Mi. 29.04.: Veranstaltung: „Weg gegangen, Platz vergangen! – Vertriebene und andere deutsche „Opfer““
von am 24. April 2009 veröffentlicht in Diskussion, Termine, Universität, Vortrag

Wieso stellen sich Vertriebene und Nazis als „Friedensanhänger” dar? Sie wollen, dass nie wieder Krieg gegen Deutschland oder seine Interessen geführt wird. Aufgrund ihrer Erfahrungen im 2. Weltkrieg seien sie die Experten schlechthin für Flucht und Vertreibung aufgrund von Krieg. Sie waren schließlich „Hitlers letzte Opfer“, die nichts mit der deutschen Barbarei zu tun gehabt hätten.

Mit diesem Geschichtsbild sind die Vertriebenenverbände in den letzten Jahren wieder salonfähig geworden und ergänzen das offizielle deutsche Geschichtsbild: Die Deutschen waren eigentlich auch nur Opfer von Faschismus und Krieg und wurden, wie die übrigen europäischen Länder am 8. Mai befreit. Durch das „Ius Sanguinis“ (das Blut als entscheidendes Zugehörigkeitskriterium zur deutschen Nation) lassen sich auch die sogenannten Russlanddeutschen nachträglich in die Reihe der Vertriebenen und sonstiger deutschen „Opfer“ eingemeinden.

Sowohl die Debatte über die Vertriebenen am Ende des 2. Weltkriegs als auch über die Spätaussiedler gehört fest zur politischen Geschichte der BRD und ihrem nationalen Selbstverständnis. Ob nun die Frage der nationalen Zugehörigkeit durch Blut oder die Infragestellung der Oder-Neiße-Grenze, immer geht es um die Frage, was „deutsch“ beziehungsweise, was „Deutschland“ ist.

Was also haben Vertriebene und Russlanddeutsche gemein und welche Funktionen haben dabei die sogenannten Vertriebenen-Verbände? Und wie stehen sie bei all dem eigentlich zu gegenwärtigen deutschen Politik?

Diese Veranstaltung steht in inhaltlichem Zusammenhang mit dem für den 9. Mai in Friedland von den „Russlanddeutschen Konservativen“ geplanten “Friedensmarsch” sowie dem antifaschistischen Widerstand dagegen. Weitere Infos dazu hier.

Desweiteren reiht sich diese Veranstaltung in die diesjährige antinationale Kampagne des bundesweiten linksradikalen Bündnisses …ums Ganze! ein und ist somit eine Art Startschuss der dazugehörigen Veranstaltungsreihe hier in Göttingen. Unter dem Kampagnen-Motto »Staat. Nation. Kapital. Scheiße. Gegen die Herrschaft der falschen Freiheit!« sollen über das gesamte Jahr hinweg Diskussionen, Podien, Demonstrationen und andere Aktionen die herrschende Einheit und Freiheit als falsche Freiheit und falsche Einheit denunzieren. Der Anlass: Im Jahr 2009 feiert sich Deutschland anlässlich seiner beiden großen Jubiläen – 60 Jahre Grundgesetz und 20 Jahre Mauerfall – mal wieder als freie und geeinte Nation.

Referent ist Jörg Kronauer, er ist Autor in der Konkret und der Phase2.

um 20h im ZHG 001 der Uni Göttingen

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5 Kommentare auf "Mi. 29.04.: Veranstaltung: „Weg gegangen, Platz vergangen! – Vertriebene und andere deutsche „Opfer““"

  1. Auch wenn von diesem kleineres-Übel-Quatsch (Antifa) nicht viel zu halten ist, muss man feststellen, dass als Gruppen nur die ALI und die redical was zu Friedland machen.
    Der Ruf unseres Dorfes als Nogoarea für Nazis dürfte beim jetzigen Stand er Mobilisierung nach dem 9.Mai auf jeden Fall fürs erste futsch sein.

    Vielleicht ja gar nicht so schlecht, denn wenn der Ruf erst ruiniert ist lebt es sich ja bekanntlich besser und evtl haben dann auch mal mehr Leute Zeit für z.B. das Kritisieren der kapitalistisch geregelten Produktion. – Ich hoffe nur, dass in Zukunft die Ausländerverprügelei in Göttingen nicht zunimmt.

  2. Benno sagt:

    Auch wenn es vielleicht erstmal eine richtige Übersetzung ist – das Ius Sanguinis ist erst einmal nur ein Prinzip der Vererbung der Staatsangehörigkeit und ist nicht zwangsläufig mit biologischen-rassischen oder ähnlichen Vorstellungen verbunden.
    Schaut man sich die entsprechenden Regelungen der Zugehörigkeit zur deutschen Nation (d.h. erstmal Westdeutschland) an, dann geht es dort nämlich – klar – zum einem um eine Anknüpfung an nationalsozialistische Rassentheorie, aber auch da galt „Kultur“ als ausschlaggebend. Das lag daran, dass die biologistischen Theorien sich zum einen als unpraktikabel erwiesen hatten, aber da hatte auch die pragmatische Bevölkerungspolitik sich durchgesetzt, die Deutsche generieren musste, um beispielsweise einen Gebietsanspruch geltend zu machen.
    Diese „Kultur“ wird ja nun auch seit einigen Jahrzehnten wieder zum Problem bzw. war es eigentlich seit den 50ern schon. Denn in den Augen westdeutscher Bürger*innen waren die, die da „zurückkamen“ aus dem Osten, häufig keine Deutschen, denn sie benahmen sich ja ganz fremd. Auch heute ist das meistgehörte Argument gegen die Spätaussidlerzuwanderung „Die sprechen ja nichtmal (richtig) Deutsch.“Deswegen will die BRD vor der Einwanderung immer auch die „Kultur“ überprüfen und die extreme Rechte ist gespalten in Zustimmung und dem Versuch eine neue weiße Rasse zu konstruieren, deren Kultur anderen Kriterien entspricht.

  3. Tom Frenzy sagt:

    Hier mobilisiert noch jemand: http://ju-friedland.generation-ju.de/content/termine/

    Aber was war eigentlich am Samstag los? Überall ganz merkwürdige Gestalten als ich abends in die Stadt kam und dann noch das hier: http://www.presseportal.de/polizeipresse/pm/7452/1394640

  4. A.M.P. sagt:

    Samstag war Böse Onkelz-Nachfolgekonzert in der Stadthalle (Weidner-Band oder so), da waren wohl auch ein paar Nazis.

  5. Rakete sagt:

    @A.M.P. Es sei an dieser Stelle auf unsere Kurzmeldungen hingewiesen.

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