Benjamin Blümchen, Elefant, linksradikal
von am 31. Dezember 2006 veröffentlicht in Politik, Popkultur

Benjamin Blümchen ist ein allseits bekannter Hörspiel- (und später auch Zeichentrick-) Elefant aus der Feder von Elfie Donnelly. 1977 wurde die erste Folge „Benjamin als Wetterelefant“ produziert, im Januar 2007 erscheint die 105. Folge. Über 54 Millionen Mal verkauften sich die Kassetten mit Benjamin, Otto, Herrn Blümchen, Karla Kolumna und Co. Jetzt fiel der Bundeszentrale für politische Bildung auf, dass in den Geschichten Werte wie Basisdemokratie, Zivilcourage oder Ökologoie vermittelt werden und erklärten den sprechenden Elefanten wie auch dessen Nachbarin Bibi Blocksberg zum Staasfeind.

Schlimm, was die Kinder da so alles lernen könnten. Pazifismus zum Beispiel. „Wenn alle nein zum Krieg sagen würden, dann gäb’s keine Kriege“, sagt Benjamin Blümchen. So weit, so simpel – aber auch irgendwie richtig. Zu links ist das aber Gerd Strohmeier, dem Autor der Studie, der aufgrund dessen keinesfalls das Prädikat „wertvoll“ an diese Hörspiele vergeben würde. Er stellt weiterhin fest: „Trotz des großen Erfolgs der Hörspiele von Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg ist insgesamt festzustellen, dass diese die Entwicklung politisch mündiger Bürgerinnen und Bürger kaum fördern, wenn nicht sogar behindern.“

Und was da nicht alles die Entwicklung behindert. So wird weiter kritisiert, dass Benjamin Blümchen Parkanlagen statt Autobahnen errichtet und Radwege sowie Windkraftanlagen bauen lässt. Gegen den Bau einer Straße protestiert er gar mit der Parole „Wer Straßen baut, wird vollgehaut“. Alles viel zu links und deswegen schlecht für die Kinder, findet Strohmeier.

„Äußerst bedenklich“ findet Strohmeier auch“das überwiegend negative und militärische Image der Polizei bzw. die Darstellung, dass die Polizisten grundsätzlich lächerliche und inkompetente Handlanger der Politik sind, die unreflektiert eine unsinnige Pflicht tun.“ Vielleicht sollte der Politikwissenschaftler mal auf eine Demo gehen und sich angucken, wie demokratische Meinungsbildung heute funktioniert.

Von richtigen und falschen Positionen

Der Autor bringt es auf den Punkt: „Die „richtigen“ politischen Positionen bzw. Verhaltensweisen sind ökologisch, postmaterialistisch, basisdemokratisch, kritisch, zivilcouragiert, pazifistisch, sozial, antikapitalistisch, egalitär, tendenziell anarchisch bzw. antistaatlich, antihierarchisch, antiautoritär und antikonservativ; mit anderen Worten: „links“ der politischen Mitte“. Eine Refklektion der vermittelten Inhalte findet natürlich nicht statt, lediglich die Feststellung, sie seien links der Mitte. Der Schluß, sie seien deswegen ungeeignet für Kinder, lässt eigentlich nur zwei mögliche Folgerungen zu: entweder, das ideale Hörspiel bewegt sich inhaltlich zwischen den eng abgesteckten Grenzen der so genannten Mitte, oder es bietet zudem Alternativen rechts der Mitte an, um „mündige Bürgerinnen und Bürger“ heranzuziehen. Beides nicht wirklich wünschenswert.

Elea Eluander

Die neueste Schöpfung der Blümchen-Erfinderin Donelly übrigens, Elea Eluander, lebt in einer vermeindlich heilen Welt. Sie selbst sitzt im Rollstuhl, ihr bester Freund kommt aus Indien und „Opi Kopi“ verkörpert einen Alt-68er. Man lernt, dass man über dicke Kinder nicht lachen sollte und dass man den fiesen Schuldirektor nicht immer ernst nehmen muss, nur weil er was zu sagen hat. Es gibt mit Sicherheit schlimmeres, was man auf Kinder loslassen kann. In diesem Fall zum Beispiel die Bundeszentrale für politische Bildung.

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5 Kommentare auf "Benjamin Blümchen, Elefant, linksradikal"

  1. Matze sagt:

    …da weiß i jetz ja -falls i ma Kids bekommen sollte…- was diese DEFINITIV zum Einschlafen hören werden… 🙂

  2. Anke sagt:

    Jetzt weiß ich auch endlich warum ich so naiv und unmündig geworden bin…ich hab ja NUR so’n Mist zu hören bekommen!!!Tztztz…meine Muddi…
    An dieser Stelle möchte ich mal auf Bibi’s Hexenfreundinnen Schubia -die Punkerhexe- und FlowyPowy -die Hippihexe- hinweisen…

  3. dodo sagt:

    Ist mir früher nie so aufgefallen…aber ich fands klasse! Ja, auch ich werde meine Sprösslinge Benjamin und Bibi hören lassen. 😀

  4. Eva sagt:

    Bibi und Benjamin sind sich ja einig: lasst euch nichts unrechtes gefallen, denn zusammen können wir was ändern! Die Strohmeiers und Hansels von der BPB sind doch bloß neidisch, dass sie selbst so verkorkst sind! Ich jedenfalls danke Bibi für den verhexten Urlaub und Benjamin dafür, dass mein Bruder seinem Sohn heute stolz seine Kassetten vererben kann. Die Welt der Kinder funktioniert nämlich ganz genau SO – zum Glück! Schaade, dass Bibi und Benjamin nicht schon längst zur Pflichtlektüre in unseren Grundschulen geworden sind…

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