Politik
Sozialreform oder Revolution?
16. März 2007
Am Dienstag im Theaterkeller geht es um Rosa Luxemburg. Zumindest indirekt. Rosa Luxemburg war es nämlich, die schon Anfang des letzten Jahrhundert die Frage „Sozialreform oder Revolution?“ ganz locker mit dem Hinweis kommentierte, das da wohl die Frage falsch gestellt sei. Kluge linke Politik, so ihre Diagnose, habe immer beides gemacht. Einerseits die lokalen Kämpfe unterstützt, andererseits eine radikale Veränderung der Gesellschaft im Blick behalten. Nun ist Rosa schon ein paar Jährchen tot, aber die Gruppe 180° hat angekündigt, sich im Theaterkeller die Problemstellung aufzunehmen und auf den Stand von 2007 upzudaten. Im Kontext der von vielen Gruppen angekündigten Proteste zum G8-Gipfel und des von einigen anderen Gruppen angekündigten und bewussten Nicht-Protestes soll die Frage aufgegriffen werden, wie sozialer Protest und soziale Veränderung eigentlich noch sinnvoll gedacht werden können. Weil aber der Einladungstext der Gruppe nicht nur schwer verständlich, sondern auch noch mies gelayoutet ist, haben wir weder Kosten noch Mühen gescheut und präsentieren hier ein exklusives Interview mit Brigitte, einem Mitglied der Gruppe, die selbstverständlich nur für sich und nicht mal im Ansatz für die Gruppe spricht, die nicht mal über eine Homepage verfügt – sowas von technikfeindlich aber auch!
Zum Patriarchat 2007: Feminismus auffrischen!
4. März 2007
Wenn wir Eva Herman und Bischof Mixa glauben wollen, dann ist mit der Gleichstellung von Mann und Frau alles in Butter, solange sie nur hinter dem Herd und er an der Schweißmaschine steht. Und auch in Kreisen, denen derartige Vorstellungen von geschlichtsspezifischer Arbeitsteilung abgehen gibt es ziemlich klare Vorstellungen: Frauen und Männer sind gleichberechtigt, wer das Gegenteil behauptet ist Sexist. Von Patriarchat kann keine Rede mehr sein und Frauen können ohnehin alles das machen, worauf sie Lust haben. Eine besonders lustige Abwandlung neigt gar zur Behauptung, Männer seien mittlerweile die eigentlich Benachteiligten in dieser Gesellschaft. Schließlich seien die es, die zum staatlichen Zwangsdienst beim Militär eingezogen würden…
Warum Andreas Döring als Intendant des JT zurücktreten sollte
21. Februar 2007
Der Intendant des Jungen Theaters, Andreas Döring, war im vergangenen Herbst mit dem Vorwort zum aktuellen Programm in die Kritik geraten. In seinem Text propagiert dieser „einen Schulterschluss der Gesellschaft“ gegen einen „propagandistisch geführten Feldzug namens Globalisierung“. Die Göttinger Polit-Gruppe [a:ka] veröffentlichte daraufhin ein Flugblatt, in dem sie argumentierte, warum die Inhalte die hier vertreten werden, anschlussfähig für rechtsextreme Positionen sind.
Göttinger Stadtrat für die Abschaffung des Gutscheinsystems für Flüchtlinge
12. Februar 2007
Seit 1997 sind durch einen Erlass des niedersächsischen Innenministeriums hier lebende Flüchtlinge dazu gezwungen, mit zweckgebundenen Gutscheinen einzukaufen. Bargeld bekommen sie nur noch sehr wenig. Erst im Dezember kam es in Göttingen zu Auseinandersetzungen in einem Supermarkt, als Gutscheingegner darauf aufmerksam machten, dass in diesem keine getauschten Gutscheine von Nicht-Flüchtlingen akzeptiert wurden. Nun hat sich sogar der Rat der Stadt Göttingen für die Abschaffung des Gutscheinsystems ausgesprochen.
Mal wieder Uniwahl: Was Uns erwartet.
15. Januar 2007
Das Leben an der Uni ist nicht immer einfach. Viele Gefahren lauern auf nichtsahnende und hilfose StudentInnen. Damit sie sich aber weder im Uni-Dschungel verlaufen noch seinen Gefahren schutzlos ausgeliefert sind, gibt es eine zentrale Instanz, die sich um das wohl und wehe der studentischen Population sorgt: den Allgemeinen Studierendenausschuss. Dieser widerrum wird immer Anfang des Jahres- wir spielen Demokratie – vom Studierendenparlament gewählt. Und das Studierendenparlament wird von den davon ebenfalls nichtsahnenden Studierenden gewählt. Wo die hingehen müssen um sich an dem Spiel zu beteiligen, steht hier.
