Plattenläden in Göttingen

Fachhandel für schwarzes Gold
von am 22. April 2014 veröffentlicht in Kultur, Titelstory

Der Stoff und die Nadel der Vinyl-Junkies. Doch wo sitzen die Dealer? (Foto: MoG)

Im ersten Teil unseres Vinyl-Specials ging es um das Stöbern auf lokalen Flohmärkten. Doch wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, kann auch den einen oder anderen Plattenladen entdecken. Zweiter Teil unserer Reihe über den Vinylkauf in Göttingen.

Über den Plattenladen als verschrobenes Soziotop ist viel geschrieben worden, und vieles davon ist sicherlich wahr. Ein Mythos ist allerdings, dass diese Oasen der Kauzigkeit ausgestorben wären. In Städten wie Hamburg, Berlin oder sagen wir New York findet man sie sogar noch massenhaft. Dank dem von der Branche initiierten Record Store Day, der sich zur Schallplatte verhält wie der Valentinstag zur Blume, finden die Stores auch in den Mainstream-Medien wieder etwas Beachtung. Und, man mag es kaum glauben, auch in Göttingen gibt es sie.

Second-Hand-Tempel im Papendiek

Wenn man von Plättenläden spricht, kommt man in dieser Stadt um einen Namen nicht herum: Vinyl-Reservat. Der im Papendiek 23 gelegene Laden führt ein beachtliches Sortiment an Second-Hand-Schallplatten aller erdenklichen Genres populärer Musik. Das Vinyl-Reservat ist mit seiner fünfstelligen Zahl an Tonträgern der einzige reine Plattenladen der Stadt. Schwerpunktmäßig wird allerdings vor allem das Sammler_innenklientel bedient, wie unser Autor John K. Doe bereits vor einigen Jahren moniert hat. Der Schwerpunkt liegt auf den wichtigen Werken der Pop- und Rockgeschichte und Nischen wie Krautrock und Psychedelic.

Auch wenn das Programm in Sachen Genres seit dem Umzug des Geschäfts in größere Räumlichkeiten umfangreicher geworden ist, und einige aktuelle Veröffentlichungen im Laden stehen, bleiben wichtige musikalische Sektoren stark unterrepräsentiert. Die gemeinhin als Hipster verschriene junge Käufer_innenschaft findet im Laden so nicht viel Neues, aber dafür viel Altes. Das Vinyl-Reservat verkauft aber nicht nur Vinyl, sondern auch allerhand relevantes Zubehör und natürlich Plattenspieler. Daneben bietet der es einen Reinigungsservice für Schallplatten und gelegentliche Veranstaltungen.

Aktuelles und Clubbing

In der Düsteren Straße 9 befindet sich der kleine aber feine Entertainment Store, den man als eher Club-orientiert bezeichnen kann. Der Laden punktet neben seinem Bestellservice vor allem mit Vinyl aus den Bereichen House, Techno und HipHop. Das Angebot erschöpft sich aber nicht in Tonträgern, sondern schließt hochwertige Plattenspieler, Mixer und sonstiges DJ-Zubehör namhafter Marken bis hin zur Diskokugel mit ein.  Damit richtet sich der Entertainment Store an den exklusiven Kreis derer, die sich (semi-)professionell mit dem Auflegen von Schallplatten befassen.

Wer sich rein konsumorientiert für aktuelle Veröffentlichungen im Rock und Pop-Bereich interessiert, sollte als erstes bei Saturn im Carré nachschauen. Im zweiten Stock des Elektronik-Fachhandels befindet sich die Tonträger-Abteilung, die neben ihren Massen an CDs auch eine kleine Schallplatten-Sektion enthält. Hier finden sich neben Neuerscheinungen des Independent-Spektrums auch manche Reissues aller möglichen Genres. Den Kunden wird allerdings auch schon mal zugemutet, über eine Frei.Wild-Platte zu stolpern.

Wo der Punk zu Hause ist

Wer sich vor Pop, Mainstream und Frei.Wild ekelt, ist dann möglicherweise bei Groovy in der kurzen Geismar-Straße 6 besser aufgehoben. Zu gleichen Teilen Headshop, Piercingstudio und Plattenladen liefert Groovy laut eigenem Bekunden „Ska, Punk, Oi, den es nicht im Supermarkt gibt.“ Außerdem hat man hier das gesamte Programm von Mad Butcher Records im Angebot. Und das zu guten Preisen. Und wenn man schon dabei ist findet man hier auch das passende Rauchzubehör für die Krautrock-Scheiben aus dem Vinylreservat.

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