MZG 1140 – Quo Vadis MZG 1140?
von am 3. Februar 2008 veröffentlicht in Besetzung 11.40, Unipolitik

Die letzte Woche war ganz von den Auseinandersetzungen um Raum MZG 1140 an der Göttinger Uni geprägt. Nachdem dieser besetzt worden war, kam es nur wenige Tage später zur Räumung durch die Polizei – MoG berichtete ausführlich über die Geschehnisse. Die Universität vermeldete „erhebliche Störungen im Vorlesungs- und Veranstaltungsbetrieb“ und forderte ihre Mitarbeiter auf, Augen und Ohren offen zu halten und schaffte damit ein ganz neues Vetrauensverhältnis auf dem Campus. Momentan scheint wieder etwas Ruhe eingekehrt zu sein und es bleibt fraglich wie mit der jetzigen Situation umgegangen wird.
Nachdem Chris Ludewig vom AStA in einem Interview zu Wort kam, beantwortete auch ein Vertreter und Nutzer des Frairaum-Cafés ein paar Fragen aus, wahrscheinlich nicht nur, persönlicher Sicht.

Warum steht ihr für Freiraum in der Uni ein?

Für mich bedeutet ein Freiraum nicht nur, dass es einen Ort gibt, wo mensch mal gemütlich abhängen kann und günstig Kaffe trinken kann. Das ist natürlich total schön, aber mindestens genauso zentral sind für mich zwei weitere Aspekte. Einmal, dass sich Menschen in Freiräumen basisdemokratisch organisieren können, auch wenn sie (noch) nicht so viel Erfahrung mit linker Politik gemacht haben. Das bedeutet, dass sich Menschen außerhalb der autoritären Entscheidungsfindun g und durchstrukturierung ihres Alltags, kritisch mit ihrer Umwelt auseinandersetzen können – und wie es der Raum gezeigt hat – es auch tun. Zum Anderen bin ich der Meinung, dass dieser Freiraum eine entscheidende Infrastruktur an der Uni ist. Hier können sich Zusammenhänge treffen, arbeiten und vernetzen. Inhaltliche Diskussionen und andere Veranstaltungen haben in einem solchen Raum platz. Das ist unbedingt notwendig für eine emanzipatorische Linke, vor allem in Zeiten der autoritären durchstrukturierung des Alltags durch BA/MA und Studiengebühren.

Wie wurde der Raum genutzt, vor der Räumungsaktion?

Der Raum wurde von sehr vielen Menschen für alles mögliche genutzt. Er wurde nicht nur sehr positiv angenommen von vielen Studierenden, die einfach mal einen Kaffe trinken wollten oder sich ihn nur mal anschauen wollten. Wie vorhin bereits gesagt, es gab Platz für Diskussionen, Filmabende, Spiele, Lesen, Lernen…einfach alles was mensch sich so vorstellen kann. Dabei ist die einzige Grenze die dem gesetzt ist das, was diese Gesellschaft ihrem Wesen nach täglich ausmacht und wogegen dieser Raum ein Mittel sein kann – dass Menschen in dieser Gesellschaft nicht frei sind. Mit der Ansage, dass Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, Nationalismus und andere Formen der Unterdrückung nicht in dem Raum erwünscht waren, wurde gleichzeitig versucht einen gewissen Freiraum in den Alltag aller Menschen zu bringen. Es ist ein sehr guter Versuch dem ganzen Mist, der uns täglich umgibt, etwas entgegen zu setzen.

Kam die Räumungsaktion für euch unerwartet und wie beurteilt ihr das Vorgehen?

Für mich kam die Räumungsaktion eher unerwartet. Ich hätte nicht gedacht, dass die Univerwaltung so dreist wäre, ein derart gut angenommenes Projekt zu zerstören. Aber eigentlich verwundert es mich nicht so sehr. Die Räumung muss anhand der Politik der letzten Jahre gemessen werden und die zeigt, dass emanzipatorische Projekte konsequent mit Autorität und Repression beantwortet werden von seiten der Unileitung. Die Räumung war in dem Sinne konsequent aber dennoch vollkommen unverhältnismäß ig und ein erheblicher Angriff auf die studentische Selbstverwaltung. Dass Polizist_innen auf den Campus geschickt werden um ein Projekt zu Räumen, dass nachweislich von sehr vielen Studierenden angenommen wird ist eigentlich nicht hinnehmbar. Dass das viele so sehen, hat die entschlossene Spontandemo am Dinestag Abend auch eindrucksvoll gezeigt.

Wie beurteilt ihr den Verlauf der Ereignisse seit der Räumung von 1140?

Die Pressemitteilung des AStA sei hier an erster Stelle genannt. Es ist eine Frechheit und geradezu grotesk, wie wenig Ahnung der jetzige AStA von studentischer Interessenvertretun g hat. Nicht das ich das Konzept gut fände, aber eine derartige entsolidarisierung und ein solches autoritätshöriges Gehabe hat mich echt wütend gemacht. Zumindest von den JuSo’s hätte ich mehr erwartet, da sie ja zumindest noch einen linken Anspruch haben. Ansonsten hat sich wohl gezeigt, dass die Unileitung angst vor einer politischen Auseinandersetzung hat. Sie ist wohl ebenso erschrocken, wie wir begeistert sind von den zahlreichen Solidaritätsbekundun gen und der berauschenden Demo am Dienstag. Dass das Präsidium mit einer Hundestaffel geschütz werden musste ist dabei nur ein Indiz, ein anderes ist wohl, dass sich die Unileitung wieder in vagen und komischen Versprechen verliert um die Eskalation zu vermeiden. Ob ihr das gelingt liegt jedoch nicht in ihrer Hand und das weiß sie.

Gibt es nach der Räumung Kommunikation mit der Unileitung/dem Gebäudemanagement?

Nach der Räumung und der Demo gab es eine Pressekonferenz, an der die Pressestelle der Uni teilgenommen hat. Frau Fuhrmann-Koch hat sich dabei – trotz der Tatsache, dass sie seit der Besetzung mitverantwortlich für die zahlreichen Lügen und Fehlinformationen war die von Seiten der Unileitung verbreitet wurden – als Vermittlerin inszeniert und gesagt es würde wohl ein Angebot geben, dass frühestens ab dem Wintersemester ’08 zur Verfügung stehen würde. Allerdings zeigen die vergangenen Verhandlungen mit der Unileitung und Frau Kochs eigene Rolle in dem Ganzen, dass vertrauensvolle Gespräche mit ihnen sich als eher schwierig erweisen. Es wäre ein längeres Prozedere die zahlreichen leeren Versprechen und Lügen aufzuzählen die den Studierenden in den letzten drei Monaten entgegen geschleudert wurden.

Wie geht es weiter?

Das wird sich zeigen. Viele Menschen waren von der Demo am Dienstag positiv überrascht und das gibt Mut. Das Thema ist alles andere als gegessen. Meine Einschätzung ist, dass die Räumung ein grober strategischer Fehler von Seiten der Verwaltung war und dass die Unileitung sich auf eine – für sie – anstrengende Phase der politischen Auseinandersetzung gefasst machen kann.

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2 Kommentare auf "MZG 1140 – Quo Vadis MZG 1140?"

  1. Leserin sagt:

    gibt es Bilder von der Demo…

  2. nichtaufdemneustenstand sagt:

    wie ist der neuste stand der dinge???

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