Platten
Digitalism – Pogo auf den Ohren
31. August 2007
Digitalism – manch ein Röhrenjeans tragender Mensch mit avantgardistischem Schal um die Schultern geschlungen mag jetzt angestrengt gelangweilt gähnen, weil ist schon wieder out. Doch es ist noch nicht bei jedem angekommen und das ist doch schließlich das Ziel dieses genialen Duos aus Hamburg; so formulieren sie auf ihrer Homepage: Digitalism make electronic music that everyone can rock to! Seit den Chemical Brothers und Daft Punk, hat es kaum eine Elektro-Tanz-Formation so gut verstanden, sowohl Indie-Kids, als auch Elektrofreunde und Technoisten zum schabbern zu bewegen. Digitalism kommen nicht etwa aus England oder Skandinavien, auch nicht aus Ulm, nein, sie kommen aus Hamburg. Isi lernte Jens in einem Plattenladen kennen und über ihre gemeinsame Vorliebe für Dance- und Rockmusik fanden die beiden zueinander. Ihre Karriere haben sie ihrem Chef zu verdanken, der sie als DJs für eine Party engagierte. Der erste Remix war eine Version von Seven Nation Army von den White Stripes. Diese fand schließlich ihren Weg auf Vinyl und verkaufte sich extrem gut. Der Erfolg ermunterte das Duo, eine weitere Veröffentlichung mit dem Titel Idealistic anzugehen. Jeder von Errol Alkan bis hin zu Pete Tong erhielt die Remixversionen der Klaxons, The Test Icicles, Cut Copy, Futureheads und Depeche Mode,
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Interpol – Versagen auf hohem Niveau
19. August 2007
Manchmal ist weniger mehr. Das gilt manchmal schon bei der reinen Äußerlichkeit des Plattenkaufs. Die flennende Industrie hat zumindest in Teilen erkannt, dass es heute einfach nicht mehr ausreicht, die vom virtuellen, kostenfreien Angebot übersättigte Kundschaft mit einer kleinen, dürftigen CD zu angeln. Nee, und das funktioniert auch immer seltener beim normalen Schallplattenkäufer. Durch die Weitsichtigkeit des einen oder anderen Labels wird nun vor allem der Vinyl-Käufer belohnt. Wer hätte das gedacht, nachdem die Schallplatte immer mal wieder zu Grabe getragen wurde. Es gibt sie heute immer öfter mit Download, oder gleich noch eine CD dazu. Wer da nicht zuschlägt, muss bekloppt sein. Die Schwierigkeit des Vinyl-Mediums wäre damit dahin, jetzt ist es wirklich Zeit doch auf den schwarzen, chemikalisch hochgiftigen Tonträger umzusteigen. Die stilvolle Scheibe im Regal, der Download läuft im iPod. Rock’n’Roll 2.0. Interpol haben alles in die Waagschale geworfen und sich materiell etwas übernommen. Das führt zunächst zu einem Preis, bei dem ich erstmal kräftig schlucken musste. Wer sich Interpol 2007 auf Vinyl gönnen will, der muss tief in die Tasche greifen – knapp unter 30 Euro wechseln in die Hände von Capitol Records.
Tocotronic’s Kapitulation hoch Zwei!
5. August 2007
Immer mal was neues. Auch mal bei MOG! Gleich zwei Autoren fühlten sich berufen, der neuen Scheibe von Tocotronic ein paar Zeilen zu widmen. Der erste Text kommt jetzt gleich, den zweiten haben wir weiter unten versteckt. Aber – lest selbst….
Dinosaur Jr. – Revenge Of The Nerds?
2. Juni 2007
Bei manchen Bands, die plötzlich wieder da sind, da steht oft in großen Lettern: Sie Sind Wieder Daaaaaa! Man stelle sich folgenden Satz vor: Sie Sind Wieder Da – Dinosaur Jr.! Das klingt nach Energie, nach Elan, nach Überschwang, nach Pop, nach Wiederkehr, nach Action, aber nicht nach Dinosaur Jr. Joseph Donald Mascic, ein Mann, jetzt, wie eine Burg. Mascic ist groß, fett, nicht angezogen, die langen Haare hängen grau und unmotiviert herunter, die Augen schauen durch riesige Brillengläser. So schaut Mascic dieser Tage, meist freundlich verschmitzt, von den Titelblättern mancher Musikgazette. Es würde niemanden wundern, wenn dieser Mann abends Pfandflaschen aus Mülleimern sammelt. Mascic ist jetzt 41 Jahre alt, er sieht ungleich älter aus, und seine Band Dinosaur Jr. ist wieder da!
