Neues vom Kreishausbrand

RAZ bekennt sich zu Anschlägen in Göttingen
von am 31. Januar 2012 veröffentlicht in Hintergrund, Soziale Bewegungen

Die Anschläge auf das Amtsgericht und die Teeküche im Kreishaus gehen womöglich auf das Konto einer Revolutionären Aktionszelle. Auf der Internetplattform Indymedia Linksunten ist heute ein Kommuniqué der Gruppe aufgetaucht. Darin bekennt sie sich zu den Anschlägen auf das Göttinger Gerichtsgebäude anfang Dezember 2011 und die Teeküche des Kreishauses im Januar 2010. Ob das Schreiben authentisch ist, ist unklar. Bisher gab es keine Selbstbezichtigungen zu den Taten. Die Ermittlungen zum Kreishausbrand hatten unter fragwürdigen Umständen eine Hausdurchsuchung in der Roten Straße nach sich gezogen, waren letztlich aber im Sande verlaufen.

Möglicherweise kommt nun wieder Schwung in die Sache. „Wir übernehmen die verantwortung für 2 brand- bzw. sprenganschläge gegen einrichtungen der staatlichen abschiebemaschinerie zum einen. und zum anderen gegen die staatliche repression (justiz) als austragungsort für das zusammenspiel und funktionieren von ausbeutung und unterdrückung […]“ – so beginnt die umfangreiche Erklärung der RAZ. Man habe „in den frühen morgenstunden etwa 09.00 uhr des 22.januar 2010 […] einen brandsatz herkömmlicher art mit (un-)konventionellen zünder und einen kompinierten brand-/sprengsatz vom typ ähnlich der gasaki […] im gebäude des landkreises“ gezündet. Dabei sei aber niemand bewusst gefährdet worden, man habe Vorsicht walten lassen und darauf geachtet, dass niemand in der Nähe sei: „erst daraufhin zündeten wir unser mitgebrachtes geschenk, um für einen tag ruhe/ ausnahmezustand zu haben von behörden-willkür und ihrer abschiebepraxis.“ Das Stück Pappe, das in Tatortnähe gefunden wurde, und die Mantrailer der Polizei in die Rote Straße geführt hatte, sei aus einem Altpapiercontainer genommen worden.

Nach dem Anschlag habe man sich weiter radikalisiert. „um unsere entschlossenheit zu manifestieren […] machten wir anlassbezogen am 02. dezember 2011 einen diesmal mitternächlichen spaziergang zum hintereingang des amts-/landgerichts […]“, „[…] welches wir mit einer unkonventionellen, transformierten gasaki heimsuchten“. Mit Gasaki ist die unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtung gemeint, die erhebliche Schäden an den Fenstern des Eingangsbereichs hinterlassen hatte. Dieser Anschlag, bei dem neben RAZ-Graffiti auch die Parole „Nazis morden der Staat schiebt ab“ an das Gebäude gesprüht wurde, wird in dem Schreiben neben der Rolle der Justiz bei Abschiebungen auch in den Kontext der Enthüllungen um den NSU und dessen angebliche, bisher nicht belegte Verbindungen zum Verfassungsschutz gestellt.

Der mitunter schwer lesbare Text mutet mit seinen langen Sätzen voller Rechtschreib- und Grammatikfehler skurril an. Teilweise scheint er so entstellt, dass sich der Sinn einzelner Formulierungen kaum erschließt. Beispielsweise ist von „nicht (un-)eingeschränkter solidarität“ die Rede. Auch ist unklar, ob der Text tatsächlich Täter_innenwissen enthält, das die Verfasser_innen als Täter_innen ausweist. Daher sind Zweifel an der Authentizität des Schreibens angebracht. Einzelne Kommentare machen sich darüber lustig. Möglicherweise ist der Text aber auch bewusst so angelegt, um Rückschlüsse auf die tatsächlichen Verfasser_innen mittels linguistischer Analysen zu erschweren. An verschiedenen Stellen wird deutlich, dass großer Wert auf die Verschleierung von Spuren gelegt wird. Pikant: Der Text bemerkt am Schluss, dass eine Bauanleitung für die beim Kreishausanschlag verwendete USBV beigefügt sei. Diese erscheint bei Indymedia Linksunten aber nicht unter dem Text. Man wolle, so das Kommuniqué, zur Nachahmung anregen: „trotz alledem lässt sich mit kreative sachverstand sicher auch aus einem wasserkocher einiges rausholen, was der revolution und der sabotage dienlich sind. vor allem wollen wir aber zum nachbau und zweckbespezifischen einsatz animieren!“

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7 Kommentare auf "RAZ bekennt sich zu Anschlägen in Göttingen"

  1. SegaTakai sagt:

    Also auf mich wirkt das wie ein schlechtes fake. Entweder will sich da jemand wichtig machen oder es besteht interesse daran, mal wieder ‚linke gewalt‘ ins gespräch zu bringen.

  2. Fernseherin sagt:

    Darüber läßt sich gut spekulieren.

  3. toxo sagt:

    jetzt bitte die Verschwörungstheorien auspacken

  4. Brpft Mrzpl sagt:

    srsly, das waren Humoristen oder Faschos, entweder vom VS oder freiberuflich.
    Richtig mies getrollt.

  5. Bum tzk sagt:

    Oh bitte, wie schlecht ist das denn…

    Die Staatsanwaltschaft gibt auf, Martin R. ist freigesprochen und diese ganze Kreishau-Böller-Geschichte bleibt eine riesengroße Peinlichkeit für die Göttinger Polizeidirektion.
    Für „die Linke“ Sieg auf der ganzen Linie. Und dieses „BekennerInnenschreiben“ daher zu diesem Zeitpunkt total sinnlos.

    Für die Schünemänner und Schnüffelhunde wirds allerdings jetzt interessant. Nach der eingesteckten Niederlage eine wunderbare Vorlage für eine neue Runde „Linken-Bashing“….

    Für mich, und das geht ganz ohne Verschwörungstheorien, ein sehr, sehr schlechter Fake.

  6. uli-e sagt:

    Ja ne ist klar, jetzt ein „BekennerInnenschreiben“. Wenn man das dann noch heute im GT liest wargelts sich das Zwergfell zusammen „unter Druck stehende Dosen mit Haushaltschemikalien“ ist jetzt die x-te Variante.

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