Nur so schaffen wir es!

Ankommenskultur: Es braucht klare Regeln
von am 8. Oktober 2015 veröffentlicht in Kolumne, Politik
Rituale von Erstsemestern: Können wir das schaffen?
Rituale von Erstsemestern: Können wir das schaffen?

Das fränkische Hardheim macht es vor: Ein „Einwandererknigge“ soll das Zusammenleben von Neuankömmlingen und Einheimischen erleichtern. Auch unter Göttinger FlüchtlingshelferInnen ist ein Streit entbrannt, ob Göttingen so etwas braucht. Unser Author findet schon und hat sich da was überlegt.

Ist es dieser Tage die Ruhe vor dem Sturm? Kommt da was auf uns zu? Kleine Gruppen, zumeist ortsfremd wirkender junger Menschen lungern dieser Tage in der Stadt rum. Alle haben sie Smartphones. Oft sind sie erstaunlich gut gekleidet. Doch der Eindruck trügt: In zwei Wochen werden sie über diese Stadt herfallen. Deshalb vorsorglich ein paar Spielregeln für die kommende Orientierungsphase. Zu der gibt es dankenswerter Weise eine deutlich sympathischere Alternative.

Liebe Studentin im ersten Semester, lieber neuer Student!

Willkommen in Göttingen, willkommen an der Universität.
Viele von Ihnen haben Schreckliches durchgemacht.
G8, Zentral-Abitur, ein nervenaufreibender Trip nach Loret-de-Mar.

Das ist nun vorbei. Sie sind jetzt an der Universität Göttingen.

Göttingen ist eine friedliche Stadt.

Nun liegt es an Ihnen, dass sie nicht fremd bleiben in unserer Stadt, sondern ein Zusammenleben zwischen Studierenden und Einheimischen erleichtert wird.

Eine Bitte zu Beginn: Legen Sie so schnell wie möglich die Jugendsprache ab, damit wir uns verständigen können und auch sie ihre Bedürfnisse zum Ausdruck bringen können. Wir wissen nicht, was sie mit „rumkompostieren“ am Willi meinen und auch von „Tinderellas“ hat uns das Göttinger Tageblatt noch nichts erzählt.

In Göttingen leben die Menschen mit vielen Freiheiten nebeneinander und miteinander:

Das bedeutet auch gegenseitige Rücksichtsnahme.

Frauen dürfen ein selbstbestimmtes Leben führen und haben dieselben Rechte wie die Männer. Man behandelt sich gegenseitig mit Respekt. Auch wenn es mancher O-Phasen-Tutor anders vorlebt.

In Göttingen respektiert man das Eigentum der anderen.
Man betritt kein Privatgrundstück, keine Gärten, Scheunen und andere Gebäude und tut dies auch nicht im Rahmen von Saufspielen.

Göttingen ist eine saubere Stadt und das soll es auch bleiben!
Den Müll oder Abfall entsorgt man in dafür vorgesehenen Mülltonnen oder Abfalleimer.
Wenn man besoffen unterwegs ist, nimmt man seine leeren Flaschen mit zum nächsten Kiosk und wirft sie nicht einfach auf Straße, Rad oder Fuß-Wege.

In Göttingen bezahlt man erst die Getränke im Supermarkt, bevor man sie öffnet. Flatrate-Partys sind eine Ausnahmeerscheinung der Ophase.

In der ersten eigenen Wohnung wird Wasser zum Kochen, Waschen, Putzen verwendet.
Auch wird es hier für die Toilettenspülungen benutzt.

Es gibt bei uns öffentliche Toiletten, die für jeden zugänglich sind.
Wenn man solche Toiletten benutzt, sind diese sauber zu hinterlassen. Auch wenn man gekotzt hat.

In Göttingen gilt ab 22.00 Uhr die Nachtruhe. Nach 22.00 Uhr verzichtet man dementsprechend auf Chorgesänge ala „Jura-O-Phase…Shalalalala…“

Auch für FahrradfahrerInnen gibt es bei uns Regeln, um selbst sicher zu fahren, aber auch keine anderen zu gefährden. (Nicht auf Gehwegen fahren, nicht zu dritt ein Rad benutzen, kaputte Bremsen reparieren und nicht mit den Füßen bremsen). Ein Licht am Fahrrad kommt ebenfalls gut an.

FußgängerInnen benutzen bei uns die Fußwege oder gehen, wenn keiner vorhanden, hintereinander am Straßenrand, nicht auf der Straße und schon gar nicht nebeneinander. Auch nicht betrunken als O-Phasen-Gruppe!

Unsere Notdurft verrichten wir ausschließlich auf Toiletten, nicht in Gärten und Parks, auch nicht an Hecken und hinter Büschen.

Mädchen und junge Frauen fühlen sich durch unerwünschte Ansprache und Erbitte von Handy- Nr. und facebook- Kontakt belästigt. Bitte dieses deshalb nicht tun! Und auch kein zweites oder drittes Mal versuchen!

Niemand interessiert sich dafür, wie lang ihre Kleiderkette ist und die meisten GöttingerInnen haben auch kein Interesse, sie durch Mitmachen zu verlängern.

Auch wenn die Situation für sie und auch für uns sehr beengt und nicht einfach ist, möchten wir sie daran erinnern, dass wir sie hier bedingungslos aufgenommen haben.

Wir bitten sie deshalb diese Aufnahme wert zu schätzen und diese Regeln zu beachten, dann wird ein gemeinsames Miteinander für alle möglich sein.

Stand: 8.10.2015

Disclaimer: Rechtschreib und Grammatik-Fehler haben wir aus dem ziemlich unlustigen Original übernommen.

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