Über Tokio Hotel, Kinder und das große Geschäft
von am 13. Oktober 2007 veröffentlicht in Musik, Texte

Ein Fehler am Nachmittag
Es ist eine der größten persönlichen Fehleinschätzungen, die ich da eines schönen nachmittags auf meiner Biedermeier-Couch hingelegt habe. Damals kam ich an einem Sommertag von der Arbeit, sinnentleert schaltete ich mich durch die schwarzen Löcher des nachmittäglichen Fernsehprogramms. Dabei blieb ich bei einem Kanal hängen, dessen Zielgruppe eine ältere ist und in den neuen Bundesländern, wie es so schön heißt, angesiedelt ist. Auf dem Marktplatz einer mittelgroßen Stadt hatten findige Event-Manager (Gerüstbauer) eine Bühne installiert um die herum Stuhlreihen angeordnet waren. In der Mittagshitze hatten hier Menschen Platz genommen, die das Arbeitsleben hinter sich hatten und die bei allen möglichen körperlichen Schwächen vor allem eines konnten, nämlich fröhlich in die Hände klatschen. Das Rhythmusinstrument des kleinen Mannes. Das musikalische Sturmgewehr der Schlagerkultur. Und genau auf dieser Bühne, in diesem hier gerontologisch angelegten Setting, zappelte eine Gruppe von nicht mal einer Hand voll Minderjährigen. Ein spindeldürrer Sänger bewegte sich in ebenso reichlich eingeübten wie elastischen Posen, dass man meinen konnte, Klosterfrau Melissengeist wird hier beworben und jeden Moment würden Doppelherz-Fläschchen vom Himmel regnen. Der Song, zu dem die Band etwas ungelenk, ca. 10 Sekunden vom Playback entfernt und etwas unentschlossen maskulin umhertobte, hieß „Durch den Monsun“. Und, wir wissen es inzwischen alle, die Band dazu hieß auch schon damals Tokio Hotel. Nur bin ich damals vor lachen zusammengezuckt. Dennoch betrachtete ich das Geschehen mit einiger Faszination und ging davon aus das alles irgendwann einmal vergessen zu haben. Welch ein Irrtum! Wie der lauschige Nachmittag auf der Bühne weiterging, kann ich nicht sagen. Wahrscheinlich werden Stars vom Schlage einer Petra Kusch-Lück, Roland Berger oder Claudia Jung ihr bestes gegeben haben. Hitzetote hat es an diesem Tag zumindest keine mehr gegeben. Hirntote allerdings auch schon vorher in diesem Milieu.

