Gut gemacht und gut gemeint – Some und Konsorten im JT-Keller!
von am 29. März 2007 veröffentlicht in Musik

Eine der praktischsten Unterscheidungen von Musik ist meiner Meinung nach die, nach gut gemacht oder gut gemeint. Und ein Konzert mit den Bands Some, End of Dream und Scuff könnte dies nicht schöner skizzieren. Dummerweise verstieß ich zunächst einmal, wider besseren Wissens, gegen eine der wichtigsten Regeln Göttinger Ausgehkultur. Komme ja nicht zu früh. Und so fand ich mich im Kellergemäuer des JT wieder, zu früh, zusammen mit gut vier Händen voll sehr, seeehr junger Leute. Eines war sonnenklar, es hatte sich unter scheiteltragenden, berockten Mädchen zwischen 16 und 18 Jahren augenscheinlich herumgesprochen, dass ähnlich frisierte junge Männer (+ eine Frau) ihr bestes geben werden. Eigentlich genau meine Zielgruppe.

Kommen wir also zu den Bands. Während Some gut gemacht sind, stehen Scuff für die Sorte gut gemeint, und End Of Dream bewegen sich irgendwo dazwischen. Scuff sind ungefährlich, langweilig und verwechselbar. Autoradiomusik die in den Gegenverkehr leitet. Musik die um Gottes Willen niemandem weh tut. Konsenzmusik für sie und ihn, Punk war sicherlich ein Schreibfehler der Veranstalter. Leider nicht mehr und nicht weniger. Eine Band, die sicher noch das eine oder andere Stadtfest bereichern wird, und das hoffentlich ohne penetrant zu werden. End Of Dream sind ein schwieriger Fall. Nachdem ich mehrfach die Homepage der Band besuchte, waren meine Erwartungen alles andere als hoch. Die Musik präsentierte sich als glattgebügeltes Milchgesicht langweiligen Muckertums, bei der jede Kontur in der Produktion weggepudert wurde. Aus kommerziellen Gesichtspunkten sicherlich sinnvoll, aber Lieder die sofort im Ohr bleiben sind eben nicht zwangsweise gut – manchmal möchte man bei der ganzen Vorhersehbarkeit Rocksongwritings nur noch in die eigenen Cowboystiefel kotzen. Mal ganz davon abgesehen, dass Songsnippets wirklich das Hinterletzte sind. Live überraschten End Of Dream die ersten zwei, drei Songs mit einem Sound, der so garnicht der komplett glattgebügelten Variante der Studioaufnahmen entsprechen wollte. Was der Band wirklich außerordentlich gut tat! Vor allem der Gesang war diesem ekelhaft kehligen Creed-Sound beraubt und verlieh der Band dann doch so einen Hauch von Autenthizität. Beim nächsten Studiobesuch weniger Bügeleisen, weniger Technik – und mehr Punkrock. Mit deutlicher Betonung auf Rock. Den erfreulichsten Teil des Abends boten Some, die ja bereits mit ihrem Demo durchaus überrascht haben. Selbst ein billiger Großkotz meiner Sorte musste einräumen, dass Some ganz interessante Momente haben. Während ich spannend auf verschiedenen Myspace Seiten unterwegs war um die Lebensgewohnheiten post-pubertärer Jugendlicher zu erforschen, stieß ich zufällig auf das Profil dieser Band. Und dort war ich wirklich sehr angetan über die absolut guten Ansätze der Band, auch wenn ich Mitautor Rakete kaum beipflichten kann, wenn gleich Fugazi als Referenz bemüht werden. Some haben genau das, was eigentlich durchaus Interessantes erwarten lässt, und was mir bei den meisten Bands abgeht. Beim Songwriting wird um die Ecke gedacht, und man hängt sich nicht penetrant ans Ohr des möglichen Zuhörers – genau der sollte nämlich grundsätzlich erstmal scheißegal sein. Scheint für den Streit zu sprechen! Live wirkte das Ganze dann doch noch etwas lahm, aber eben nicht schlecht. Ich bin wirklich gespannt was da noch kommt. Das Einzige was mir jetzt immer noch ein Rätsel ist, ist dieser völlig unnötige Diss Richtung Tokio Hotel und deren vermeindlicher Umgang mit Homosexualität und Androgynität. Verbuchen wir einfach mal unter danebengegangener Ansage….

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10 Kommentare auf "Gut gemacht und gut gemeint – Some und Konsorten im JT-Keller!"

  1. Rakete sagt:

    wieso versteht eigentlich niemand meinen fugazi scherz? ansonsten würde ich das so unterschreiben.

  2. John K. Doe sagt:

    bei mir liegts an humorlosigkeit!

    …guter gag!

  3. Fernseherin sagt:

    Das war ein Scherz?

  4. Rakete sagt:

    Was war eigentlich die genaue Tokio Hotel Ansage? Ging die über „dieser Song ist für TH“ hinaus?

  5. Arne sagt:

    Kommentar is gut. Trift so ziemlich das, was ich im Nachhinein auch über den Abend denke.

  6. siegmar sagt:

    ok, der diss kam plump zugegeben! androgynität…, sei dahingestellt! aber krontra homosexualität???? wenn es missverständlich rüberkam, sorry! meine absicht war, mit den ewig-gleichen comments zu dieser band aufzuräumen, und den blick auf das wesentliche zu richten: WAS BLEIBT, ziehst du die Fassade mal ab?! das was meiner meinung nach musik ausmacht, fehlt schlicht und einfach: eigene intention! sie sind GEISTER!!!! ich habe vielleicht ein simples beispiel gewählt, wenig geschmackvoll zugegeben! aber die sache zur homosexualität kann ich so nicht stehen lassen – es gab nie ein statement kontra homosexualität!!!! im gegenteil sogar: der beste beweis ist unsere band selber!!!!
    trotzdem: danke für support, wir sehen uns!
    SOME

  7. John K. Doe sagt:

    Immerhin, Tokio Hotel haben ein Bombenkonzept. Derjenige helle Kopf der Plattenfirma wird sicher bald in Bronze gegossen, für die Leistung der sichenden Musikindustrie mit 8-12-Jährigen eine neue Zielgruppe verschafft zu haben. Die kuhdumme LaFee noch im Schlepptau müssen wir armen Schweine die Gülle trotzdem ausbaden.

  8. siegmar sagt:

    yeah, you got it!!! wobei: TH haben kein konzept, sie sind teil eines…, möchte an dieser stelle noch liza-li anführen – das „auf-though-gemache“ gipfelt wohl hier! das versuchen TH garnicht erst…, viel spass beim löffeln

  9. John K. Doe sagt:

    liza-li…ich muss gleich kotzen!

  10. siegmar sagt:

    grad gesehen: korn unplugged, covern radiohead’s creep………………., nabend! (geht’s schlimmer?)

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