DES ARK zeigen, dass alles anders sein kann
von John K. Doe am 13. Januar 2008 veröffentlicht in Platten, Rezensionen, TexteMeine erste Konfrontation mit DES ARK war durch Vorbehalte bestimmt, die ich mir in jahrelanger Kleinarbeit zugelegt hatte. Im Zusammenhang mit DES ARK sagte man mir nur so etwas wie „Singer-Songwriter“, „Queercore“ und „eine Frau mit Gitarre“. Und da dachte ich erstmal: „Na toll!“. Wenn ich „Singer-Songwriter“ höre, dann wird mir spontan langweilig. Dann muss ich an all die Rocco Votolatos denken und an all die Sänger irgendwelcher Ex-Bands, die sich nun berufen fühlen uns ungestöpselt neu zu langweilen. Nachdem ein Großteil der Menschheit herausgefunden hat, dass doch alle irgendwie auch „Cash-Fans“ sind, funktioniert das Rezept. Ganz ehrlich, mich hat es von Anfang an gelangweilt. Lediglich der Kanadier Greg MacPherson konnte seine Wut selbst mit Wandergitarre weitertransportieren. Ansonsten halte ich es weiter mit Tom Petty. DES ARK also auch sowas? Nur mit etwas beigemischter Tradition aus Team Dresch, Spitboy und den anderen üblichen Verdächtigen. Schön, dass mir DES ARK einen ganz ordentlichen Hammer vor den Bug meiner Arroganz knallen. „Loose Lips Sink Ships“ führt aber erstmal in die Irre. Der erste Song „Some are love“ lässt noch nicht ganz erkennen, das DES ARK den Rest der Platte völlig brillieren werden – aber er zeigt, dass man Aimee Argotes Stimme nicht mehr entrinnen kann. Kaum hat man das realisiert, kommt „No more fighting cats, ok?“. Was für ein Song. Wieviel kann man mit minimaler Begleitung aus einem Song rausholen? Verdammt viel. Mit müder Singer-Songwriterei hat das einfach nichts mehr zu tun. Und dazu diese Stimme, die zerbrechlich ist und gleichzeitig auf die Fresse schlägt. Kluges intensives Songwriting, Beispiele wollen mir nicht so recht einfallen. Das schöne daran ist, dass DES ARK dieses hohe Niveau eine ganze Platte lang durchhalten. Mit Songs wie „Queen of the sketch patrol“ schaffen es die ab und an wechselnden Herren und Damen um Aimee und die mittlerweile zum festen Bestandteil des Projektes gewordene Schlagzeugerin Ashley Arnwine ständig neu zu überraschen. Das Kunststück einer guten Platte liegt in Songs, bei denen das Risiko besteht, dass wenn man nach 2 Minuten ausmacht, man wirklich was verpassen könnte. Wobei ich gestehen muss, dass mir auch manchmal Platten lieber sind, bei denen ich nach zwei Minuten weiß, dass mir nur noch langweilige Gülle entgegenschallen wird. Das spart auch irgendwie Zeit. DES ARK hingegen kosten Zeit. Nachdem ich die 11 Songs überstanden hatte, legte ich direkt einen neuen Durchgang ein. Die zweite Assoziation war dann Filmmusik und tausend neue Überraschungen. Aufgenommen wurde das ganze übrigens von Zeno Gill (The Sames) und J. Mascis. Der alte dicke Mann mit den langen mittlerweile weißen Haaren. Eine Platte, die durch und durch dem Szene-Kleinod Durham entspringt. Herrlich provinziell.
Was Aimee aus ihrer Stimme holt, ist schon einzigartig. Mein Problem mit vielen Bands mit weiblichen Gesang ist eine gewisse Langweile, eine gewisse Gleichheit. Immer dieses „Die klingt ja wie…“. Aimee klingt wie… Aimee. Aimee singt, Aimee schreit, Aimee klagt und das alles tut sie wie keine andere! „Loose Lips Sink Ships“ gehört in jedes Plattenregal, dass wenigstens 1% Qualität für sich beanspruchen will!
„Loose Lips Sink Ships“ ist auf The Company With Golden Arm erschienen! Die Platte ist allerdings schon etwas älter! Aktuell gibt es die Platte „Battle of the Beards“ zusammen mit Ben Davis & The Jetts auf Lovitt Records.
heute zwischen 16 und 17 uhr hier http://www.byte.fm im radio: interview und live-set
Ich fand’s echt geil! Live isses natürlich 1000 Mal besser, aber die „Loose lips sink ships“ ist echt ganz gut.
nächste chance am freitag in braunschweig!!!