Sa. 28.07.: D.R.I. + Scheiße Minelli in der Musa
von Labo am 23. Juli 2012 veröffentlicht in Konzert, Musa, Termine, Tipp! Nachdem Wucher Promotion vor garnicht allzulanger Zeit mit D.O.A. eine Band in die Musa holte, die zu Beginn der achtziger Jahre Hardcore-Geschichte geschrieben hat, setzt die Veranstaltergruppe nun mit D.R.I. noch mal einen drauf.
Diese Band spielte in der Entwicklung extremer Musik eine so wichtige Rolle, dass wohl jede*r, die/der sich etwas intensiver mit Hardcore, Punk oder Metal auseinandergesetzt hat, schon oft über ihre Musik oder zumindest ihr legendäres Logo (das Piktogramm eines Moshers – übrigens enstanden als Highschool-Kunstprojekt des Sängers Kurt Brecht) gestolpert sein dürfte.
Gegründet in Houston, TX im Jahre 1982, übten die ‚Dirty Rotten Imbeciles‘ in ihren Anfangszeiten mit ihrem schnörkellosen, für damalige Zeiten unverhältnismäßig schnellen Hardcore-Punk einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die amerikanische Hardcore-Szene aus. Im Laufe ihrer Entwicklung bauten sie jedoch mehr und mehr Thrash Metal-Einflüsse in ihre Musik ein und prägten so maßgeblich die Entwicklung des Crossover-Thrashs in der zweiten Hälfte der 80er Jahre (ihr 1987er-Album „Crossover“ mag namensgebend für diesen Stil gewesen sein).
Der Band D.R.I. wird zugeschrieben, das Stilmittel des Blastbeats popularisiert zu haben: Der Song No Sense ihres ersten Albums (Dirty Rotten LP, 1983) gilt vielen als das allererste Beispiel für die Verwendung von Blastbeats im HC/Punk-Sektor (de facto kommt diese Ehre wohl eher dem 1982er-Demo der Schweden von Asocial zu, die aber außer ein paar absoluten Musiknerds heute wohl kaum irgendwem ein Begriff sein dürften). Wie auch immer, die Bedeutung dieser Entwicklung für die extreme Musikszene war enorm. Zusammen mit einigen anderen frühen Hochgeschwindigkeits-Hardcore-Bands wie Siege und Deep Wound beeinflussten D.R.I. frühe Crossover-Bands wie Cryptic Slaughter und zusammen mit diesen auch die ersten Grindcore-Bands wie Repulsion und Napalm Death, die ihrerseits massiven Einfluss auf die Metal-Szene nehmen sollten. Auf diesem Wege etablierte sich das Stilmittel des Blastbeats im Metal-Bereich und fand bald festen Eingang ins stilistische Standard-Repertoire von Death und Black Metal.
Die Entwicklung von schnellem und rabiatem Hardcore-Punk zu relativ eingängigem Crossover verschaffte der D.R.I. eine große Anhängerschaft im Metal-Umfeld.; die stilistischen Änderungen und die wachsende Popularität befremdete jedoch viele ihrer ursprünglichen Anhänger aus der Hardcore-Szene, was eine ganze Reihe von Bands zu – teils harsch formulierter – Kritik am „Ausverkauf“ von D.R.I. motivierte (z.B. „D.I.Y not D.R.I“ von den Electro Hippies). Die Härte der Kritik mag heute befremdlich erscheinen, wirft aber ein Schlaglicht auf die Natur der damaligen Szene.
In den letzten Jahren erlebte gerade der spätere Crossover-Sound von D.R.I. durch den immensen Hype um Retro-Thrash-Bands wie Municipal Waste ein ungeahntes Revival, was eine vermehrte Rückbesinnung auf die Punk-Wurzeln des extremen Metals und einen Boom „neuer alter“ Thrash-Metal-Bands zur Folge hatte. Aktuell scheint dieser Stil jedenfalls allemal noch zu sein…
Als Support spielen übrigens Scheiße Minelli aus Aschaffenburg/Frankfurt, eine Hardcore-Band, die zugegebenermaßen bis gerade eben aufgrund des „lustigen“ (gähn) Namens völlig an mir vorbeigegangen ist. Klingt nach 80er-Jahre Hardcore kalifornischer Bauart, und zwar ganz schön gut. Auf der neuesten Platte gibt es Gastauftritte von Musikern von R.K.L. und Attitude Adjustment, was ungefähr andeuten dürfte, in welche Richtung es geht. Ich bin gespannt auf den Auftritt!
Das Schöne an Crossover-Konzerten ist, dass sich das Publikum aus einer bunt zusammengewürfelten Mischung aus Menschen aus der Metal-, Hardcore- und Punkszene zusammensetzt, was Genregrenzen völlig verschwimmen lässt. Ich hoffe, dass es am Samstag nicht anders werden wird!
Los geht es um 21:30 in der Musa.