Zurück! Und was jetzt? Fragen an: Antitainment.
von John K. Doe am 25. August 2009 veröffentlicht in Gespräche, MusikAntitainment! Die Band ist für mich ein langes Thema. Diese ganze halbgare Punkrotze mit deutschen Texten geht mir vor allem mal kräftig auf den Geist. Diese tausend ewig gleichen Bands, mit immer denselben langweiligen Texten. Deutschland Scheiße – ja, schön und gut, aber das kann man doch auch mal anders verpacken und sagen. Oder vielleicht doch mal ein ganz anderes Thema, denn das eben genannte habe selbst ich unbrechbarer Patriot begriffen. Außerdem: Die thematisch ablösenden Elektrobands haben sich längst in dieselbe langweilige Falle begeben. Als mir Antitainment das erste Mal begegneten, wurde ähnliches an mein Ohr getragen. Das erste Konzert im Juzi erlebte ich so im Flur stehend, wahrscheinlich in ein mindestens genauso langweiliges Gespräch vermittelt, wie das, was ich auf der Bühne vermutete. Einige Zeit später war ich im T-Keller gezwungen die Band anzusehen und ihr zuzuhören. Mein Monate zuvor getroffenes Urteil erwies sich, wie so oft, als völlig falsch. Ich kenne nur wenige Bands, die es geschafft haben, so konsequent neben die Schubladen zu langen. Und gerade unter den vielen Bands mit deutschen Texten, gibt es wenige die mit diesem manchmal bitter böse treffenden Witz erzählen. Selbst die Rachut-Klone können hier lernen. Ehrlich gesagt – seit den Goldenen Zitronen hatte ich kein ähnliches Hörerlebnis mehr. Die Band aus dem beschaulichen Bad Filbel (naja, auch schon lange vorbei) veröffentlichte zwei großartige LP’s, die hier nicht weiter besprochen werden sollen (sucht bei Monsters). Nach exzessiven Touren gönnte sich die Band eine ausführliche Pause. Zumindest Tobi war mit Les Trucs weiter aktiv. Für mich auch recht überraschend sind Antitainment nun erfreulicherweise wieder zurück. Es gibt eine Tour, eine Show und Göttingen. Anlass genug mich mit Antitainment mal zu unterhalten und mich wegen meines Mixtapes niedermachen zu lassen. Übrigens, dass Summerbeeze habe ich gerade eben auch zum ersten Mal gegoogelt. Wieder ein Ort den keiner brauch!
Monsters: Die Pause ist vorbei! Ich dachte anfangs ihr habt euch in Wohlgefallen aufgelöst – dass ist nun Gottseidank nicht der Fall. Erzählt mal warum ihr pausiert habt.
Matt: Wir hatten eine Weile lang recht viel live gespielt und wollten ein wenig Abstand gewinnen, weil es anfing eintönig zu werden. Dass daraus nun fast 1,5 Jahre wurden war dann doch nicht so beabsichtigt, liegt aber nicht zuletzt an unserer mangelhaften Terminkoordination. In der Zwischenzeit haben wir die Welt bereist, neue Bands gegründet, viel Ferngesehen und mit unseren Freundinnen rumgemacht.
Tobi: Oder eher zugeschaut wie Leute im Fernsehen mit ihren Freundinnen rummachen.
Monsters: Wie gehts denn jetzt weiter mit Antitainment? Kommt da was Neues? kann ich damit rechnen euch in naher Zukunft auf dem Summerbreeze spielen zu sehen?
Matt: Ich musste „Summerbreeze“ eben erst einmal googeln, denn ich kenne mich nicht so gut aus mit Musik. Wahrscheinlich werden wir da aber nicht spielen. Ansonsten haben wir noch nicht so genaue Vorstellungen von der „nahen Zukunft“. Im August werden wir eine kleine Tour spielen und im Anschluss viel proben, um endlich mal wieder neue Songs aufnehmen zu können.