Über Verhütung
Etwa vier Monate später war ich mir meines Irrtums sicher. Ich konnte trotzdem stolz sein, ich war wohl einer von ganz wenigen, der die ersten zaghaften Schritte der Band ins Big Business verfolgen durfte. Und mit Sicherheit war ich einer von ganz vielen, von diesen ganz wenigen, der großkotzig genug war, nicht die geniale Idee hinter der Band als nur ihre fürchterliche Musik zu sehen. Peter Hoffmann dachte einen Schritt weiter, als er 2003 die Band entdeckte. Hoffmann nahm die Band unter Vertrag und stellte ein Produzententeam zusammen, dass fortan zuckersüße Gitarrenpop-Ballädchen zusammenklöppelte mit viel Mut zum Klischee und dem Anspruch es vielen und am besten allen Recht zu machen. Die musikalische Arroganz im Großen wie im Kleinen (so Leute wie ich), radebrechten schnell über die vermutete Retorte, vorschnell. Die Idee ist weiterhin genial. Denn, und an dieser Stelle muss man umdenken, Tokio Hotel ist eine Band auch des Geschäfts wegen. Und schon 2003 brauchte man ein nicht unbedingt aufmerksamer Mitmensch zu sein um nicht verstanden zu haben, was die heulende Musikindustrie von ihrem modrigen Altar verbreitete. Allen ging es schlecht, denn die Käufer von einst luden plötzlich lieber runter als für eine Metallica oder Bernhard Brink-Platte zu bezahlen. Verstehen kann ich’s irgendwie. Dabei vergaß man einfach eine Käuferschicht, die für diese Situation wie geschaffen war. Diese Käuferschicht ist naiv, einfältig, billig, für jeden Mist zu haben und völlig geschmacksfrei und das beste: oft noch zu blöd einen Computer zu bedienen, entsprechende Zugänge zu haben, geschweige denn, dass sie sich solche Gerätschaften ohne weiteres leisten könnte. Genau, ich spreche von Kindern! Nun gut, ich muss manchem 7-jährigen Frechdachs zugute halten, dass er in der Regel einen Computer besser beherrscht als das stolze Elternpaar. Ich habe allerdings auch noch nie einen 7-jährigen in ekstatischer Erregung einen Live-Stream die Präsentation irgendeines bescheuerten Mac-Produkts (iToaster oder ähnliches) auf seinem iBook verfolgen sehen. Halten wir fest: ein weites Feld. Halten wir auch fest: eine indirekte Käuferschicht, aber eben doch Käuferschicht, weil völlig entnervte Eltern letztlich doch das Portemonnaie zerknirscht zücken, so die Nachkommenschaft veritablen Terror öffentlich zur Schau stellt, wie man es oft heimlich lachend am Süßigkeitenregal im Supermarkt beobachten kann. Bill, Tom, Georg und Gustav waren nicht wesentlich älter als die Käuferschar und zumindest Bill war geschmacklich so angstfrei ausgestattet um ihn ohne größeren Protest in ein annorektisches Clownskostüm zu zwängen und einen Frisörlehrling mit Experimentierfreude an den Kopf des damals höchstens 16-jährigen zu lassen. Die Band, ein Jackpot für das Produzententeam und ich hoffe inständig, dass diesen Männern mal eine Statue von den Plattenbossen handgemeißelt wird, sorgten diese doch für ein fast vergessenes Substantiv im Plattenbusiness: Profit. Der Stil wurde ruckzuck von schreienden Teenagern übernommen: Platten, Heftchen, Poster und natürlich Klingeltöne wechselten ihre Besitzer, während die Band die Hallen eines jeden Kaffs füllte, das es auf die Landkarte geschafft hat. Der Marketingplan „Tokio Hotel“ war aufgegangen und, dass ist eigentlich auch bemerkenswert, alle konnten sich irgendwie freuen. Fast alle. Wer nicht minderjährig oder gleich bescheuert war, der musste sich dem Terror der Band ergeben und mancher wäre irgendwann lieber im Monsun ersoffen als das Lied noch mal zu hören. Eine fast meteorologisch anmutende Hymne, jung und anspruchslos, naiv zusammengereimt. Erst geht eine Kerze aus, Wolken ziehen auf und wer mit Wetter einigermaßen vertraut ist, weiß: Gleich wird es wohl Regnen. Und ganz recht, im Song verändert sich die Wettersituation drastisch, durch die eine nicht weiter benannte Person dahinwatschelt – einsam getrieben, bis das Wetter dann eben wieder besser wird und die bösen Mächte, wo immer sie auch auftauchten, besiegt werden, „Dann wird alles gut – Dann wird alles gut – Wird alles gut – Alles gut“

