Antifee Rückblick

Wenn niemand mehr über Walkie-Talkie erreichbar ist…
von am 14. Juli 2014 veröffentlicht in Antifee, Kultur, Titelstory

Als Anfang Juni noch nicht alles voller ‚Schland-Fahnen hing, fand auf dem Uni-Campus zum achten Mal das queerfeministische Antifee-Festival statt. Ein voller Erfolg: fast 500 Leute besuchten die zahlreichen Konzerte und Workshops und genossen die Atmosphäre auf der Festival Wiese am Campus der Uni Göttingen. Nachdem sich dann für sie der Stress gelegt hatte, sprachen die Monster mit den Organisator*innen über Göttingens schönstes Festival. Und damit auch ihr ordentlich in Erinnerungen schwelgen könnt – und als Alternative zu dem Fahnenmeer allerorts – ist auch gleich noch eine Fotogalerie des Festivals mit dabei.

Durchtanzter Rasen, volle Workshopzelte und bestes Wetter. So sieht wohl ein Erfolg aus, was? Wie fühlt ihr euch nach dem Festival?

Huyana: Dauermüde, weil der Schlafentzug der letzten Wochen sich bemerkbar macht, sobald der Adrenalinpegel sinkt, und glücklich.

Liska: Etwas verwirrt, weil die anderen nicht mehr über Walkie-Talkie erreichbar sind…

Rigobert: Ziemlich erschöpft und ausgelaugt, aber auch sehr zufrieden!

Kim: Euphorisch!

Was war euer persönlicher Magic Moment auf dem diesjährigen Antifee?

Huyana: Als es Lob von diversen Musiker*innen gab? Vielleicht.

Liska: Als der erste Act am Freitag (moleen) startete und damit das Bühnenprogramm anfing, war das schon ziemlich aufregend!

Rigobert: Als am späten Abend die Wiese voll war, der gröbste Orga-Stress des Tages vorbei und ich einfach Zeit hatte, mich mit vor die Bühne zu stellen und mir die Band, die gerade spielte, anzuschauen. Das war schon ein schönes Gefühl!

Kim: Entspannt vor der Bühne zu sitzen und den Leuten beim Tanzen zu zu sehen.

Dieses Jahr hat der Göttinger AStA euch nicht unterstützt. Was hat das für die Festival Orga ausgemacht?

Rigobert: Abgesehen davon, dass wir der Unterstützung eines rechten Astas auch sehr kritisch gegenüber gestanden hätten, hat die Nicht-Unterstützung des Göttinger AStA für die Festival-Orga vor allem bedeutet, dass wir ASten anderer Universitäten stärker um (finanzielle) Unterstützung gebeten haben, als vielleicht in den Vorjahren…

Kim: …und wir uns plötzlich selbst vor der Fachschaftsräteversammlung rechtfertigen mussten, keinen Antrag beim rechten AStA gestellt zu haben. Obwohl ja vor unserer Entscheidung schon klar war, dass wir im Haushaltsplan des AStAs nicht mehr vorkommen. Insgesamt würde ich also sagen: Es gab dadurch weniger Wertschätzung für unsere Arbeit von einigen gewohnten Anlaufstellen, dafür aber umso mehr von anderen Seiten!

Ihr habt euch dieses Jahr im Vorfeld besonders mit dem Thema Barrieren beschäftgt. Wie lief das dann praktisch auf dem Festival ab?

Kim: Das haben wir noch nicht als Gruppe reflektiert, aber ich persönlich würde sagen, dass es viel wichtiger ist zu gucken, wie sich das im Orga-Prozess widergespiegelt hat. Denn wo die Vorbereitung nicht gut lief, ist auch auf dem Festival nicht mehr viel auszubaden. Wenn aufgrund von Barrieren in der Bewerbung gar nicht alle potentiellen Besucher*innen erreicht werden, finden sich diese ja auch auf dem Festival nicht wieder.

Rigobert: Wir haben uns in der Vorbereitung relativ intensiv mit möglichen Barrieren auf dem Antifee auseinandergesetzt und gemerkt wie groß dieser Themenkomplex ist. Auf dem Festival selbst haben wir an einigen Stellen versucht, Barrieren aufzuweichen, z.B. indem wir die Broschüre zweisprachig rausgebracht haben, Kinderbetreuung anboten oder sämtliche Räume ausgeschildert haben. Auf der anderen Seite haben wir aber auch vieles nicht geschafft und wissen, dass auch in diesem Jahr noch sehr viele Barrieren auf dem Festival existierten, die möglicherweise auch Ausschlüsse (re-)produzierten.