Monsters: Es gibt da eine Sache die mir an Antitainment und Haaaaaaardcore immer wieder auffällt. Tobi, ich hab dir das ja schon mal erzählt. Ich fand euch Anfangs total beschissen. Ich weiß nicht mehr so richtig warum. Dann habe ich euch mal gesehen und auf die Texte gehört, danach ward ihr für mich (neben dem Song „The last DJ“ von Tom Petty) die größten. Ich habe den Eindruck, dass es bei vielen Hardcore-Kids ne ähnliche Entwicklung gibt. Ich glaube ihr habt echt über den Text viele Leute erreicht – das ist doch eigentlich was recht besonderes?!
Tobi: Ja, das is natürlich schon etwas besonderes. Trotzdem sollte man das aber auch nicht zu hoch anrechnen. Denn die Musik macht wohl immer noch den grossteil aus. Wir machen ja keine Spoken Word-Performances. Und gehaltvoll genug um mit einem guten Aufsatz oder einem Buch konkurrieren zu können sind die Texte natürlich nicht.
Viel gibt es in Zukunft glaube ich bei diesem Antitainment-Ding ohnehin nicht mehr zu sagen. Allein schon um Erwartungshaltungen zu brechen, wird die nächste Platte wohl rein instrumental werden. Oder es werden Zutatenlisten von fernöstlichen Instantsuppen rezitiert. dann wird sich zeigen wie wichtig die Texte wirklich sind. Übrigens, indem du uns neben Tom Petty auf ein Podest stellst, gefährdest du ziemlich unsere Freundschaft, John!
Den Song hörte ich neulich zum ersten mal auf der Mix-CD von dir und fand ihn grauenvoll. So habe ich es mit dem Text versucht… ein alter Mann trauert den alten Zeiten nach, als die Musik noch Musik war und DJ’s noch freie Menschen und die da oben noch nicht alles kaputt gemacht haben….und dich aufgegeben.
Monsters: Nochmal zurück zu den Wurzeln. Ich glaube Jo oder Matze haben mir mal was total Wirres von euren Anfängen erzählt. Da ging es um einen Bandcontest und ein gefaktes Tape. Raus mit der Geschichte jetzt…
Matt: Diese Story so langweilig wie wir selber. Nach wenigen Wochen des Probens im losen Musikerverband meldeten wir uns bei einem Musikwettbewerb im Saal oberhalb unseres Proberaums an. Und das eingereichte Demoband war halt nicht unseres. Das ganze endete mit einem wenig rühmlichen 4. Platz. Ich erinnere mich noch, dass ich im Sitzen gespielt habe und Tobi in einer Art szenischer Darstellung Würstchen aus dem Backstageraum mit einer Holzaxt zerkloppte.
Monsters: Versucht mal eine Schublade für euch zu öffnen – unterlasst dabei bitte „Orgel-Punk“.
Monsters: Ganz sicher nicht. Diese Klassifizierungen sind ja irgendwie ein Relikt aus der Zeit, in der es nur gedruckte Flyer gab. Damals musste sich der Interessent ja auf die Beschreibung des Veranstalters verlassen. Heutzutage ist man ja nur einen Klick und 2 Sekunden von der Myspace-Seite der Band entfernt. Und schon erklingt Musik aus den Computerboxen und das Problem der Kategorisierung hat sich gelöst. Insgesamt sind wir zu Yuppie für Punk, zu uncool für Hardcore, zu schön für Oi! und zu ironisch für Metal. Und unser Liveset ist so experimentell wie ein Fahrplan flexibel ist.
Monsters: Nochmal zu euren letzten Shows, auch die vor der Pause. Es hat doch einen ganz guten Hype um Antitainment gegeben und die Shows waren proppevoll. Wie habt ihr das erlebt?
Matt: Das Wörtchen Hype hört sich ziemlich negativ an. Wie eine künstlich aufgebauschte Hysterie. Tatsächlich war das bei uns aber eine längere Entwicklung, und durch kontinuierliches Spielen kamen halt auch mehr Leute. Auch Leute bei denen man nicht genau wusste, warum die und mögen. Aber es macht natürlich auch mehr Spass in einem vollen Club zu spielen, als nur vor ein paar Leuten.
Tobi: So grosz kann der Hype auch noch nicht sein, weil manche Szene-Chefs, inklusive dir, sich immer noch auf manche Konzerte verirren. Bei den nächsten sind die dann vermutlich nicht mehr da. Ich glaub ich geh auch nicht mehr hin. Zu viele Spacken laufen da rum und fragen nach Autogrammen.