Big in Japan
Besinnen wir uns aber auf die Wurzeln unserer der Pubertät mittlerweile entwachsenen Zwillingsbrüder und den zwei anderen Typen. Nein, ich spreche jetzt nicht von Jugend im Magdeburg, sondern von Japan. Denn ohne Japan wäre ein Konzept wie Tokio Hotel nur schwer möglich gewesen. Nein, am Bandnamen wäre das jetzt sicherlich nicht gescheitert, auch wenn „Dinslaken Hotel“ sicherlich bei weitem nicht so mysteriös klingt. Das Konzept an sich war eigentlich kein neues. Während wir alten Europäer seit den 90ern vor allem dem Wahn der Boybands ausgesetzt waren, die eigentlich eine ganz ähnliche Zielgruppe hatten, entwickelten sich in Japan interessante Spielarten des J-Rock. Wer ohnehin mal große Augen machen will was Experimentierfreudigkeit auch im musikalischen angeht, dem sei ein Blick auf die Inselgruppe im Pazifik herzlich empfohlen. Ob J-Rock oder J-Pop, japanische Künstler und Bands zeichnen sich in vielen Fällen deutlich von dem ab, was unser gewohntes Ohr zu leisten vermag. Und wenn sie kopieren, schlagen japanische Bands in der Regel ihre Meister. Japan steckt voller guter und bizarrer Musik. Mal ganz davon abgesehen, dass japanisch eine überraschend angenehme Singsprache ist. J-Rock und J-Pop, dass können ganz unterschiedliche Dinge sein und eine der beeindruckendesten Spielarten nennt sich Visual Kei. Ganz recht, Visual vom englischen visual entliehen und Kei bedeutet in etwa so was wie „Stil“ – was ich in diesem Zusammenhang doch etwas gewagt finde. Wenn man jetzt noch den Begriff Manga in den bunten Reigen wirft, dann wird dem einen oder anderen vielleicht ein Licht aufgehen. Musik ist hier ein Aspekt von vielen. In optischer Hinsicht ist bei Visual Kei wirklich alles erlaubt, wobei man sich in Richtung Gothic orientiert, was das ganze geschmacklich reichlich diskutabel erscheinen lässt. Damit finden sich unter den Visual Kei-Bands einige, die noch ein viel größeres Kasperle-Theater ableisten, als man beim alljährlichen Gothic-Treffen in Leipzig beobachten kann. Wie dem auch sei, in Japan ist Visual Kei eine ganz große Nummer und es braucht nicht viel um einiges davon in Tokio Hotel wiederzuentdecken. Nicht ganz doof – eine übersättigte Käuferschar, die geschmacksfrei jeden Mist rezipiert auch noch optisch zu reizen. Seit Tierversuchen wissen wir, dass das reichlich gut funktionieren kann. Nur spitzte man all dies bei Tokio Hotel auf den armen Bill zu, während Tom und die zwei anderen optisch immer lascher, naja, langweiliger wurden.

