A Clash at the Nightclub: Pale in Göttingen
von am 23. Juli 2007 veröffentlicht in Musik

Es war am 5. Oktober 2001, als die Aachener Band Pale das erste mal in Göttingen spielte. Ort des Geschehens war damals das Jugendzentrum Innenstadt, Vorgruppe eine doch eher unwichtige Poppunkband, damals noch „Melodycore“ geschimpft. Pale spielen eine schweißtreibende Show im JuzI, Menschen machen Pogo. Eine aus heutiger Sicht unwirkliche Szenerie, Pale im abgefuckten JuzI. Aber auch, wenn Sänger Holger an diesem Abend im Interview noch kund tat, er spiele in einer „Emo-Mod-Band“, waren die Einflüsse gewisser Emorockbands aus den 90er Jahren damals nicht zu überhören. Ihr aktuelles Album hiess damals Razzmatazz, hatte ein Konzept und ein Video auf Viva2. Kleine Erfolge für eine kleine Band, die immer schon irgendwie Indie war.

Am 28. Januar 2005 spielten Pale dann in der Chaiselongue, dem heutigen einsB. Der Laden war voll, die Stimmung super und die Veranstalter hatten vergessen, eine Bühne aufzubauen. Dafür gab es einen Teppich und ein tolles Konzert. Nur die etwas kleineren Menschen konnten ob der fehlenden Bühne keinen der Musiker sehen. Hören dafür aber umso mehr, z.B. wie von der Bühne versucht wurde, frisch getrennte romantische Zweierbeziehungen zu retten. Auch das: irgendwie emo. Einen Tag später untersagte der Insolvenzverwalter des Clubs jegliche weitere Veranstaltung, womit der Paleabend der letzte überhaupt in der Chaiselongue gewesen sein sollte. Ein Schelm, wer hier Zusammenhänge erfindet.

Pale hatten zu dieser Zeit ihr Album „How to survive Chance“ gerade fertig produziert und so langsam wurde klar, was Holger jener Tage im JuzI meinte, als er von einer „Emo Mod Band“ sprach: Pale sind mehr als Emo und lassen sich nicht in Klischeeschablonen pressen. Plötzlich waren da Bläser, Pianos und Synthesiser, wo vorher noch Texas is the Reason durchschimmerten. Und trotzdem hörte sich das alles weiterhin gut an. So gut, dass Pale eine immer größere Anhängerschaft um sich sammeln und mit dem nächsten Album auf ein größeres Label wechseln konnten.

Der dritte Anlauf für ein Pale Konzert scheiterte an der bösen Nachbarschaft des einsB’s in der Nikolaistraße. Steine wurden in den Weg gelegt und ein weiteres Konzert verhindert. Was die Band nicht davon abhielt, noch mehr Indie und nun überhaupt nicht mehr Emo zu sein. „Brother. Sister. Bores.“ erscheint im Herbst 2006 auf dem Hamburger Label Grand Hotel van Cleef. Die neue Heimat passt zum neuen Sound genauso gut wie einst „Razzmatazz“ zu Defiance Records. Die Band hat sich entwickelt. Nicht nur die Musiker hatten sich vom Wechsel zum Erstplatzierten in der Indielabelliga wohl einen großen Schritt nach vorne versprochen. Nun, Interviews auf MTV blieben zumindest erstmal aus. Aber musikalische Größe misst man anders.

Pale haben in den letzten Jahren eine beachtenswerte Transformation durch gemacht. Die Emorockband von 2001 ist heute eine Band der großen Popmomente. Mit dem letzen Album legten sie ihr „Beat Manifest“ vor. Just haben zwei Musiker die Band verlassen, sodass wohl fortan noch mehr neuer Input ins Haus steht. Man darf gespannt sein, wie es mit den Aachen five in Zukunft weiter geht.

Pale spielen am Freitag, den 27. Juli im Göttinger Exil. Der Eintritt beträgt 5 Euro.

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