Sly Stallone ist Rocky Balboa. Noch immer.
Das Comeback des Rocky Balboa
von Schmendi am 7. Februar 2007 veröffentlicht in LeinwandEs war 1976, nur die wenigstens LeserInnen dieses Blogs werden sich noch daran erinnern, da erschuf Sylvester Stallone mit Rocky Balboa eine filmische Legende. Rocky, das war ein Mann von der Straße. Kein großes Sprücheklopfer, kein großer Denker und erst recht kein Mann mit einflußreichen Freunden oder viel Geld, das ihm eine vorzügliche Boxausbildung bescheren könnte. Rocky war ein bisschen wie Borussia Dortmund in der 80ern: Kein Geld, keine besonders überragende Technik – aber Herzblut. Das galt in der Liebe enbenso wie im Ring: er konnte seiner Adrian zunächst nicht viel bieten, aber er liebt sie heiß und innig – bis in den sechsten Teil, obwohl sie da schon lange Tod ist.
Dies Gossenimage vom ‚Mann von der Straße‘ wurde dann in den späteren Teilen zwar in Details immer wieder angedeutet, im Großen und Ganzen aber in den Hintergrund gedrängt. In der Neuauflage, die am 8. Februar in die Kinos kommt, ist es wieder da. Rocky ist mittlweile fünfzig, betreibt ein mehr oder minder gutlaufendes Restaurant, das sich vor allem deshalb über Wasser hält, weil Rocky vor gleichaltrigen Boxfans alte Anektdoten zum Besten gibt. Die sind zwar nich von erzählerischem Glanz geprägt – aber man sieht ihm noch immer an, das er das wohl tatsächlich erlebt haben muss.
Und so hangelt sich Rocky, mit ebenso zerbeulter Aussprache wie zerbeultem Gesicht durch den Film. Und ebenso wie 1976 ist er unglücklich verliebt und vertritt dies ungeschickt, aber authentisch. Allerdings ist er ein paar Jahre älter und würde von alleine wohl nie auf die Idee kommen, noch mal in den Ring zu steigen. Dann zeigt ein Sportsender eine Computersimulation eines Kampfes von Rocky gegen den amtierenden Weltmeister im Schwergewicht. Nehmen wir an, beide wären Top-Fit und in ihren besten Jahren, so in etwa lautet die Frage. Und Balboa gewinnt. Als sich im Nachhinein das Feuilleton über diesen Kampfausgang lustig macht, bekommt Rocky Lust, noch mal in den Ring zu steigen. Nichts Großes. Ein paar Kämpfe in der Region.
Weil die Karriere des aktuellen Box-Champions zwar sportlich gut läuft, er aber beim Publikum absolut unten durch ist, schlägt dessen Management einen Showkampf vor: Rocky Balboa, der Champion einst, gegen den amtierenden Weltmeister. Ziel ist ein Publicity-Gewinn für den eigenen Schützling. Der Rest ist schnell erzählt: Rocky trainiert, seinem Alter angemessen versteht sich, sein Gegner verletzt sich während des Kampfes und ein tapfer kämpfender Rocky boxt sich durch die gesamten 10 Runden des Showkampfes.
Die Stärke des Filmes, die Rückbesinnung auf den Anfang der Rocky-Saga, ist dabei gleichzeitig seine Schwäche: die Story ist mäßig, die filmische Umsetzung ebenso. Auch der Wechsel von Farb- zu Schwarz-Weiß-Einstellungen während des Kampfes, vermutlich als ästhetisierendes Moment gedacht, erfüllt seine Wirkung nur sehr bedingt. Letztlich bleibt der Film eine Erinnerung an die alten Zeiten, in denen ohnehin alles besser war. Diese Botschaft dominiert die Szenerie so umfassend, das da auch keine filmemacherischen Kniffe gegen helfen. Wer es braucht, soll es sich antun. Dem Rest empfehle ich anspruchsvolleres Kinos.