Gothic – eine ernste Sache
Nun wissen wir, dass die Ingredienzien des eben genannten prototypisch weiter genutzt wurden. Kinder sind unersättlich, die würden auch Schokolade dann noch fressen, wenn die Zähne ungefähr aussehen, wie die Ruinen der Kapelle von Durness im schönen Schottland. Mit Musik funktioniert das ganz ähnlich. Nach Tokio Hotel hatten wir es mit einer 15-jährigen zu tun, die ein keckes Tribal auf das Jochbein gemalt bekam und mit einer peinlichen Kapelle im Gothic-Look auftrat. LaFee – Hauptschülerin mit den richtigen Gesten und ausreichend Stimme um sogleich eine Platte aufzunehmen. Eine 15-jährige Künstlerin, bei der man sich unter vorgehaltener Hand erzählt, ihren Managern würde der Angstschweiß auf der Stirn stehen, so ihr Schützling zum Spontaninterview gerufen wird. LaFee hatte es eher auf Mädchen abgesehen, auf Power-Girls im präpubertären Outfit. Aussage ungefähr: Jungs sind scheiße, vor allem wenn sie Luschies sind. Unter solchen Umständen hätte ich es in der Kindheit schwer gehabt.
Visual Kei – nun, so ganz ist das Kapitel eigentlich noch nicht abgeschlossen. In den letzten Jahren gab es noch andere musikalische Entwicklungen. Eine davon heißt „Emo“ und verbindet sich mit Bands wie My Chemical Romance oder Panic at the Disco und manch Hardcore-Fan, der die 90er miterleben durfte, rauft sich beim heutigen Gebrauch des kleinen Wörtchens „Emo“ verzweifelt die Haare. Pubertärer Rock war diese neue Einkleidung des Begriffs zwar auch irgendwie, aber soviel wollen wir dem Ganzen mal zugute halten – mit Tokio Hotel oder gar der seichten LaFee hatte das nichts zu tun. Außer vielleicht, das der Look und das ganze Gehabe drum herum schnellstens von denen adaptiert wurde, die Tokio Hotel ein paar Jahre hinter sich gelassen hatte. Eine seriöse Fortsetzung also. Und wer heute mal mindestens zwei Stunden Musikfernsehen mutig und schadlos übersteht, der wird dann eine Band entdecken, die alles, wirklich alles genannte vermengt: Cinema Bizarre. Hier hat man es geschafft, gleich fünf androgyne Bill’s aus dem Boden zu stampfen, reichlich Manga, reichlich albern, reichlich jung und musikalisch reichlich von den bereits genannten drei unscheinbaren Buchstaben (siehe z.B. My Chemical Romance) ausgestattet. Nach meiner Erfahrung mit den vier jungen Ossis wage ich es kaum eine Prognose abzugeben. Immerhin hatte die Band bereits eine Bravo-Story, als man nur ahnen konnten in welche Richtung man wohl musikalisch zu expandieren gedenkt. Und liest man die Biographie der Band, was an sich schon bemerkenswert ist, dann findet sich sogar ein ganz direkter Verweis auf Visual Kei. Die Mär der Band gibt vor, sich auf einer Manga-Convention getroffen zu haben – alles andere ist Business Bla-Bla. Die Band unter Vertrag zu nehmen war sicherlich nicht mal ansatzweise so innovativ wie im Falle Tokio Hotels, wie auch immer – Strify, Kiro, Shin, Yu und Luminor, so heißen die fünf Musiker zwischen 17 und 22 Jahren, präsentieren nun in Kostümen, in die ich nur unter Androhung roher Gewalt schlüpfen würde, ihre erste Single „Lovesongs (they kill me)“. Ein überaus seichtes Machwerk, genielos zusammengeklaut bei der, ich nenn es mal „the new wave of emo“ und, man hält es kaum für möglich, noch gebügelter hingekupfert. Immerhin, im Gegensatz zum Magdeburger Quartett, das erstmal auf Nummer sicher ging in einer Sprache, welcher die Zielgruppe mächtig sein sollte, klagen Cinema Bizarre auf Englisch. So kann international erlebt werden, wie gelitten wird an, ja – das Lovesongs eben manchmal töten können oder woran auch immer. Im Video werden tiefe Blicke und alberne Frisuren präsentiert. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das den fünf Jungens in ein paar Jahren recht peinlich sein wird. Auf der Fanseite sind mittlerweile die Ergebnisse des optischen Auftritts zu genießen – hier griff der geneigte Fan zwischen Klingelton und Hausaufgaben zum Filzstift und hat seinen Beitrag zu, ob gewollt oder ungewollt sei dahingestellt, abstrakter Kunst geleistet. Immerhin, mit guten Nerven hat das alles trotzdem Unterhaltungswert. Sind doch irgendwie noch Kinder.

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20 Kommentare auf "Über Tokio Hotel, Kinder und das große Geschäft"

  1. Fernseherin sagt:

    Alter der Text ist viel zu lang. Wer soll das denn alles lesen?

  2. John K. Doe sagt:

    ich erwarte etwas mehr vom leser 😉

  3. Fernseherin sagt:

    Jetzt bin Ich durch. Puh. Eine Frage stellt sich mir noch: Was ist eigentlch aus der Gruppe Echt geworden?

  4. Klaus sagt:

    Hahahaha, aber Echt ist noch ne ganz andere nummer.

  5. John K. Doe sagt:

    aber wirklich. aber mal zu Echt. ich fasse mich kurz, damit auch du stressfreie information erfährst: keyboarder gunnar astrup hat irgendwann sein erstes mal doch noch gehabt („wir haben’s getan“), kim frank setzte einen ganzen haufen kohle mit immobilien in den sand, spielte in detlev bucks film „nva“ mit und hat dieses jahr ein solo-album veröffentlicht.

