„Kaputte Häuser? Nicht mit uns!“ – Demo gegen steigende Mieten
von am 22. April 2018 veröffentlicht in Gespräche, Titelstory

Gegen steigende Mieten, soziale Verdrängung und den Verfall von Wohnraum haben am 21.04.2018 die Rote Straße und die Wohnrauminitiative protestiert. Die durch die Stadt laufende Demonstration blieb friedlich, bis die Polizei eingreift. Eine Chronologie.

Um 14 Uhr versammeln sich nach und nach 150-200 Leute am Platz der Synagoge anlässlich einer Demonstration gegen steigende Mieten, den Verfall von Wohnraum und soziale Verdrängung. Zu der Demonstration haben der Häuserverbund der Roten Straße gemeinsam mit der Wohnraum-Initiative aufgerufen.

Den Auftakt bilden Redebeiträge u.a. der Basisdemokratischen Linken sowie der Roten Straße. Kritisiert wird das in Bezug auf die zu befürchtende Baufälligkeit der Häuser in der Roten Straße fahrlässige Vorgehen des Studentenwerks, sowie dessen Vorsitzenden Jörg Magull. Darüber hinaus soll mit der Demonstration auf die unternehmerische Wohnraumpolitik der Stadt Göttingen aufmerksam gemacht werden, die zur (unnötigen) Verteuerung von Wohnraum, sowie sozialen Verdrängungsprozessen führten, wie sie aktuell z.B. in Grone sichtbar würden. Weiterhin solidarisieren sich die RednerInnen mit den aktuellen Wohnprojekten. In der vorausgegangenen Woche hatte das Studentenwerk öffentlich den Sanierungsbeginn der Häuser der Roten Straße für Anfang 2019 angekündigt sowie finanzielle Unterstützung zugesichert.

Angeführt von einem Transparent und dem Lautsprecherwagen startet der Demozug mit pyrotechnischer Unterstützung vom Dach der OM10 um 14.30Uhr. „Kein Gott, kein Staat, kein Mietvertrag!“ ertönt es von der Spitze des Demozuges. Die Stimmung bleibt friedlich während der Demozug sich unter interessierten Blicken der PassantInnen durch die Obere-Masch-Straße, über die Prinzenstraße und den Stumpfebiel bewegt. Flankiert von flyernden DemonstrantInnen läuft der Demozug hinter dem alten Rathaus und durch die Groner Straße.

Um 14.43 Uhr macht die Demonstration am gefüllten Rathausvorplatz vor dem Eingang der Roten Straße halt. Es folgen zwei weitere Redebeiträge. Die internationale Solidarität sowie die Solidarität mit Rojava wird bekundet. Der friedliche Demozug zieht anschließend ohne Zwischenstopp durch die Rote Straße, die Bürgerstraße und über den Wilhelmsplatz.

Um 15.08 Uhr macht die Demonstration unter den Augen der neugierigen PassantInnen einen weiteren Halt vor dem Carré in der Weender Straße. „Was passiert wenn es keine linken Räume mehr gibt?“ wird in Redebeiträgen von Redical M und dem Marburger Kollektiv Havanna Acht aufgeworfen. Die emanzipatorische Arbeit würde unmöglich, daher sei der Erhalt der linken Räume die wichtigste Baustelle linker Bewegungen.

Gegen 15.25 Uhr kommt es auf der Kreuzung am Heinz-Erhardt-Platz zu einem Zwischenfall. Die Polizei versucht gezielt eine Person aus dem Demozug anzugehen und von der Demo zu trennen. Aufmerksame DemoteilnehmerInnen bemühen sich, das zu verhindern. Der Demozug stoppt und die Polizei wird zur sofortigen Unterlassung der Maßnahmen durch den Lautsprecherwagen aufgefordert. Die Polizei rechtfertigte das Festsetzen der Demonstrationsteilnehmerin und den Eingriff in die bis dahin friedlich verlaufene Demonstration mit dem unerlaubten Verkleben von Stickern. Nach mehrmaligen Aufforderungen der DemonstrantInnen zieht sich die Polizei zurück, gefolgt von DemoteilnehmerInnen. Die von dem Zugriff betroffene Person wird wenige Minuten danach wieder entlassen.

Um 15.35 Uhr bewegt sich der Demozug weiter auf dem Campus. Hier folgen in gelassener Atmosphäre weitere Redebeiträge der Wohnrauminitiative und der Roten Straße vor den auf dem Boden sitzenden DemoteilnehmerInnen. Weiterhin wird vom Lautsprecherwagen verkündet, dass die Genossin wegen vorangegangener Aktionen auf Demonstrationen von der Polizei festgesetzt wurde. Mit dem Eingriff in die ansonsten friedlich und unter großem Interesse der Göttinger Stadtöffentlichkeit abgelaufenen Demonstration zeigte die Göttinger Polizei erneut unnötig offensives und fahrlässiges Verhalten.

Um 16Uhr wurde die Demo vor dem Studentenwerk ohne weitere Zwischenfälle und in gelassener, sonniger Stimmung am Samstagnachmittag aufgelöst.

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