Lokalpolitik
Der Göttinger Literaturherbst sagt ab: Matinee mit Autor und Geschichtsverdreher Jörg Friedrich
13. Oktober 2007
Seit 1992 findet jährlich der Göttinger Literaturherbst statt, dessen selbstgesetzte Aufgabe es ist, „eine jährliche Momentaufnahme der Gegenwartsliteratur“ zu liefern. Daher werden von der Göttinger Literaturherbst GmbH die verschiedensten Literat_innen eingeladen, die dann vor Publikum aus ihren Werken lesen, Fragen beantworten und im Anschluß Widmungen in die verkauften Exemplare ihrer Bücher schreiben und was Literat_innen eben sonst noch so tun. Auch das diesjährige Programm wartet mit einiger Vielfalt auf. Inmitten dieser Vielfalt, von der der Göttinger Literaturherbst lebt, taucht jedoch ein Name auf der stutzig macht: Jörg Friedrich. Der Historiker Friedrich steht für seine Thesen bezüglich des alliierten Bombenkriegs gegen Deutschland in der Kritik und gilt als Geschichtsrevisionist und Holocaust-Relativierer. Die geplante Matinee-Veranstaltung wurde nun abgesagt.
Schwarzer Schmuseblock: Amtsgericht will hart durchgreifen
27. Juli 2007
Am 17. Juli wurde vor dem Göttinger Amtsgericht ein 26jähriger Student zu drei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Ihm wird vorgeworfen, auf einer Demonstration „gegen Polizeigewalt und Repression“ eine versuchte und eine vollendete Körperverletzung gegenüber PolizeibeamtInnen begangen zu haben. Das Amtsgericht kündigte einen harten Kurs gegenüber linken Demonstrierenden an. Der Verurteilte legte nun Rechtsmittel ein.
Du bist der Baum! BürgerInneninitiative Brauweg macht mobil
11. Juli 2007
Auf dem Gelände der alten Göttinger Brauerei soll ein neues Altenheim gebaut werden. Die Abrissarbeiten der Brauereigebäude haben bereits begonnen. Am kommenden Freitag ist offizieller „Spatenstich“. Eine „BürgerInneninitiative Brauweg“ befürchtet die Abholzung einer Rotbuchenallee sowie den Abriss der so genannten „Braumeistervilla“ und hat bereits Protestaktionen gestartet.
SPD verhindert Abschaffung der Wertgutscheine für Flüchtlinge
11. Juli 2007
In Niedersachsen lebende Flüchtlinge erhalten seit vielen Jahren kein Bargeld sondern zweckgebundene Wertgutscheine. Nachdem der Göttinger Stadtrat dieses Sytem noch im Februar abgelehnt hatte, stoppte selbiger nun dessen Abschaffung zu Gunsten einer Bargeldlösung – mit den Stimmen von CDU und überraschender Weise auch denen der SPD.
Verhandlung wegen § 113 vertagt
19. April 2007
„Soziale, emanzipatorische Bewegungen sind darum bemüht, die eigene Handlungsfähigkeit und in gleichem Maße auch die der anderen Menschen zu erweitern. Hierarchische und entfremdende Strukturen stehen da im Weg. In diesem Sinne kann auch staatliche Repression nicht geduldet werden. Vielmehr geht es darum, sich gegen die versuchte Kriminalisierung von sozialen und politischen Bewegungen direkt und solidarisch zu wehren – im Alltag, im Kontakt mit Behörden und auf der Straße.“
Streik ohne Ende – 30 Warnstreiks seit 2003 im Cinemaxx
10. April 2007
Seit Ende 2003 der letzte Tarifvertrag beim Cinemaxx-Konzern auslief, kämpfen die Mitarbeiter mit Niedrigstlöhnen und schlechteren Arbeitsbedingungen. Die Geschäftsleitung weigert sich seit dem einen neuen Tarifvertrag abzuschließen und auch bundesweite Streiks bewirkten keine Einigung zwischen Verdi und der Kinokette.
