im spiegel:
auch schön: