Walter Schreifels in der musa

Ein Stück Musikgeschichte
von am 17. September 2010 veröffentlicht in Musik, Titelstory

Die Verhältnisse ändern sich immer wieder, das ist auch in der Musik so. Das Konzert am Donnerstag in der musa ist seit langem angekündigt als das von Olli Schulz, als „Begleiter“ wird Walter Schreifels beiläufig erwähnt. Dabei ist die schillernde Persönlichkeit Schreifels so viel spannender und auch schon so viel länger im Geschäft als der Musiker Schulz, an den sich in zwanzig Jahren ohnehin niemand mehr erinnern wird.

Vor sieben Jahren veröffentlichte Olli Schulz sein Debut-Album „Brichst du mir das Herz, dann brech‘ ich dir die Beine“ auf dem damals noch aufsteigendem Plattenlabel Grand Hotel van Cleef. Das war witzig. Witzig und nett. Seitdem sind zwei neue Alben des norddeutschen Künstlers, der den Wortwitz für sich gepachtet hat, erschienen. Die sind immer netter geworden, wenn nett hier ein Synonym für gewöhnlich sein darf. Sein Bekanntheitsgrad ist währenddessen leicht gestiegen, er hat alle Festivals von Indie bis Mainstream mal von der Bühnenseite aus sehen dürfen. Sogar für einen Auftritt bei Stefan Raabs Bundesvision Songcontests war Schulz sich nicht zu schade, ein deutlicher Indikator für den Zenit, den ein Musiker erreicht hat.

Hand aufs Herz: auch Ollis neuestes Album „Es brennt so schön“ hat seine Momente, im Großen und Ganzen ist es ziemlich unwichtig. So wird auch sein Auftritt in der musa bestimmt ganz nett, aber vor Allem wahrscheinlich sein letzter werden.

Ganz anders Walter Schreifels, der jetzt schon länger erfolgreich Musik macht als Herr Schulz es je tun wird. Schreifels fing in den späten Achtzigern mit Hardcore an und steckte hinter so wegweisenden NYHC-Bands wie Youth of Today und Gorilla Biscuits. Etwas später kam dann die Post-Hardcore-Formation Quicksand mit dazu, hier und da engagierte Schreifels sich noch in anderen Projekten.

Dann plötzlich machte Schreifels Indie-Rock mit der Band Rival Schools, die leider nur ein einziges Album zu Beginn des Jahrtausends veröffentlicht hat. „United by Fate“ war nah an dem dran, was man damals Emo-Rock nannte und hatte für die Alternative-Discos jener Tage mit Songs wie „Used for Glue“ einige Hits dabei. Zwischenzeitlich hatte die Band sich aufgelöst, für diesen Sommer war allerdings ein zweites Album angekündigt worden. Bislang ist es noch nicht erschienen.

Sein neuestes Album brachte Schreifels dann erstmals im Alleingang heraus. „An open Letter to the Scene“ besticht durch unaufgeregten Powerpop ohne großartige Ecken und Kanten, kann aber zum Glück mehr als sein Projekt Walking Concert. Damit hatte sich der Musiker zwischenzeitig die Zeit vertrieben (böse Stimmem meinen: seine Zeit verschwendet). Einen Eindruck vermittelt das Video zu „Arthur Lee’s Lullaby“:

Auf den Solokonzerten Schreifels der vergangenen Jahre war es dann eine bunte Mischung seines riesigen Repertoires, die er begleitet von viel Witz und Charme an sein Publikum brachte. In der musa wird er sowohl als „Vorband“ auftreten als auch mit Olli Schulz gemeinsam musizieren. Was sich zum Beispiel so anhören könnte:

Tickets für das Konzert kosten 10 Euro und sind über die Homepage der musa erhältlich.

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14 Kommentare auf "Ein Stück Musikgeschichte"

  1. John K. Doe sagt:

    von rival schools (die tatsächlich mal im juzi gespielt haben) existiert ein zweites album – welches nie veröffentlicht wurde. wer weiß wo man sucht findet es…lausige mp3’s….

  2. Rakete sagt:

    Meinst du tatsächlich ein zweites Album oder die Split mit Onelinedrawing?

  3. augenzeuge sagt:

    Die beiden haben ja schon desöfteren zusammen getourt und es wurde meist nur der Olli angekündigt… gespielt haben sie aber meist abwechselnd
    (3 songs der eine, dann wieder der andere usw…)
    Viel verwirrender finde ich das Olli Schulz angekündigt hat bei der Tour
    wenig bis gar keine alten Songs zu spielen.. die alten Songs waren doch
    deutlich besser als das neue Zeuch..
    ACHSO und Warnung der Walter covert AF !