  6. miesmuschel sagt:

    haha – deren seite bietet neben lustigen fotos auch weitere interessante eindrücke: „… Malcom McLaren, „Erfinder des Punk“ und Manager der Sex Pistols, sowie langjähriger Geschäftspartner der Designer-Queen Vivienne Westwood, meldete sich aus England und bot begeistert an, einen Song für Cinema Bizarre zu schreiben …“

    rofl

  7. John K. Doe sagt:

    macht total sinn….mclarens hirn war schon jahrzehnte strukturiert wie das von hoffmann. erst (die genialen!!!) new york dolls, dann bastelt er die (weniger genialen) sex pistols quasi zusammen. klingt vielleicht gewagt, aber ich sehe von der idee her viele parallelen zwischen den sex pistols und tokio hotel.

  8. miesmuschel sagt:

    ich sehe grad jede menge dieser fan art bildchen –
    aber generell is mir grad total schlecht geworden, interessanterweise fühle ich mich von deren zombiespacigem auftreten und ihrer wahrscheinlich höchst willenlosen fan-privatarmee echt einwenig eingeschüchert

    die haben auch grad auf dem dome 43 gespielt – das es das noch gibt, in diesem zusammenhang würde es mich echt mal interessieren bei welcher nr. mittlerweile die bravo hits oder die schlüpfe best ofs sind !?

  9. John K. Doe sagt:

    laut bravo.de gibt es bereits „bravo hits 59“ – gestern erschienen. das heisst es gibt bald den 60. geburtstag des samplerklassikers. die aktuelle ausgabe mit einem special im booklet über rihanna. ansonsten ist alles dabei. hier meine highlights:

    monrose – strictly physical
    die süßen drei mädels, die vor frau hagen und dem geiiilen D! bestehen mussten – und die göttinger tanzmaus die ebenfalls im rennen war ausboteten. mal ehrlich – die ersten singles fand ich geil!

    bushido – alles verloren
    der hirnathlet aus dem schönen berlin. authentischer knast-einstitzer der einst mit folgender zeile glänzte „ich bin mir ein imperium am aufbau’n“.

    jimmi blue – i’m lovin … (l.r.h.p.)
    jimmi blue ist ein ochsenknecht-spross. „l.r.h.p.“ steht für little red hot pants. ein geistloser versuch justin timberlake zu sein, jämmerlichst dargeboten und einer der schlechtesten songs die ich in meinem leben gehört habe.

    scooter – the question is what is the question
    das norddeutsche stahlgewitter des eurodance. der songtitel in scooter-tradition. ist so schlecht das es schon wieder schlecht ist und mir irgendwie auch schlecht wird.

    dazwischen reichlich musik die schnell gehört und schnell vergessen ist. gut so. auf CD2 dann reichlich gitarre. ich nenne nur mal die großen geister:

    revolverheld – sind wie muff potter oder umgekehrt.
    nickelback – chad kröger, teilt sich die firsur mit der moderatorin des RTL-Mittagsmagazins.
    killerpilze – wie revolverheld für noch blöder
    sportfreunde stiller – wie alles obere zusammen, bayern-kannte, fussballidiotie.
    dashboard confessional feat. juli – so hoch kann der preis des ruhmes sein

  10. miesmuschel sagt:

    was mir grad so auffällt – dabands wie the police oder metallica scheinbar nicht tot zukriegen sind und ihre treue fan base tapfer hunderte von euro für die gleichen songs wie vor 40 jahren blecht – jetzt nur in alt und noch schlechter – wie lange muss ich dann solche phänomene wie tokio hotel oder cinema bizarre ertragen !? ich mein die sind derart aalglatt zusammengebastelt, dass die wahrscheinlich nicht mal auf die idee kommen würden nach anhaltendem kommerziellem erfolg ne drogenkarriere zu starten und irgendwann an ihrer eigenen kotze zu ersticken – schlimme zeiten sinds …

  11. Rakete sagt:

    „dashboard confessional feat. juli – so hoch kann der preis des ruhmes sein“

    WORD!

    ansonsten hat mir mal jemand erzählt, die von sich meinte gaaaanz viel ahnung vom musikbusiness zu haben, dass tokio hotel quasi wie die ramones, nur eben viel später, seien. das habe ich natürlich reflexartig verneint!

