Miese Parodie: Helge Schneider mimt Adolf Hitler
von Schmendi am 21. Januar 2007 veröffentlicht in LeinwandVergangenheitsbewältigung in ganz besonderer Art und Weise ist im Deutschland der „Berliner Republik“ nichts Besonderes. Nachdem die Verfilmung der letzten Tage im Leben Adolf Hitlers in Bernd Eichingers „Der Untergang“ bereits die Massen ins Kino gezogen hat, hat Dani Levy mit „Mein Führer“ jetzt nachgelegt. Schon der Rahmen macht einiges klar: wer Adolf Hitler mit Helge Schneider besetzt, hat eine ganz bestimmte Art von Film vor Augen.
Nur: eine Komödie ist das nicht. Zwar mutet Schneider immer ein wenig wie Chaplin in „Der große Dikator“ an, zum Lachen reicht es trotz allem nur in den seltensten Momenten. Es bleibt einem, wie Jutta Brückner im Freitag zurecht angemerkt hat, im Halse stecken vor Ekel.
Adolf Grünbaum, der aus dem KZ entlassene jüdische Schauspieler soll einem am Boden zerstörten Hitler agitatorische Nachhilfe geben, tritt wohlgenährt und im besten psychischen Zustand vor die Kamera. Und Jutta Brückner ist auch hier recht zu geben wenn sie schreibt, der Film verrate „eine nicht zu hintergehende historische Wahrheit an die Leichtfertigkeit des Entertainments, das hier zur Lüge wird.“ Auch die vielen Szenen des Filmes, in denen Nazis als lächerliche Witzfiguren dargestellt werden, machen die Sache kaum besser. Ja, es sieht lustig aus, wie die Kameraden alle 10 Sekunden den Arm zum Hitlergruß erheben. Aber Hitler als impotentes Würstchen darzustellen oder sich über den die aberwitzige NS-Bürokratie lustig zu machen, trifft eben nicht den Kern dessen, was an Nationalsozialismus, Shoa und Weltkrieg zu kritisieren wäre. Der NS wird letztlich psychoanalytisch über die persönlichen Triebschicksale vereinzelter Protagonisten erklärt. Eine gesellschaftliche Dimension scheint es nicht gegeben zu haben. Dem hat sich mittlerweile auch Hitler-Darsteller Helge schneider angeschlossen: „Es geht nur noch darum, wie Hitler gesehen werden soll: Nämlich als Schwächling. Das ist mir zu profan“.
Das eingeforderte „Lachen über Hitler“ hat eine fundamentale Voraussetzung, die Markus Ströhlein in der Jungle World auf den Punkt gebracht hat: Schwierig wird es beim Lachen über die geschichtliche Figur. Die Aufnahmen aus »Mein Führer« wie auch die historischen Bilder im Allgemeinen, die den pathetischen, hysterischen und lächerlichen Hassprediger Hitler zeigen, sind ja nur so komisch, wenn man sie von den Bildern aus den Konzentrations- und Vernichtungslagern trennt. Aus diesem Dilemma kann sich auch Levy nicht befreien.“
Zu allem Überfluss kommt noch hinzu, das die Witze des Films nicht nur äußerst mäßig, sondern auch einfach alt und verbraucht sind. Jeden Gag gab es schon mal, meist sogar mit besserem Setting. Alles in allem lässt sich also zusammenfassen: lohnt sich nicht. Für alle, die es trotzdem nicht lassen können, sei der Hinweis erlaubt, das der Film in Göttingen gerade im Cinemaxx läuft.