Brandsatz beschädigt Eingangsbereich

Brandanschlag auf Göttinger Amtsgericht
von am 3. Dezember 2011 veröffentlicht in Politik, städtisches

Auf das Göttinger Amtsgericht ist am Freitagabend gegen Mitternacht ein Brandanschlag verübt worden. Zeugen waren offenbar durch einen Knall aufgeschreckt geworden und hatten anschließend den Brand bemerkt. Das Feuer beschädigte durch die starke Hitzeentwicklung einige Scheiben des Eingangsbereichs und wurde von der herbeigerufenen Feuerwehr gelöscht. Unbekannte hatten einen Brandsatz unmittelbar neben der Eingangstür abgelegt, so die Göttinger Polizei in einer Pressemitteilung. Sie vermutet einen linkspolitisch motivierten Hintergrund. Man gehe „Aufgrund von mehreren an das Gerichtsgebäude geschmierten Parolen […] von einer politisch linksmotivierten Tat aus.“

Mit schwarzer Farbe prangt die Parole „Nazis morden! Der Staat schiebt ab!“ direkt neben dem Tatort. Dazu mehrfach der Schriftzug „RAZ“. RAZ, das ist die Abkürzung der sogenannten „Revolutionären Aktionszellen“, einer militanten linksradikalen Gruppierung, die in den letzen zwei Jahren vor allem in Berlin mit Anschlägen auf sich aufmerksam gemacht hat, und aus mindestens vier bekannten Zellen bestehen soll. Die Bundesanwaltschaft stuft die RAZ als kriminelle Vereinigung ein. Ob ein tatsächlicher Zusammenhang mit dieser Gruppe besteht ist allerdings fraglich. Bei vergleichbaren Taten gab es nämlich Bekennerschreiben und es wurde ein Exemplar der linksradikalen Zeitschrift „radikal“ am Tatort zurückgelassen. Ob dies auch hier der Fall war, davon schreibt die Polizei zumindest nichts.


Die Brandstelle am Samstagnachmittag. Viel gebrannt hat hier nicht, doch die Scheiben sind noch in mehreren Metern Höhe geborsten.

Anders als noch bei dem Brand in der Ausländerbehörde im letzten Jahr spricht die Polizei in ihrer Pressemitteilung zwar wieder von einer „unbekannten Spreng- und Brandvorrichtung (USBV)“*, als szenetypisch wird der Brandsatz aber im Gegensatz zu damals scheinbar nicht eingeordnet. Im Nachgang des Brandes im Kreishaus war trotz magerer Indizienlage und fragwürdiger Ermittlungsansätze (Monsters berichtete: Hausdurchsuchung: Die Sache mit dem Hund) ein Wohnhaus in der Roten Straße durchsucht und eine Hetzkampagne gegen die linke Szene Göttingens gefahren worden. Damals sollte der „szenetypische unkonventionelle Brand- und Sprengsatz“ neben einem in Tatortnähe gefundenen beschrifteten Stück Pappe als Beweis dafür herhalten, dass die Urheberschaft in der linken Szene zu suchen sei. Später entpuppte sich die USBV dann als eine mit Streichhölzern präparierte Tube Klebstoff.

*Korrekterweise müsste es heißen unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtung“, vgl. hierzu den entsprechenden Wikipedia-Eintrag. Der Fehler wurde aus der PM übernommen.

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