Knarf und der 10 Punkteplan
von am 21. September 2007 veröffentlicht in Literarisches Zentrum, Popkultur

„Und jetzt bitte das Mobiliar im Rhythmus zur Musik zertrümmern!“
Mit dieser Aufforderung von Knarf Rellöm an das Publikum beginnt der Abend mit Dota und Knarf im Literarischen Zentrum. Das Publikum dürfte etwas irritiert gewesen sein, auch als sich die Statements von Knarf gegen Deutschland häuften. Denn am Dienstagabend trafen sich zu einem großen Teil die „jungen Intellektuellen“ im Literarischen Zentrum. Oder zumindest die, die sich dafür halten. Gemeint sind Germanistik StudentInnen zwischen 25 und 30 Jahren, die sicher zu einem großen Teil noch immer ihre schwarz-rot-gelben Laola-Blümchenketten von der WM an der Wand hängen haben.

Aber leider sind die Gespräche nie richtig angelaufen. Vieles wurde angerissen, aber nichts wirklich diskutiert – sei es weil sich die Diskutanten nicht getraut haben, klar auszusprechen was sie im Kopf hatten oder auch weil Knarf die sanfte Dota nicht überrennen wollte. So sprachen sie kurz darüber, was eigentlich Pop sei und ob die beiden überhaupt Popmusik machten – schließlich verkaufen sie ja nicht so viele Platten wie zum Beispiel Kettcar, meinte der Moderator des Abends Martin Büsser, der unter anderem für die intro, die konkret und das Göttinger Stadtmagazin pony schreibt. Dota erklärte daraufhin, dass sie weder Reggae, noch Rock, noch Hip Hop mache, müsse das was sie macht ja schließlich Pop sein. „Pop ist das, was übrig bleibt.“

Als das damit geklärt war, stellten sie sich der Frage, ob Songtexte auch ohne die Musik funktionieren. Büsser meinte dazu, dass er früher oft von den Texten Zappas oder Dylans enttäuscht war, wenn er sie gelesen hat; ohne die Musik seien ihre Texte langweilig gewesen. Knarf meinte dazu, er wolle auch keinen Text „auf die Musik aufpropfen“ – beides gehöre zusammen und müsse zusammen gedacht werden. Dann könne es zwar passieren, dass mal ein Text auch ohne die Musik zu einem schönen Gedicht werde, aber das sei nicht immer so. Darauf wusste Dota überraschender Weise eine sehr überlegte Antwort: „Man muss es schaffen, dem Zuhörer in einem Lied Platz für seine eigenen Assotiationen zu lassen, darf aber trotzdem nicht beliebig werden!“

Doch auch diese Diskussion hielt nich lange an, so dass Knarf dann doch noch seinen 10-Punkte-Plan zum Besten gab, den er zuvor im Zug für das Verfassen von Liedtexten aufgestellt hatte. Er enthielt als ersten Punkt die Aufforderung, mehr Fremdwörter zu benutzen, weil sie laut Adorno „die Juden der Sprache“ seien. Im letzten Punkt hob er alle zuvor genannten Regeln auf. Sie lautete: „alle aufgestellten Regeln ignorieren!“

Interessanter wäre vermutlich ein Gespräch zwischen Büsser und Knarf gewesen, denn die Kleingeldprinzessin bot wenig Diskussionsstoff. Oft lautete ihre Antwort: „weiß nich…“ oder „darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht…“ und Knarf hielt sich immer wieder zurück, wenn er gerade so richtig in Fahrt kam: er wolle hier nicht seine Soloshow abziehen. Dabei wäre der Abend ohne Aussagen wie: „Die Musik ist eine Weltflucht für mich: ich habe ein Problem damit, aus Deutschland zu kommen, und in meiner Musik kann ich einfach behaupten, ich käme vom Mars“ ziemlich langweilig geworden.

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3 Kommentare auf "Knarf und der 10 Punkteplan"

  1. fabbal sagt:

    zwar war die andere veranstaltung auch gut aber die pikierten germanistik student_innen hätte ich auch gern gesehen.
    gabs denn wenigstens „gute“ publikumsfragen?

  2. null object sagt:

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  3. herbststürmerin sagt:

    tja, ein seltsamer abend. ich kann da im wesentlichen zustimmen. dota – obwohl sonst heiß geliebt – fand ich ziemlich enttäuschend mit ihrem „darüber habe ich mir noch keine gedanken gemacht…“ ……. es ist ja schließlich nicht zu viel verlangt, sich vor so einer veranstaltung mal nen paar gedanken zum thema zu machen, oder!? —– naja und knarf hatte halt was zu sagen, auch wirklich interessante dinge. die dann aber wiederum die kulturbeflissenen germanistik-studentInnen verwirrten…….. ich saß weiter hinten und konnte das ganz gut beobachten: die damen mit den schönen halstüchern und ohrringen kicherten bereits beim lied von knarf, das zu beginn abgespielt wurde, unendlich blöd….. offenbar war ihnen der refrain „move your ass and your mind will follow“ nicht intellektuell genug. —- blödes bürgerliches bildungstum halt.

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