Do. 09.07.: Fishbowl-Diskussion zu den Aktionen im Uni-Präsidium vom 17.06.09 und dem Ende der Besetzung
von irrgartnerin am 4. Juli 2009 veröffentlicht in Diskussion, Termine, Tipp!, UniversitätAm 17. Juni, dem Tag der großen Bildungsstreik-Demo, ist mit einer beherzten Aktion das Uni-Präsidium besetzt worden. Politische AktivistInnen konnten sich für einige kurze Stunden einen Freiraum erkämpfen.
Außer Alkohol, Musik und Plena gab es noch mindestens zwei entschlossene Aktionen am gleichen Abend. Bei der einen sind einige Möbel und Statussymbole zerstört oder verunziert worden, bei der anderen ist das Präsidium verlassen und die Tür von außen zu gezogen worden.
– Das Ende der Besetzung ist aber nicht der Schluss der Debatte. –
– Die fing erst in dem Freiraum an. –
Was sich in den wenigen Stunden zugespitzt hat, verweist auf wichtige Fragen. Die spontan gegenläufigen Aktivitäten sind Ausdruck weitergehender, unterschiedlicher taktischer und/oder strategischer Überlegungen. Dass die in solchen „Ernst“-fällen unversöhnlich aufeinander prallen ist wenig überraschend. Dass sie näher und kontrovers diskutiert werden müssen, um einer Spaltung zu entgehen und voran zu schreiten, liegt ebenso auf der Hand. Die Fishbowl-Debatte soll für alle Streiksolidarischen eine Gelegenheit bieten, neue Gedanken zur Bewertung des Geschehens zu sammeln und einzubringen. Damit wir bei der nächsten Besetzung besser vorbereitet sind.
Drei Bündel von Fragen könnten als Ausgangspunkt dienen:
Zunächst geht es um die Ansatzpunkte und Symbolik politischer Aktionen. Wie sind Sachbeschädigungen wie z.B. im Präsidium politisch zu bewerten? Ist die Eskalation Ausweis mangelnder Ernsthaftigkeit im Werben für politische Forderungen? Oder wurde hier ein Fenster für eine erforderliche Zuspitzung des Konflikts geöffnet?
Ein zweites Fragenbündel dreht sich um die Vermittlung politischer Aktionen. Braucht es überhaupt eine „Vermittlung“? Wenn ja, welche? Ist die „schlechte Presse“ ein echtes Argument oder die Verschleierung angepassten Bewusstseins?
Ein dritter zentraler Punkt ist das Problem, unterschiedliche Aktionsformen in einer Bewegung zu verbinden. Ist das überhaupt erstrebenswert? Wie kann vermieden werden, Hierarchien und Dominanzen zu reproduzieren ohne die Dynamik zu zerstören?
Eine Fishbowl ist im Idealfall eine moderationsfreie, hierarchiereduzierende und ergebnisorientierte Do-it-yourself-Podiumsdikussion. Die Methode wird erläutert. Alle Positionen und Strömungen sind herzlich eingeladen!
um 20h
im Autonomicum (Blauer Turm, Uni-Campus) oder Raum MZG 1140 (eine Etage darüber).
Veranstalter: Schöner Leben Göttingen
Stellt Euch mal die Frage, wen es von den verantwortlichen Schweinen überhaupt noch interessiert, ob 100.000 Leute auf die Straße gehen oder eine (geduldete) Besetzung stattfindet! Haben diese friedlichen Aktionsformen in den letzten Jahren auch nur irgendwas an den Plänen der Herrschenden verändert oder sie gar ins Schwitzen gebracht? Mehr als eine Nachricht in den Medien und ein müdes Lächeln der Schweine gibt es doch nicht!
Der Demo-Alltag sieht doch so aus: DemonstrantInnen werden eingeschüchtert, pauschal kriminalisiert, verprügelt und eingesperrt. Hinterher darf man sich evtl. noch mit unbegründeten Strafverfahren herumplagen und die Rote Hilfe anpumpen. Ein unverhältnismäßiges Bullenaufgebot nach dem anderen, Polizeistaat 2.0 und ein großer Haufen Studenten, der den Kampfgeist oder komplett das Interesse verloren hat. Geht es allen zu gut oder hat sich die Schlinge der Existenzangst bei allen so weit zugezogen, dass die übrige Luft zum Studieren an der Elite-Uni benötigt wird? Die Verwertung des Kapitalismus scheint ja wunderbar zu funktionieren… und schau‘ ich mir die Wahlergebnisse an der Göttinger UNI an, dann wird deutlich, wohin das Schiff segelt.
Wer diese Ohnmacht nicht spürt, dürfte längst tot sein. Schlagt sie dort, wo ihr sie trefft!