Texte
Hardcore am rechten Rand
Zwischen Rollback und neonazistischer Adaption28. August 2012
Dass die Neonazi-Szene sich seit Jahren kulturell modernisiert, indem sie Ästhetik und Lifestyle-Aspekte mehr oder weniger subversiver Jugendkulturen bewusst in ihrem Sinne umdeutet, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Die Dresscodes und musikalischen Ausdrucksformen linker und alternativer Jugendlicher haben längst Eingang in das Repertoire der braunen Bewegung gefunden, und selbst Hiphop, der als musikalische Stimme der schwarzen Jugendlichen in den Ghettos der US-Großstädte entstand, ist nicht vor der Vereinnahmung sicher. Die Neonazis von heute, so scheint es, sind mit etwas Verspätung in der Postmoderne angekommen, und haben die angesagte Kulturtechnik der Aneignung gelernt. Was nicht passt wird passend gemacht, und was folgt ist eine Verwirrung der Zeichen.
"Rote Straße" ist kein Argument
Watschen für die Polizei14. August 2012
Über die Polizei in Göttingen ist oft zu hören, dass sie Beißreflexe hat, wenn es um „Linke“ geht. Nun ist wieder einmal ein Gerichtsverfahren zum Abschluss gekommen, in dem die Polizei keine Zweifel daran lässt, dass die Vorwürfe gegen sie stichhaltig sind. In ihren Schriftsätzen ließ die Polizeidirektion Göttingen ihrer Abneigung freien Lauf – und scheiterte vor Gericht mit diesen Vorwürfen.
Kommentar
Gedanken und Fragen zum Naziaufmarsch in Bad Nenndorf9. August 2012
Am 04.08.2012 war es zum siebten Mal so weit: In Bad Nenndorf nahe Hannover machten sich Neonazis aus verschiedenen Ecken Deutschlands daran, an Folterungen von Nazifunktionären im lokalen Wincklerbad der Nachkriegszeit zu erinnern. Die Gegenproteste war dank guter und langfristiger Mobilisierung groß. Unverkennbar war jedoch ein Riss, der die „Mitte“ von den „Linksextremen“ trennte. Spaltungen sind der linken Szene bekanntermaßen nicht unbekannt und haben schon in so manchen Fällen zur Unterausnutzung von Widerstandspotenzial geführt.
Jetmir K. heute abgeschoben
Spontandemo durch die Innenstadt7. August 2012
Jetmir K., über dessen bevorstehende Abschiebung wir gestern berichtet hatten, wurde heute morgen über den Frankfurter Flughafen außer Landes geflogen. Am Vormittag hatte bereits der Vater des Abgeschobenen die Leitung der Ausländerbehörde der Stadt zur Rede gestellt. Am Abend fand dann eine spontane Demonstration gegen die erfolgte Abschiebung statt.
Dienstschluss im Rathaus: Kundgebung von Polizei getäuscht?
Protest und Sitzblockade gegen Abschiebung von Jetmir K.6. August 2012
Jetmir K. sitzt in Abschiebehaft und soll ins Kosovo abgeschoben werden. Deshalb protestierten vor dem Neuen Rathaus gegen 14:00 Uhr ca. 100 Menschen gegen die geplante Abschiebung des 21-jährigen Göttinger Roma. Der Zutritt zur Ausländerbehörde wurde der Kundgebung von der Polizei verwehrt. Eine Delegation mit Verwandten Jetmir Ks. durfte nach längerer Verhandlung das Rathaus betreten, um mit der Behörde zu sprechen. Dann die Überraschung: In der Ausländerbehörde hatten schon alle Feierabend.
Verfassungsschutz überwacht Grünen Aktivisten
„Es gibt kein Rezept gegen Spitzel“1. August 2012
Göttingen hat seinen nächsten Verfassungsschutz-Skandal: Nachdem im vergangenen Herbst bekannt wurde, dass der Journalist Kai Budler von dem Geheimdienst überwacht wird, trifft es jetzt ein Mitglied der Grünen Jugend. Der 25-jährige Student Jan Wienken will nächstes Jahr für die Grünen in den Landtag einziehen und hat gerade erfahren, dass der Verfassungsschutz eine Akte über ihn führt. Wir haben mit ihm gesprochen.
Zur Geschichte der Göttinger Arbeiter_innenbewegung
ein alternativer Stadtrundgang15. Juli 2012
An diesem Sonntag hatte die Antifaschistische Linke International (A.L.I.) zum Gang durch die Geschichte geladen, genauer gesagt durch die Geschichte der kommunistischen und sozialistischen Arbeiter_innenbewegung in Göttingen zu Zeiten des Nationalsozialismus.
Bühlstraße 28: Pacht zum Nulltarif läuft aus
Geschichte und Zukunft eines Wohnheims13. Juli 2012
„Wer hier kauft, kauft uns mit!“ steht auf einem Transparent an der Südseite des über 30 Jahre alten Wohnheims Bühlstraße 28 geschrieben. Die Mietverträge der Bewohner*innen laufen zum Ende des Jahres aus. Dann soll die städtische Immobilie verkauft und könnte schlimmstenfalls abgerissen werden. Das Studentenwerk hat kein Interesse mehr an dem Wohnheim, obwohl es schwarze Zahlen schreibt. Alternativen wurden den Bewohner*innen angeboten, doch die kämpfen lieber für den Erhalt der Bühlstraße 28 und dessen langer Geschichte.
Gegen Studiengebühren
KWZ-Eröffnung unter Protest12. Juli 2012
Zur Fertigstellung des Kulturwissenschaftlichen Zentrums der Göttinger Uni, kurz KWZ, gab es am Mittwoch eine feierliche Eröffnung. Dazu hatte sich auch die Politik angekündigt, um einige feierliche Worte zu sprechen. Den promovierten Ministerinnen Schavan (Bundesbildungsministerin) und Wanka (niedersächsische Wissenschaftsministerin) hatten aber auch Studierende noch eine Botschaft gegen Studiengebühren mitzuteilen.
Übergriff auf Taxifahrer
Demo gegen Alltagsrassismus8. Juli 2012
Am Samstag versammelten sich gegen 13 Uhr etwa 500 Menschen auf dem Bahnhofsvorplatz, um gegen alltägliche rassistische Missstände zu demonstrieren. Der Anlass war ein rassistisch motivierter Übergriff im vergangenen Juni, auf einen Fahrer des Taxiunternehmens puk minicar, der dabei schwere Körperverletzungen erlitt und seitdem arbeitsunfähig ist.