  4. Walter Schreifels hat ja bekannterweise mal bei Gorilla Biscuits gespielt, einer NYHC Band, die zusammen mit Youth Defense League auf der ‚New York City Hardcore – The was it is‘ Kompilation zu finden ist … Youth Defense League haben sich selber als White Pride Band bezeichnet … das macht Walter Schreifels nach Rechtsoffen-Grauzonenband Definitionsdoktrin zu einer Persona non grata !

  5. Jedes blindes Huhn... sagt:

    …findet mal ein Korn. Gorilla Biscuits sind in einem ähnlichen Umfeld wie Agnostic Front entstanden und mussten sich mit rechten Skinheads auseinandersetzen.

    Das haben sie auch getan (s.u.). Wenn du jetzt sagen willst, dass das ganze Revelations Label im „rechten Fahrwasser fischt“, dann wird es langsam lächerlich.

    Es wird einfach schwer sein, in der Zeit eine „blütenreine“ Band in dem soziokulturellen Umfeld zu finden, die nie (unfreiwilligen) Kontakt mit Nazis hatte. YDL und auch die vertretenen Warzone sind abartig, aber dann muss man sich auch mal angucken unter welchen Voraussetzungen diese Sampler enstanden ist.

    Und es geht jetzt auch gar nicht um Schönfärberei, aber den Gorilla Biscuits als „Grauzonenband“ zu bezeichnen ist einfach nur lächerlich…zumal du dich ja noch nie wichtiger mit der Band beschäftigt hast.

    So eine singuläre Veröffentlichung herauszupicken und dann die „Grauzonen-Keule“ rauszuholen, ist mal nicht sehr schlau und zielführend.

    =============================================================

    Gorilla Biscuits – aus „Degradation“

    A loser’s way to find some friends,
    You look like a skin but that’s where it ends.
    True, they’re always at our shows,
    It doesnt mean we fit in with their hatred and racism shit.
    They ruin our name, you know what i mean.
    Racial supremicists degrade our scene.

    You know you can kiss my ass before i read you ‚zine
    There’s no good side to this white power scene.
    Kids beat down for standing up.
    Your turn will come because we’ve all had enough.
    You look like kids we know.
    You’re not welcome here.

  6. friedrich sagt:

    Im Juzi gab’s auch schon Leute mit Magog- und Graveland-Shirts, Musiker mit Runentatoos und erst neulich wieder Sexisten, Antispeziesisten und CDU-Wähler im Publikum, das ist der übelste rechtsoffene Laden, den ich kenne!!!

  7. @ Blindes Huhn

    Meine Intention war aufzuzeigen, wie lächerlich die ganze Diskussion um A.F. war … und das, aus welchem Grund auch immer, mit zweierlei Maß gemessen wird.

    Mission accomplished.

  8. Rakete sagt:

    Man, war das gut! Positiv überrascht!
    Und Till, du hast gar nix accomplished. Aber ich habe jetzt auch keine Lust, das auszudiskutieren 🙂

  9. Serpico sagt:

    Was hast Du eigentlich für ein Problem mit Olli Schulz? Klingt alles ziemlich voreingenommen , denn das Konzert war ja noch gar nicht als Du diesen Text verfasst hast. Warst Du überhaupt da?
    Schreifels und Schulz waren ein fabelhaftes Team auf der Bühne und sind privat gut befreundet. Übrigens hat er schon 4 Alben gemacht.

  10. Rakete sagt:

    Olli Schulz macht immer langweiligere Platten, das ist mein Punkt. Was nicht heißt, dass ich was gegen ihn persönlich hätte. Und ich war da und wie geschrieben positiv überrascht. Fands auch sehr gut, wie die beiden zusammen aufgetreten sind. Die Songs von Olli… naja.
    Und: wieso wirft einem eigentlich nie jemand Voreingenommenheit vor, wenn die Ankündigungen positiv ausfallen?

  11. Serpico sagt:

    „So wird auch sein Auftritt in der musa bestimmt ganz nett, aber vor Allem wahrscheinlich sein letzter werden“. „Sogar für einen Auftritt bei Stefan Raabs Bundesvision Songcontests war Schulz sich nicht zu schade, ein deutlicher Indikator für den Zenit, den ein Musiker erreicht hat“.

    lol

  12. Rakete sagt:

    Musst du ja nicht teilen die Meinung und vielleicht habe ich sogar unrecht und er kommt nochmal – könnte ich mir nach dem Konzert durchaus vorstellen. Trotzdem glaube ich nicht, dass der Musiker Olli Schulz noch große Erfolge feiern wird. Das kann sich bewahrheiten, muss es aber natürlich nicht.

  13. Serpico sagt:

    Los, jetzt erklär noch kurz was du unter „große Erfolge“ verstehst? Das er so Grönemeyer-mässig abgeht? hahaha…

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