Beatsteaks – besser so als so.
von am 11. Mai 2007 veröffentlicht in Musik

Wer sich Beatsteaks nennt, der muss sich nicht wundern, wenn irgendwelche Idioten (Fans oder schlimmer, Freunde) sich Kosenamen a la „die Beat-Buletten“ einfallen lassen. Dieser Tage muss man sich genau diesen Terminus von zahlreichen Rezensenten gefallen lassen. Für mich waren die Beatsteaks immer eine komische Band, zu der ich ein ambivalentes Verhältnis pflegte. Irgendwann liefen sie plötzlich auf MTV, ohne das es darum ein größeres Aufheben gab. Sie waren einfach plötzlich da (ihre Vorgeschichte ging an mir vorrüber), und irgendwie passte es gut. Eine Band die dort nie nervte, viel eher mal doch hinhören ließ. Sonst sah man den Namen der Band oft mit Edding auf BW-Rucksäcke gekritzelt (daneben „Fuck Nazis“ oder „Fuck the System“), getragen von geschmacklos gekleideten 16-jährigen Abiturpunks mit Hanfblatt T-Shirt oder Rot karierten Röckchen.

Und trotz dieser gewaltigen Präsenz haben mich ihre Platten nie interessiert, auch wenn die Hits nie an meinem Ohr vorbeikamen. Und irgendwie wirken die Beatsteaks auf eine Art authentisch. Sie haben sich nie anbiedern müssen, weder nach oben (Mainstream) noch nach unten (Underground). Muff Potter zum Beispiel müssen sich selbst vor dem Hintergrund ihrer eigenen Vergangenheit recht gekünstelt und arrogant zurechtbiegen. Muff Potter sind heute so überflüssig wie ein Kropf, vielleicht die sympathischere Variante als die wirklich fürchterlich unnötigen Revolverheld.

Limbo Messiah ist kein großer Wurf, aber doch eine gute Platte, die ihre Qualitäten hat. Die Fähigkeit der Beatsteaks liegt in der Hook! Sie beherrschen den Ohrwurm, und wissen wann Schluss sein muss. Knapp 31 Minuten dauert es, bis die Beatsteaks 11 Songs heruntergeprügelt haben. Also doch Punkrock, die gesetzlich festgelegte 4 Minuten Obergrenze wird locker unterschritten. Die Produktion ist etwas unentschlossen zwischen gebügelt und auf die Fresse. Überraschenderweise überwiegt das Letztere, und das steht der Platte ganz gut. Schön auch, dass wer gerade zum pubertären Pogo im letzten Drittel der Platte ansetzt, herbe geschockt wird, durch eine Radiotaugliche, leicht pornöse Disconummer (She Was Great), aus dem Alltag geworfen wird. Überhaupt scheint Sänger und Circusspross Teutoburg-Weiß seine Stimme mehr auszuloten, als es bei vorherigen Platten der Fall war. Vielleicht liegt es auch daran, das die Band interessant zitiert, Freddy Mercury (Kompliment) oder Anthony Kiedis (Beleidigung) sind durchaus hörbar. Nein, keine einförmige Platte, sondern 31 Minuten wirklich gute Unterhaltung, die mit E-G-O einen großartigen Abschluss erhält. Danach ist Ruhe im Karton. Wer schlecht gelaunt ist sollte sich diese kurzweilige Vergnügen wirklich gönnen!

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Ein Kommentar auf "Beatsteaks – besser so als so."

  1. Rakete sagt:

    Die „Vorgeschichte“ ist der bessere Teil der Beatsteaks Story!

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