Was war euer persönlicher Bühnenhit in diesem Jahr?

Liska: Candelilla waren schon ziemlich genial. Wobei BadKats Auftritt auch mega Spaß gemacht hat, zumal es mit ihr auf persönlicher Ebene auch total locker war.

Rigobert: Rae Spoon und BadKat!

Kim: Rae Spoon und Candelilla!


Am Freitagabend trumpfte erst die deutsch-amerikanische Künstlerin…

Bad Kat mit queer-feministischen Hiphop auf…

bevor Outsourced Underground losrappten.

































Wie lief die Orgarbeit vor, während und nach dem Festival ab? Ihr habt das gerade mal mit neun Leuten gestemmt richtig?

Huyana: Richtig. Aber wir hatten gerade in der Woche vor dem Festival, in der wir uns quasi für circa 19 Stunden am Tag im AStA verschanzt haben, eine Menge Leute um uns herum, die uns voll toll supportet haben, z.B. mussten wir nur ein Mal Pizza bestellen, weil wir ansonsten voll cool versorgt wurden. Und wir haben auch vorher schon viel Energie in Gruppenbildungsprozesse gesteckt und sind uns als Plenum auch näher gekommen, anders als in anderen Politgruppen.

Liska: Das war schon mehr als Orgaarbeit! Nicht nur, weil die Zeitintensität Woche für Woche immer höher wurde, sondern auch, weil wir als Gruppe auch an uns gearbeitet haben bezüglich Gruppendynamik, inhaltlicher Auseinandersetzungen und auch Hinterfragen persönlicher Positionen etc.
Das war ein sehr intensives und produktives Miteinander.

Rigobert: Die Orgaarbeit war gerade in den letzten Wochen vor dem Festival ein Fulltime-Job. Und obwohl es auch super viel Spaß gebracht hat, war es phasenweise doch auch sehr anstrengend und kräftezehrend. Allerdings glaube ich, dass es sehr hilfreich war, dass wir gerade in der Anfangszeit so viel daran gearbeitet haben, dass wir als Gruppe zusammenfinden. Dadurch hatten wir innerhalb des Plenums einen sehr offenen Umgang und haben oft versucht, auf unsere Bedürfnisse einzugehen.

Was würdet ihr euch im nächsten Jahr auf dem Antifee wünschen?

Kim: Ich fands super mit so vielen verschiedenen (Stadt-)Gruppen auf dem Antifee zusammen zu arbeiten! Nur die Kommunikation war teilweise etwas kurzfristig und undurchsichtig, das könnte im nächsten Jahr anders laufen.

Rigobert: Ich wünsche mir auch im nächsten Jahr so viel unterstützende Beteiligung verschiedenster Gruppen und Einzelpersonen. Ob durch Workshops, die Orga von Soliparties oder Stände – das Antifee sollte weiterhin ein Festival „für die Szene von der Szene“ bleiben.

Und wo sehen wir euch im nächsten Jahr? Entspannt auf der Festival-Wiese als Gast oder wieder im Mate-Dauerkonsum als Orgamensch?

Liska: Vielleicht weder noch: Nicht als Orga-Mensch, aber vielleicht genau wie dieses Jahr einige, die zwar nicht im Orga-Team waren, uns aber permanent mit großen und kleinen Dingen unterstützt haben – die sind schließlich auch auf dem Gelände auf und ab gelaufen… vielleicht sind das dann wir nächstes Jahr!

Kim: sicher nicht als Orgamensch, aber vielleicht würde ich mir einen Bereich auf dem Festival suchen, für den ich dieses Jahr gerne mehr Zeit gehabt hätte. Mate würd ich trotzdem trinken!

Rigobert: Wahrscheinlich eher nicht in der Orga, sondern irgendwas zwischen entspannt auf der Wiese liegen und Mate trinkend irgendwelche kleineren Aufgaben zur Unterstützung übernehmen.

Fotos: Rakete | Interview: Coşka

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