Some – Ganz großes Kino
von am 4. März 2008 veröffentlicht in Musik, Texte

Endlich mal eine Band, die es mir leicht macht. Sehr leicht. Im allgemeinen liefert unser schönes Umland und leider auch die Stadt eine ganze Menge musikalischen Müll ins Ohr. Wenn man es wagt genau dies zu adressieren, steigen alle möglichen Tölpel aufs Klettergerüst der Empörung. Je unbedeutender die Band, so größer das Geblöke. Sicherlich kein Göttingen spezifisches Problem. Schlechte Musik ist leider wie eine Hydra. Man schlägt ihr einen Kopf ab – aber gleich zwei unnötige Bands wachsen in aller Regel nach. Endlich mal eine Band also, die zum Teil aus Göttingen kommt und bei der ich sagen kann: Meine Güte, wie geil ist das denn!

Zu den Fakten: Some sind keine unbekannten in der Monsters-Redaktion. Meine Ohren sperrten sich bereits weit auf, als ich eines der früheren Demos in die Hände bekam. Auf dem 2006er Demo „So glad this hush is over“ überraschten Some mit einem sehr kantigen Sound, wie ich ihn oft bei neueren Hardcorebands vermisse. Die Vorbilder lagen eher im schönen alten D.C.-Sound, dazu eine rotzige Seite Quicksand und man höre und staune: eine eigene Note war auch noch dabei. Das zweite Demo „Artificiallifebuilding“ machte genau da weiter. Trotzdem hörte man, dass ein endgültiger Sound noch nicht gefunden war, auch live wirkte die Band etwas – naja, sagen wir unentschlossen. Das Potenzial der Band ist auf beiden Demos jedoch unüberhörbar! Dann wurde es erstmal ruhig – der Posten am Schlagzeug wurde frei. Und da habe ich die Band aus den Augen verloren. Ein neuer Drummer fand sich, entliehen der Band And Still I Bleed. Ganz ehrlich, ich musste erstmal schlucken, denn alles was mir an Some bisher gefiel, lässt die Band mit dem unweigerlichen Blut im Namen schmerzlich vermissen. Um so mehr hat mich das neue Demo von Some umgehauen. Musikalisch ist die Band in eine ganz andere Richtung gegangen. Ein ziemlich rutschiger Weg, denn wenn Hardcore musikalisch härter wird, verliert sich oft Ideenreichtum und dazu wachsen Peinlichkeiten garniert mit Totenköpfen und Kajalstift. Bisschen Geschrei hier, bisschen Melodie da und böse, blöde aus den schwarzen T-Shirts gucken- lassen wir das. Some sind den schwierigen, komplexen Weg gegangen. Wenn man jetzt Namen wie The Dillinger Escape Plan oder Botch nennt, greift man nicht mal zu hoch! Some 2008 sind deutlich härter, sind gewaltiger, sind noch komplexer als zuvor und kommen den genannten Referenzen erstaunlich nahe. Vor allem der Gesang erschien mir dabei noch etwas gewöhnungsbedürftig – entweder muss ich mich an den Sound gewöhnen, oder der Gesang hat sich noch nicht ganz in das neue Bild eingepasst. Schlecht ist das nicht, es hat mir selten so Spaß gemacht einer Band zu folgen. Auch der Bass scheint mir inzwischen viel gradliniger, frickelt kaum mehr an zu vielen Ecken gleichzeitig – manchmal ist weniger einfach mehr. Das Demo überzeugt mit allen vier Songs. Vor allem in The dead letter word zeigt die Band, was man an Ideen in knapp 3 Minuten unterbringen kann, ohne zu langweilen, immer auf den Punkt – immer an der richtigen Stelle.
Some sind für mich weiterhin eine der interessantesten und besten Bands hier. Ich bin gespannt darauf, was da noch kommt, ein Album scheint in Arbeit. Bleibt zu hoffen, dass Some keine peinliche Totenkopf-Banner Band wird, ohne Stadtfest-Shows oder peinliche Contests! Da gehören Some einfach nicht hin! Some-Demo bitte jetzt sofort kaufen!

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13 Kommentare auf "Some – Ganz großes Kino"

  1. Bommel sagt:

    „SOME“…eine Band, die mittels des ausführlichen Kommentars (s.o.), ein herrliches Lob mit hoffentlich folgender „Motivation“ bekommen hat!! Ich hätte aufgrund meiner eigenen musikalischen Erfahrung niemals solch einen hundert prozentigen Text zusammenballern können, finde es aber absolut bombe, dass sich jemand die Mühe macht. Denn in „SOME“ bewegen sich hochmotivierte Musiker, experimentierfreudig und gut! Auch wenn die Richtung des „Hardcore“ für meine zarten Seiten oftmal zu heftig ist, habe ich „SOME“ gesehen und habe sie gerockt!! Ich habe bei „SOME“ immer das Gefühl, dass reale Gefühle, Gedanken und individuelle Welten „vermusikalisiert“ werden! Außerdem gibt es einen Werdegang, der sich gewaschen hat…Die „SOME“-Musiker werden immer besser,…leider habe ich den neuen Drummer noch nicht kennengelernt…
    Und ich rate allen Hardcore Fans, dieses nicht zu verpassen….es ist zu gut…es rockt zu gut..und das aus dem Munde eines rosaroten Mädels…

    Kaufen, anhören: ROCKEN!!!!!!!

  2. miesmuschel sagt:

    prost mahlzeit – und das aus dem munde eines rosaroten panthers

  3. fan sagt:

    alle achtung, für mich stimmt da alles (auch der gesang): innovativ, abwechslungsreich, virtuos. so muss das sein.

  4. Eduard Bär sagt:

    die sollen auch mal im Blue Note spielen! *appellier*

  5. miesmuschel sagt:

    das geht mensch in gö doch hin, für gute konzerte … oder etwa nich?

  6. Eduard Bär sagt:

    musa zu weit draußen und keinen bock auf hals verrenken im kreuzberg! im anschluß gibts im BN auch immer noch feine parties, z.b. eine sogennante „Tropic Night“ mit exotischen gästen!

  7. Rakete sagt:

    ich bin ja für die anerkennung des nörgelbuffs als feine konzertlocation!

  8. Eduard Bär sagt:

    klar! aber lassen die da so harte musik über die anlage? da ist doch zumeist feinfühlig-melodramatischer pop-rock. sonst gern, some sollen spielen!

  9. Rakete sagt:

    Some sind aber auch so ne Band, die den Fehler machen, sich tot zu spielen. Letztes Jahr 4 oder 5 mal alleine in Gö…

  10. John K. Doe sagt:

    aber warum zur hölle denn im blue note????

  11. Eduard Bär sagt:

    die location is zu gut, als dass die mit einmal Hund am Strand im jahr ausgelastet wäre!

  12. Smallbox sagt:

    Den Fehler 4-5 Konzerte innerhalb eines halben Jahres in Göttingen bzw. der unmittelbaren Umgebung zu spielen wird nicht wieder vorkommen.Keine Sorge…!

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