Wir leben im Computerstaat – Konzert mit Abwärts in der MUSA
von am 22. April 2010 veröffentlicht in Popkultur, Texte

Huch. Abwärts kommen nach Göttingen. Eine der im Popbereich einflußreichsten und ältesten noch (oder besser gesagt zum X-ten mal) bestehenden Punkbands Deutschlands, vielen vielleicht nur bekannt durch den viel gecoverten Song „Computerstaat“. Ein Urgestein ist sie allemal – seit Beginn der 1980er Jahre hat die Band Auflösungen, Wiedervereinigungen und Umbesetzungen durchgemacht. Interessantes Faktum am Rande: das tatsächliche Alter der Band ist damit ca. drei bis vier mal so hoch wie das geistige Alter einiger Monsters-Kommentatoren.

Abwärts entstanden zu einer Zeit, als es noch ausreichte sich eine schäbige Lederjacke anzuziehen und sich ein bis zwei unpassende Kanten ins Haupthaar zu schneiden, um als Punk zu gelten. Anfang 1979 in der Hamburger Punk-Szene gegründet, sollen sie mit ihrem (angeblich) ersten Auftritt direkt in die Popularität gestartet sein. Vielfach werden sie heute als NDW-Band erinnert, obgleich ihr Sound wenig mit deren bekannteren Vertreter_innen zu tun hatte: gut nach vorne gespielte Punk-Musik, vermischt mit untypischen Instrumenten, Kompositionen die aus mehr bestehen als einszweidreivier + drei Akkorde, und natürlich cleveren Texten. Kurzum: avantgardistisch.


Videomitschnitt eines Konzerts von Abwärts 1980

Genau dieses Öffnen des Sounds in verschiedene Richtungen ist vermutlich der Grund für ihren musikalischen Einfluss bis in die Gegenwart hinein. Während sie bereits in den 1980er Jahren das klanglich vorweggenommen haben sollen, was später unter dem Namen Industrial bekannt werden sollte, ist auch bei aktuellen Pop-Bands wie Von Spar oder underground-Kapellen wie Herpes durchaus das musikalische Erbe der Band zu erkennen.

Dabei frage ich mich immer wieder, ob der Song „Computerstaat“ und seine vielen Coverversionen (Westbam, Slime uvm.) nicht doch das einzige ist, weswegen man sich heute an Abwärts erinnert. Und ob dieser Song nicht einfach zeitgeist- und lebensgefühlmässig bis heute nachwirkt, während der Rest an musikalischem Output einfach Hintergrundrauschen der 80er ist. Die Stichprobe im jüngeren Bekanntenkreis scheint dies zu bestätigen: die Bekanntheit speziell dieses Stücks steht im krassen Kontrast zur Unbekanntheit der restlichen Werke der Band. Die Frage, ob zu recht oder zu unrecht, kann meinetwegen die Szene spalten.

Dass es die Band immer noch bzw. seit 2004 schon wieder gibt, ist Rod Gonzales zu verdanken. Der als Bassist der Band „die Ärzte“ (einige kennen die vielleicht) bekannt gewordene Musiker ist angeblich der Strippenzieher des jüngsten Revivals. Das Ticket für das Konzert in der MUSA soll 12 € kosten (für die Kenner der ersten Stunde: dat sind 24 Mark!) – für die einen sicher Punkverrat, für die anderen eine gute Investition. Wer weiss, ob sich die Gelegenheit noch einmal bietet…

Mi. 28.4.2010 in der MUSA, Hagenweg 2a, Beginn um 21:30 Uhr.

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2 Kommentare auf "Wir leben im Computerstaat – Konzert mit Abwärts in der MUSA"

  1. Fernseherin sagt:

    War jemand da und kann berichten? Mir kam das Gerücht zu Ohren, es sei nicht so gut besucht gewesen.

  2. mc sagt:

    nö aber hier der …

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