  12. John K. Doe sagt:

    huiiiii – ramones ist nun wirklich gewagt. aber ohne mist, ich finde den vergleich in richtung sex pistols im ansatz nicht verkehrt. beides ist halt auf unterschiedliche weise blöd, obwohl die pistols wenigstens ein paar smasher hatten und für punk dann eben doch essenziell waren und sind. tokio hotel sind in dieser hinsicht für nichts gut – außer für verkauf, hehehehe.

  13. b.k. sagt:

    oh seid ihr süß – und so anders, soo alternativ (wie arm muss man sein, um über tokio hotel herzuziehen?)

  14. miesmuschel sagt:

    verirren sich jetzt schon eingeschnappte 13-jährige fäns auf die seite? – woah!

  15. John K. Doe sagt:

    lieber b.k., du verpasst die chance dein kommentardebut hier geistreich zu gestalten. trotzdem ein herzliches willkommen. nun – du findest es also arm über tokio hotel herzuziehen und hast den text, dass unterstelle ich dir mal, nur überflogen. mit der länge hatten ja auch andere probleme, deshalb sehe ich da mal nach 😉
    zur sache. aus dem was du hier aufgeschnappt hast entnimmst du ein „herziehen“ über tokio hotel und findest es „arm“ sich dieser thematik zu widmen. folgendes hast du überlesen – oder einfach nicht kapiert. ich trenne hier zwei angelegenheiten. einmal die musik. und die ist meiner ansicht nach müll. netter, belangloser müll. wenn du dir zeit nimmst auf der seite wirst du feststellen, dass mit derartiger kritik auch bands aus anderen spektren garniert werden. die andere sache ist das konzept – und hier geht es vor allem um eine geniale idee, die im artikel gewürdigt wird. die idee finde ich einfach kolossal gut! und mit einer „alternativen“ sichtweise hat dies nichts zu tun – denn das hier neuerdings verortete spektrum bekommt auch ein paar kritische statements. im übrigen, was verstehst du unter „alternativ“ sein? ich verstehe mich nicht als „alternativ“. und hättest du etwas genauer nachgelesen, dann wäre dir aufgefallen, dass ich gerade eine solche sichtweise, die großkotzig über die band aburteilt ebenfalls aufs korn genommen habe. vielleicht nimm dir auch die zeit um im artikel zu entdecken, dass es mir auch um die stilistischen hintergründe des ganzen geht. das ist im grunde genommen hoch interessant, vor allem wenn man sich mit den japanischen originalen befasst – die in der umsetzung besser sind, auch wenn ich das, wovon sich der stil ernährt recht albern finde.
    nun hast du es hier auf einen satten und dennoch ziemlich leeren kommentar gebracht und mich hätte da von deiner seite aus mehr interessiert. ich finde es immer wieder süß, wie mancher hier auf die kacke haut, ohne inhaltlich was beizutragen. wenn du beispielsweise fan der band bist, was ich nichtmal schlimm fände, dann erklär doch einfach mal diese andere seite.

