Mit dem Pony verliert Göttingen sein letztes alternatives Stadtmagazin in Printform. Seit 2005 hat es nicht nur die Stadt mit Kultur- und Partyterminen versorgt, sondern auch hochkarätige Einblicke in den weiten Kosmos der Popkultur gegeben. Nun stellt es nach 89 Ausgaben den Betrieb ein. Ein Nachruf auf unseren Medienpartner.

Es gab eine Zeit, da wimmelte es in Göttingen geradezu vor alternativen Stadtmagazinen. Es gab den Diggla, das PONY und uns, und das parallel. Mit jeweils unterschiedlichen Konzepten und Schwerpunkten ging man jeweils seiner Wege, wobei alle wohl eins geeint hat, nämlich der Gedanke „Göttingen ist ein linksalternatives Pflaster, und das ist auch gut so!“ Der Diggla hat vor Jahren schon das Zeitliche gesegnet und das Pony gibt nun auch auf. Die aktuelle Ausgabe enthält auf der letzten Seite eine Todesanzeige.

Die Redaktion gibt dort in einigen knappen Sätzen die Einstellung des Magazins bekannt. Die Trauer kommt dennoch hinreichend zum Ausdruck: „Weil wir all die Jahre tatsächlich sehr viel Freude daran hatten, ein jeweils neues Pony auf die Beine zu stellen, können Sie sich vielleicht vorstellen, wie es ist, seinen eigenen Nachruf zu schreiben“. Todesursache: mangelndes Anzeigenvolumen. Das Pony stirbt vor seiner Zeit. Es ist verhungert.

Ein Verlust, der Fragen aufwirft

Damit verschwindet das letzte gedruckte alternative Stadtmagazin von der Bildfläche, wenn man die Göttinger Drucksache außen vor lässt, die ja eher ein Diskursmedium linker Gruppen ist. Doch was bedeutet das eigentlich? Die Einstellung des Pony ist zunächst einmal ein Verlust für die Göttinger Medienlandschaft, keine Frage. Sie ist aber vor allem ein Verlust, der Fragen aufwirft. Hat das Interesse an alternativen Stadtmagazinen nachgelassen? Lohnt sich ein solches Magazin für Anzeigenkunden in Zeiten von Social Media und Guerilla Marketing schlicht nicht mehr? Kann man ein hochwertiges Monatsmagazin wie das PONY vielleicht sogar grundsätzlich nicht mehr anzeigenbasiert finanzieren? Es sieht danach aus.

Ohne Moos nix los

Wer seine Schreiberlinge für ihre Arbeit bezahlen und ein ansprechend designtes, in Farbe gedrucktes Heft herausgeben will braucht Einnahmen, und die generiert ein solches Heft mit dem Verkauf von Anzeigen. Bleibt die Kundschaft aus, geht die Rechnung nicht mehr auf und der Laden macht zu. Eine Geschichte so traurig wie trivial, Alltag in einer Gesellschaft, in der das Geld regiert. „Was willste machen? Wir leben halt im Kapitalismus.“ – Mit diesen Worten kommentierte Chefedakteur Micha Saager den Abgang unseres Lieblingshuftiers. Kapitalismus? Ach Scheiße, stimmt ja!

Bye Bye liebes Pony, es war schön mit Dir!

Deine Monsters of Göttingen

Am 23. Dezember findet ab 23 Uhr im einsB die letzte pony Party statt. Musik von DJ Kid Cut und DJ Slick Tec.