Buongiorno, notte – die Geschichte einer Entführung
von am 10. September 2007 veröffentlicht in Leinwand

Diesem Thema auszuweichen scheint dieser Tage unmöglich. Der Terrorismus der RAF ist in aller Munde und schlägt sich auf den Titelseiten zahlreicher Printmedien wieder. Der Anlass für das Medienspektakel ist das 30. Jubiläum des so genannten Deutschen Herbsts, der mit der Entführung Hans-Martin Schleyers 1977 begann. Ähnlich wie in Deutschland wurde auch in Italien der „bewaffnete Kampf gegen das System“ ausgetragen, dort von den AkteurInnen der Roten Brigaden.

Aldo Moro, der politische Kopf der konservativen „Democrazia Cristiana“, wurde am 16. März 1978 von einem Brigade-Kommando entführt, in einer Wohnung in Rom festgehalten und nach 55 Tagen ergebnisloser Suche ermordet im Kofferraum eines Wagens gefunden. Der Geschichte dieser Entführung hat sich Marco Bellocchio in seinem Film „Buongiorno, notte“ angenommen.

Die Geschichte wird konsequent aus der Perspektive der EntführerInnen erzählt. Vier junge Männer und eine Frau hielten Moro in der Wohnung der Bibliotheksangestellten Chiara gefangen. Die Frau stellt die Entführung und die damit verbundene Gewalt zunehmend in Frage, als klar wird, dass die Regierung auf ihre Forderungen nicht eingehen wird. Die EntführerInnen bemerken zu spät, dass ihnen die Kontrolle über die Situation entgleitet und sehen sich zum Handeln gezwungen. Letztlich ermorden sie ihr Opfer. Der Film zeigt die Widersprüche der Handelnden auf und stellt Fragen über die Vorgehensweise von Terroristen.

„Buongiorno, notte“ wurde beim Festival von Venedig mit dem „Cinema of Future“-Preis ausgezeichnet und erhielt den FIPRESCI Award der internationalen Filmkritik im Rahmen des Europäischen Filmpreises 2003. Für seine Darstellung des entführten Aldo Moro erhielt Roberto Herlitzka den italienischen Filmpreis „David di Donatello“ und den Preis der italienischen Filmjournalisten als Schauspieler des Jahres.

Das Göttinger Kino Lumière zeigt den Film am Donnerstag, den 13., Samstag, den 15., Sonntag, den 16. und Mittwoch, den. 19. September jeweils um 20.00 Uhr. Am Montag, den 17. und Dienstag, den 18.9. läuft „Buongiorno, notte“ um 22.00 Uhr.

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4 Kommentare auf "Buongiorno, notte – die Geschichte einer Entführung"

  1. peter, paul mary sagt:

    schlechter film, naja zumindest kein guter. die frau unter den roten brigaden ist natürlich diejenige die menschelt, die männer mehr oder weniger stalinisten. wer nicht viel hintergrundwissen zur entführung und zu den roten brigaden hat, erfährt es auch im film nicht. dass die aktivisten oder terroristen vielleicht irgendwann gezweifelt haben, ob es richtig ist was sie tun ist ja begrüssenswert, aber diese zweifel waren nur moralisch, kein bisschen politisch. deshalb ist es vielleicht in teilen ein anrührender film, politisch aber mit wenig aussagekraft

  2. fabbal sagt:

    dabei wollt ich ihn mir noch ansehen …

  3. fabbal sagt:

    ach is ja schon vorbei 😉

  4. Lony sagt:

    Hab mir den Film gestern angeschaut und muss dem ersten Kommentar oben zustimmen. Die drei männlichen Entführer geraten recht hölzern, die Parolen und Statements vor allem des Anführers wirken gestelzt und platt. Die Konflikte innerhalb der Gruppe werden auch nur vage angedeutet. Neben der „menschelnden“ Frau der Gruppe wird das Entführungsopfer Moro teilweise sympathisch dargestellt, als netter alter Opa, der sich nach seinem kleinen Enkel sehnt, und der den „Jungspunden“ ihren Marx ausredet. Hab irgendwo gelesen, dass der Film ne Auftragsarbeit von RAI-Cinema (=Berlusconi-nah!?) war. Ob es damit zusammen hängt, dass die handelnden Personen eben so gezeichnet wurden, wage ich nicht zu beurteilen…

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