Döring drei weitere Jahre Intendant
2. April 2007
Lange Zeit gab es Kritik an Andreas Döring, seineszeichens Intendant beim Jungen Theater. Döring und das Junge Theater hat das nicht viel gekümmert und Teile der lokalen Alternativmedien haben das Thema erfolgreich unter den Tisch geschwiegen. Vorgeworfen wurde dem JT vorallem, durch die Benennung der aktuellen Spielzeit mit dem Titel „Heimatfront“ rechtsextremen Gedankengut Vorschub zu leisten. Jetzt könnten auch andere eigentlich die Kritik aufgreifen und sich kritisch zu der Sache verhalten. Zumindest ist Döring erstmal aus dem Schneider. Wie das Stadtradio berichtet, hat der Aufsichtsrat des Jungen Theaters den Vertrag von Döring um weitere drei Jahre verlängert. Der Aufsichtsrat ist schwer begeistert nicht nur ob der Zusammenarbeit mit Döring und seinem Ensemble, sondern auch von den künstlerischen Leistungen des Intendanten. Und – last but not least – auch die wirtschaftlichen Zahlen des Theaters haben sich verbessert. In Zukunft soll der einmal beschrittene Weg weitergegangen werden und auch verstärkt andere kulturelle Darbietungsformen ins Theater integriert werde. Döring etwa strebt mehr Musik im JT an. Bleibt zu hoffen, das die bisherige politische Strategie noch mal überdacht wird.
Ärger im Revier. Presse und Polizei schweigen über Demos.
25. März 2007
Die Polizei hat ja bekanntlich alle Hände voll zu tun, „Recht und Ordnung“ durchzusetzen und gegebenenfalls auch wiederherzusetellen. Das gestaltet sich in der Regel recht abwechslungsreich, was angeblich ja auch den Reiz des Berufs der Polizistin ausmacht. Wenn es mal grade nicht darum geht, mit Mehrzweckeinsatzstock oder Tränengas unmittelbaren Zwang auszuüben oder politische Demonstrationen zu behindern, plagt die Polizei sich mit allerhand Fällen herum, die dann in einer kleinen (manchmal sogar ein wenig lustigen) Pressemitteilung erscheinen.
Polizeigewalt? Sind wir hier in China oder was?
17. März 2007
„Polizeigewalt“ ist ein schlimmes Wort und wird zumeist mit totalitären Regimen in Verbindung gebracht. In Europa (oder gar Deutschland) gibt es sowas nicht, so die landläufige Meinung vieler BürgerInnen und wenn doch, dann hätten die Opfer sicher selber Schuld. Dass das so nicht stimmt und das schlimme Wort leider auch in Göttingen ein Thema ist, soll im Folgenden gezeigt werden. Aktueller Anlass dieses Artikels ist die Klageerhebung einer Demonstrationsanmelderin gegen die Stadt Göttingen.
Sozialreform oder Revolution?
16. März 2007
Am Dienstag im Theaterkeller geht es um Rosa Luxemburg. Zumindest indirekt. Rosa Luxemburg war es nämlich, die schon Anfang des letzten Jahrhundert die Frage „Sozialreform oder Revolution?“ ganz locker mit dem Hinweis kommentierte, das da wohl die Frage falsch gestellt sei. Kluge linke Politik, so ihre Diagnose, habe immer beides gemacht. Einerseits die lokalen Kämpfe unterstützt, andererseits eine radikale Veränderung der Gesellschaft im Blick behalten. Nun ist Rosa schon ein paar Jährchen tot, aber die Gruppe 180° hat angekündigt, sich im Theaterkeller die Problemstellung aufzunehmen und auf den Stand von 2007 upzudaten. Im Kontext der von vielen Gruppen angekündigten Proteste zum G8-Gipfel und des von einigen anderen Gruppen angekündigten und bewussten Nicht-Protestes soll die Frage aufgegriffen werden, wie sozialer Protest und soziale Veränderung eigentlich noch sinnvoll gedacht werden können. Weil aber der Einladungstext der Gruppe nicht nur schwer verständlich, sondern auch noch mies gelayoutet ist, haben wir weder Kosten noch Mühen gescheut und präsentieren hier ein exklusives Interview mit Brigitte, einem Mitglied der Gruppe, die selbstverständlich nur für sich und nicht mal im Ansatz für die Gruppe spricht, die nicht mal über eine Homepage verfügt – sowas von technikfeindlich aber auch!