Full Metal Village – Leise über Metal (im Lumiere)
von am 2. Juni 2007 veröffentlicht in Leinwand, Tipp!

Die Südkoreanerin Sung-Hyung Cho bereist mit einer Kamera Deutschland. Zeit für jahrelang geprobte Stereotype, schon ist man versucht, sich die Dame vor Schloss Neu-Schwanstein vorzustellen, oder vor irgendeiner anderen belanglosen Sehenswürdigkeit. Ein reichlich verkürztes Stereotyp – Sung-Hyung Cho hat mit Kamera einen Ort besucht, der mindestens genauso vielen unbekannt wie bekannt sein dürfte. Wacken ist ein 2000 Seelendorf in Schleswig Holstein. 10 km nördlich liegt Itzehoe, 50 km nordwestlich Hamburg. Im August 1990 begann in diesem kleinen Kaff eine der vielleicht bemerkenswertesten Festivalhistorien überhaupt. Für Metal-Fans aus aller Welt stellt das Wacken Open Air, das W:O:A, eines der wichtigsten Ereignisse des Jahres dar. Das Stille Wacken mutiert einmal im Jahr zu einer Freilichtbühne von Stereotypen ganz anderer Art, als das oben dargestellte. Gerne lange Haare, gerne Westen – mit Aufnähern, Leder, Nieten, Nieten in Leder, Trash-Metal, Black-Metal, Heavy-Metal, Metal, Metal, Metal. Man könnte Seiten mit dem Thema füllen – und Filme! Es ist kaum zwei Jahre her, da war Wacken schon kurz in einem anderen Film zu sehen, in Sam Dunns gelungenem Dokumentarfilm Metal: A Headbanger’s Journey. Dunn setzte sich, für das Format recht angemessen, mit der Geschichte des Metal auseinander. Eine der Besonderheiten des Films war vielleicht, dass Dunn selbst Metalfan ist, sein Zugang war der aus der Nähe. Sung-Hyung Cho wirkt weniger wie ein Metalfan, und genau das macht ihren Zugang zum Thema interessant – und charmant. Und Metal an sich ist auch nicht der Gegenstand des Films, sondern eher die Menschen um und in Wacken. Man assoziiert Metal mit Lautstärke, und doch ist Full Metal Village ein sehr ruhiger Film. Sehr nah an den Menschen. Wir erfahren den Unterschied zwischen Ochsen und Bullen, wir sehen Bauern über Melkmaschinen sinnieren und ländliche Wohnzimmer, mit dem Charme von Eichemöbeln und Ledercouches. Sung-Hyung Cho bewegt sich dabei immer auf der Ebene ihrer Gesprächspartner, die sie nie vorführt. Der Film lebt von ganz ungezwungenen Situationen, mit ihrer ganz eigenen sympathischen Stimmung. Ein Bild von zwei Welten, die eigentlich keine Berührungspunkte haben. Die Ganze Aufgeregtheit eines Festivals, erfährt ihre Spiegelung in der Gelassenheit der Bewohner Wackens.
„Full Metal Village“ wurde mit dem Hessischen Filmpreis als Bester Dokumentarfilm und mit dem Schleswig-Holstein Filmpreis ausgezeichnet. Ab dem 07.06. im Lumiere!

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2 Kommentare auf "Full Metal Village – Leise über Metal (im Lumiere)"

  1. Trabbi sagt:

    der film ist, obwohl er seine längen hat, wirklich sehenswert. teilweise ungewollt witzig, v.a. in den interviews mit einigen dorfbewohnern, kann man ein verwzeiflungslachen nicht unterdrücken. Auf jeden Fall anschauen!!

  2. Rakete sagt:

    ich bin am stizzle!

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