Antitainment sind im September auf Tour. Am 02.09. im Juzi Göttingen!
http://www.myspace.com/antitainment
Aug 28 – Köln – Kulturbunker Mülheim +Tragic Vision
Aug 29 – Münster – Gleis 22 + Tragic Vision
Aug 30 – Mülheim – AZ + Tragic Vision
Aug 31 – Kiel – Schaubude + Tragic Vision
Sep 1 – Leipzig – Conne Island + Tragic Vision
Sep 2 – Göttingen – Juzi +Tragic Vision
Sep 3 – Wiesbaden – Schlachthof + Tragic Vision
Sep 4 – Karlsruhe – Die Stadtmitte + Tragic Vision
Sep 5 – Schweinfurt – Stattbahnhof
PS: Plattentipp: Tom Petty – alle Alben
Wenn man sich schon mit Singer Songwritern quälen muss, dann vielleicht auch mit dem. Alte Schule und oft gehts um alte Zeiten in denen vieles zwar nicht unbedingt besser aber etwas anders war.
Antitainment… ach, das erste Konzert damals im Juzi-Ballsaal (noch vor dem Keller-Geburtstags-Gig für G.) war schon eine Bombe, trotz technischer Probleme, die es bei ihren Gigs in G-Town ja oft genug gab. Mitten in der Woche, kaum Leute da und ich auch nur zufällig mitgeschleppt und nichts ahnend, was mich erwarten wird. Relativ schnell war ich begeistert. Absolute Gänsehaut damals wie heute beim Orgelsolo von „Revolution heißt zu tun was man will“. Antitainment gehört zu den wenigen Bands, die mich in den letzten Jahren tatsächlich vom Hocker gehauen und überrascht haben. Schön, dass es weiter geht.
Genau diesen Erlebnis hatte ich später im T-Keller. Im Juzi waren ich noch nicht bereit für die Band. Schön war auch, wie mal die Orgeltaste hängenblieb – ich dachte das muss so….
ANTITAINMENT, ANTITAINMENT antitainment angst vor spacken bei konzerten. habe antitainment am 1.september in leipzig im conne island gesehen und die leute im publikum waren wirklich „chillig“. es war ein schöner abend soweit ich es mitbekommen habe, waren die besucher nicht nervig, sondern einfach nur nett.
wenn ich an die „show“ von antitainment zurückdenke, wirkd mir richtig komisch. der schlagzeuger sah glücklich aus, der bassist auch. der orgel-dj ebenfalls. der sänger musste irgendeine rolle spielen: „ich würdige das publikum keines blickes, ich sage zwischen den songs nicht ein einziges wort, wir dürfen auf keinen fall gefeiert werden, am besten wir verkaufen die leute für dumm. hihi solche deppen bezahlen hier 6 euro. danke, kurz die songs runtergerissen und goodbye.“ ansagen liefen nur digital per synthesizer. anfangs lustig, aber am ende dachte man dann auf dem weg nach hause echt nur: schade.
ich wette, wenn antitainment mal wieder in bulgarien oder so spielen würden, wäre der sänger total nett zu den leuten. aber in deutschland muss man ja eine rolle spielen. hatte echt die hoffnung, dass antitainment etwas besonderes wären. aber gnauso wie sich diese bulltet for my valentine abklatsch-bands tränen auf die wange malen und vor dem konzert ewig die ansagen ausdenken und haare färben –
so sitzen auch antitainment da und bereiten synthesizer-ansagen vor. warum spielt ihr über haupt live?
die leute in leipzig waren einfch von grund auf zu nett, um euch nicht den mittelfinger zu zeigen. viel spaß mit der kohle, die ihr bei der tour verdient habt, ihr affen!
löst euch doch auf, wenns euch zu eintönig ist.
nach dem konzert in leipzig wäre es in meinen augen der logische nächste schritt.
eure beiden alben waren toll. in clubs können sie einfach per cd-player abgespielt werden. da hat man ebenfalls keine ansagen, aber schlagzeug und synthesizer sind (etwas:-))) tighter.