Benjamin Blümchen, Elefant, linksradikal
31. Dezember 2006
Benjamin Blümchen ist ein allseits bekannter Hörspiel- (und später auch Zeichentrick-) Elefant aus der Feder von Elfie Donnelly. 1977 wurde die erste Folge „Benjamin als Wetterelefant“ produziert, im Januar 2007 erscheint die 105. Folge. Über 54 Millionen Mal verkauften sich die Kassetten mit Benjamin, Otto, Herrn Blümchen, Karla Kolumna und Co. Jetzt fiel der Bundeszentrale für politische Bildung auf, dass in den Geschichten Werte wie Basisdemokratie, Zivilcourage oder Ökologoie vermittelt werden und erklärten den sprechenden Elefanten wie auch dessen Nachbarin Bibi Blocksberg zum Staasfeind.
Deutschland, ein Wintermärchen. Der Abschiebeweltmeister räumt das Feld von hinten auf.
13. Dezember 2006
Das Leben von Flüchtlingen in Deutschland an sich ist schon schwierig genug. Auf der Flucht vor Armut, Krieg oder Verfolgung in unser schönes Land gekommen, müssen viele mit alltäglichen Diskriminierungen und der permanenten Angst vor Abschiebungen leben. Rund 200.000 von ihnen derzeit mit dem Unstatus „Geduldeter“. Ihnen wurde der Asylstatus aberkannt, sie dürfen weder arbeiten noch studieren und die Residenzpflicht verbietet es ihnen, den Landkreis zu verlassen. Eine Innenministerkonferenz wollte im November eine Bleiberechtsregelung schaffen, welche solchen Menschen Sicherheit verschaffen könnte – allerdings mit dem erklärten Ziel, „Zuwanderung in die Sozialsysteme“ zu verhindern, also endlich feststellen zu können, wen man abschieben darf und wen nicht. Aktuelle Brisanz hat auch der dramatische Fall von Gazale Salames Abschiebung, an welcher das niedersächsische Innenministerium scheinbar auf Teufel komm raus ein Exempel statuieren will.
Jenseits von Tequila und Sombrero
12. Dezember 2006
Wenn in Göttingen die Rede von „Mexiko“ ist, dann denken die meisten wohl als erstes an die Fußballweltmeisterschaft im Sommer, an fröhlich singende Menschen in der FußgängerInnen-Zone und ähnliches. Gleich danach kommt vermutlich Tequilla, knapp gefolgt von einem sonnengebräunten Ombré mit Sombrero. Bei einer Veranstaltung im ZHG der Universität wurde heute ein ganz anderes, nicht ganz so schönes, aber dafür vermutlich auch weniger unrealistisches Mexikobild vorgeführt. Es ging um die politischen Unruhen, die seit einigen Monaten insbesondere in dem Bundesstaat Oaxaca toben.
Wieso, weshalb warum? Studiengebührenboykott gescheitert
8. Dezember 2006
Alle Studierenden müssen in Niedersachsen ab April 2007 Studiengebühren bezahlen. Der letzte Versuch, das doch noch abzuwenden, war der geplante Studiengebührenboykott. Die Idee war ebenso einfach wie bestechend: solange keiner mitmacht, kann die Landesregierung beschließen was sie will. Hätte man ja mal ausprobieren können, geschadet hätte es nicht. Nun ist der Boykott bereits gescheitert, bevor er richtig angefangen hat. Die Urabstimmung zum Boykott, die es in der letzten Woche gab, hat nicht die nötigen Mehrheiten gebracht. Nicht nur die Mehrheit der Abstimmenden, sondern auch insgesamt 15% der Studierenden mussten sich für eine Urabstimmung aussprechen. Am Ende haben zwar 17% aller Studis teilgenommen, aber insgesamt nur etwa 13% dafürgestimmt.
Stell‘ dir vor es gibt Studiengebühren und keiner zahlt
27. November 2006
Dieser Tage rufen fast alle Hochschulgruppen der Uni dazu auf, sich an der Urabstimmung zur Einrichtung eines Treuhandkontos zu beteiligen. Studiengebühren wurden in Niedersachsen und vielen anderen Bundesländern bereits per Gesetz eingeführt und die Erstis durften in diesem Semester auch schon 500 Euro plus Verwaltungskosten zahlen. Ein landesweit organisierter Studiengebührenboykott soll nun dafür sorgen, dass das Land Niedersachsen das Gesetz zurück nimmt. Er ist so etwas wie die letzte Hoffnung der AktivistInnen – aber gleichzeitig auch erstmals ein Instrument, mit dem tatsächlich Druck auf die Politik aufgebaut werden kann. Einziges Problem: es müssen viele Studierende mitmachen.