  16. simon sagt:

    Ich teile die grundsaetzliche Einschaetzung der Parallelen zwischen Sex Pistols und Tokio Hotel, aber entdecke in diesem Vergleich wenig neues. Sex Pistols waren nicht die ersten geshcickt zusammen gestellten, udn uch glaube, die bisher groessten Erfolge haben immer noch Take That eingefahren. Klar, es war schon eine geschickte Leistung des herrn hoffmann, die japanischen Musikstile zu adaptieren und fuer die europaeischen Ohren zugaenglich zu machen (ich kenn da nicht viel von und glaube einfach mal dem Artikel).
    Was mich allerdings ein bisschen irritiert ist der Vergleich zum Gothic. Ohne Frage sind einige Fans des Gothic vom Manga beeinflusst (ich denke da nur an den Typen, dem ich vor ein paar Monaten in einer S-Bahn gesehehn hab und der so aussah wie die Hauptfigur aus den Final Fantasy-Spielen). Aber: Das macht doch nun insgesamt in der riesigen kategorie Gothic einen bescheidenen Teil aus. Insgesamt ist diese „Mischung aus Liebe und Tod und Vergaenglichkeit“ doch ne andere Nummer als das, was Tokio Hotel abliefern. Vielleicht bin ich auch schon zu „emo“, aber wenn ich anfange, die Poesie von Goethes Erben mit dem „Lyrics“ genannten Wort-Unfall von Tokio Hotel zu vergleichen, dann straeubt sich bei mir aber jedes gebliebene Gefuehl fuer Aesthetik.

  17. John K. Doe sagt:

    da stimme ich dir zu! es geht auch eher darum, das sich einiger stilmittel von gothic bedient wird – ein direkter vergleich sollte das eigentlich nicht sein.
    take that waren aber schon eine andere tasse tee finde ich – auch weil man damals tatsächlich noch kohle mit platten machen konnte. das ist heute grundlegend anders. die sex pistols sind ein prägnantes beispiel für ähnliche konzepte – dass es castingbands schon (beispielsweise) bei den beat-bands reichlich gegeben hat ist ja auch nichts neues.
    cinema bizarre sind ja schon der zweite versuch mit visual key hier durchzustarten. wenn ich mich recht erinnere gab es den versuch schon vor ein paar jahren mit einer japanischen band hier.

  18. Rakete sagt:

    ey simon, du sollst da unten studieren und nich dauernd hier deine zeit verschwenden 🙂

  19. b.k. sagt:

    hallo john, nein, ich bin kein tokio hotel fan und deine einschätzung der musik teile ich sogar. mein unqualifizierter kommentar bezog sich auch mehr auf die kommentatoren, die auf dein vermeintliches tokio hotel bashing sofort eingestiegen sind.

    on the other hand: ich finde, dass die kids heutzutage besser tokio hotel hören sollten (die irgendwie ja auch emanzipatorisches potential haben) statt kirmestechno oder aggro berlin.

    was die optik angeht: also bill ist nun wirklich nicht visual kei, aber waren wir nicht alle mal sigue sigue sputnik fans?

    und nun ja, als ex-gruftie, der goethes erben oder lacrimosa und son zeug nur peinlich findet, hab ich mich auch persönlich angegriffen gefühlt 🙂

  20. John K. Doe sagt:

    hahahaha, b.k. – mit deinem verweiß auf sigue sigue sputnik hast du dich soeben in meine persönliche kommentar-oberliga geschossen!!! mal ohne scheiß, wie gut diese band ist! also, natürlich mit einem zwinkernden auge auch. ich habe mal in einer eigenen band einen text von denen einfach komplett übernommen. ich war auch fast drauf und dran mir die nochmal anzusehen. die scheint es ja noch in irgendeiner form zu geben.
    was visual key anging war tokio hotel ein wirklich ganz zarter anfang – wahrscheinlich sogar eher zufällig. der erste richtige versuch fand ja danach statt, zu blöd das ich das gerade nicht richtig erinnern kann.
    ich bin übrigens im osten aufgewachsen, da gab es gothic/grufties ohne ende in meinem umfeld, hehehehe. ich habe damit wirklich nie was anfangen können. kann mir aber vorstellen, dass wenn im populärmusikbereich von „gothic“ gesprochen wird, es genauso viel sinn hat wie der begriff „emo“.
    anyways, vielen dank für die erinnerung an sigue sigue sputnik die meines erachtens auch einen einfluss auf entwicklungen wie visuel key hatten.

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