schon blöd wenn man sich auf ein paar volle clubs und dumme autogrammjäger aus der vergangenehit gleich zu weit vom boden entfernt. wenn ihr wirklich noch ein album rausbringt, bin ich wahrscheinlich echt so doof und gehe nochmal zu einem konzert von euch. nagut wie
man hier eventuell erkennen kann: bin tief enttäuscht von ANTITAINMENT.
still loving hater
hm, ich glaube marcus schießt da über das ziel hinaus. bands wie antitainment können ab jetzt für viele nur noch alles falsch machen. egal wie – es ist falsch. nach zwei herausragenden platten eine pause machen, dass machen nur wenige bands. in einem moment, in dem band durchaus einfach hätte weitermachen können. noch mehr konzerte in vollen läden, noch eine platte…vielleicht auf dem eigentlich logischen noch größeren label. dann hätte man in noch größeren läden vor noch mehr leuten spielen können. aber genau an diesem punkt seilt sich die band in eine ziemlich lange pause ab. die ganzen „ausverkauf“-brüller sind nicht zum zuge gekommen. mal eben für eine tour zurück kommen, mit vielen guten neuen songs nach so langer pause – das kann nach hinten losgehen. für mich hat die band die kruve bekommen. in göttingen waren sie gut, in schweinfurt grandios. spielfreude, jeder ton saß, wirklich richtig gut. ansagen vom band?! ich sehe da die band in bestfrom in dem was sie am besten kann und was sie auszeichnet. ein bissiger blick auf den bereich, in dem sie sich selbst bewegen. die ansagen heute sind in den meisten fällen genauso austauschbar wie die bands selbst. würde man das ganz auf die spitze treiben, könnte man die musik ebenso vom band ablaufen lassen…immer mit dem selben langweiligen tape. das ist keine arroganz dem publikum gegenüber, sondern eher ein spiel mit unserer konzertkultur.
und viel shirts verkaufen – viel kohle machen?! jetzt eine schokierende überraschung für den einen oder anderen. eine band zu machen kostet verdammt viel geld. bandproberäume kosten geld. tourbusse kosten tatsächlich geld. benzin kostet – achtung: ziemlich viel geld. aus irgendeinem mir unerfindlichen grund, hat der kapitalismus keinen bogen um bands gemacht (auch noch mal an die ganzen schmalhirne, die an den bekannten konzertkassen minuten lang ihre kinnbärte zwirbeln und überlegen, ob 5 euro für zwei tourende bands doch zuviel ist)?! das eine d.i.y. band nun soviel umsetzt wie eine gesignte, vielleicht etwas größere band, finde ich großartig. die kohle wandert nicht in den majorbauch, sondern an die richtige stelle.
ist da nur noch unsere uralte linke-jugendzentrumsarroganz. pfui teufel was wandert da nun zu konzerten in unsere polittempel?! aber irgendwie finde ich es ganz gut, wenn durch eine band wie antitainment doch der ein oder andere unbefleckte neuling es in solche teufelshäuser wagt. wenn nur zwei wiederkommen ein erfolg. zumindest in meiner geburturkunde steht nicht „linkes jugenzentrum“ vermerkt. und vollidioten laufen auch auf deutschpunkshows herum.
Ich habe mal gelesen das sich antitainment wegen ihren Fans aufgelöst haben. Nach dem Konzert kann ich es verstehen 😀
@J.K Doe naja super! Er oder sie kommt wieder um weitere Konzerte zu besuchen mehr nicht. Die mehrzahl der Besucher_innen war doch gar nicht aud Göttingen.
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„Die mehrzahl der Besucher_innen war doch gar nicht aud Göttingen. “
…und? habe ähnliche häuser in anderen kaffs entdeckt.
Amen.
Das Publikum war echt komisch-gemischt…hab mich mit einem Urteil schwer getan. Ein pauschales „die Stimmung war sehr gut“ hat genauso seine berechtigung wie „die Bauern feiern meine Lieblingband kaputt“. gerade das „einer geht noch, einer geht noch rein“ war wirklich grenzpeinlich…
Aber Antitainment sind trotzdem toll – die neuen Metalstücke waren schnicke!!!