Helden der Arbeit?
28. Mai 2007
Nachdem Wir sind Helden im Sommer des Jahres 2003 ihr erstes Album „Reklamation“ veröffentlichten, schufen sie ganz nebenbei mit „Guten Tag“ und „Müssen nur wollen“ gleich die beiden inoffiziellen Hits der 2003er Studi-Proteste mit. Seitdem gelten die vier fröhlichen Menschen aus Berlin als „irgendwie politisch“ und Spiegel-Online fragte unlängst: „Wie klingt das linksalternative Milieu?„. Dabei hatte sich die Band mit ihrem zweiten Album „Von Hier an Blind“ doch ziemliche Mühe gegeben, das Polit-Label loszuwerden. Wer „Gekommen um zu bleiben“ als Polit-Song hören wollte, musste schon chronische Haubesetzerin mit Popmusik-Fable sein.
Nine – Wer Metal sagt muss auch…
15. Mai 2007
…core sagen. Nur gut das Nine nicht komplett in dieser Neurockerfindung hängen geblieben sind. In dem was sich Metalcore schimpft, gibt es Licht und Schatten. Sehr viel Schatten, sehr wenig Licht, dafür halbe Jogginghosen mit Beinprint und viele Tattoos. Das Licht von Nine ist wohl der überproportionalen Anwendung puren Rocks zu verdanken, genau das macht meiner Ansicht nach It’s Your Funeral aus. Nur ist das eben alles auch nichts besonderes, den die Grundrezeptur der Schweden stimmt von Anfang an. Das musikalische Grundgerüst vorangegangener Platten stimmte, Daniel Bergstrand produzierte – was zur Hölle hätte überhaupt schiefgehen sollen? Das ausgerechnet eine Platte einer Band die sich im Dunstkreis so vieler schwierigen Stile bewegt derartig groovt ist dann doch überraschend. Vor allem da mir gerade Nine doch etwas eintönig vorkamen auf den älteren Releases. Ein Funke davon ist auf It’s Your Funeral noch zu hören. Der Groove ist manchmal so bestimmend, dass die LP insgesamt an manchen, wenigen Stellen etwas konturlos wirkt. Trotzdem stimmt die verhaltene, sehr düstere Atmosphäre. Die Melodien sind der Hammer! Mit mehr Mut zum Experiment könnte die nächste Nine LP eine absoluter Hammer werden. Sollten es nicht mehr dazu kommen treten Nine dennoch würdevoll ab. Nine – It’s Your
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Unterbewertet oder vergessen – Aus John K.’s Plattenkiste. Teil 2: Abhinanda.
20. April 2007
Heute: Abhinanda „Rumble“ Die meisten Leute die ich kenne, die mit einer umfangreicheren Plattensammlung gesegnet sind, die stellen meistens einen Teil ihrer Platten gesondert ab. Das was mehr als zweimal im Jahr die kosmische Ehre erhält, auf den Plattenteller zu gelangen, wird einer besonderen Kaste zugeordnet. Hier muss man sich nicht die Hände waschen, aber doch die Platte mal abwischen vorm abspielen. Bei mir befindet sich diese besondere Plattenkaste lehnend an meinem Regal. Es sind die besseren Platten. Die besseren Platten des letzten Vierteljahres. Momentan steht ganz vorne die LP „Enter“ der Band „Russian Circles“. Dazu jedoch irgendwann anders mehr. 1998 stand bei den allermeisten Leuten eine Platte ganz weit vorne. Die Platte hieß „The Shape of Punk to Come“, die Band hieß Refused, sie kam aus einer Stadt im Norden Schwedens, die den wenig klangvollen Namen Umeå trägt. Umeå ist wirklich ein Scheißkaff!
Unterbewertet oder vergessen – Aus John K.’s Plattenkiste. Teil 1: Piebald.
12. April 2007
Heute: Piebald „If It Weren’t For Venetian Blinds It Would Be Curtains For Us All” Wer zur Hölle ist eigentlich Marcus Garvey? Und wer bitte heißt Assata Shakur? Ich kenne nur Tupac Shakur. Und der ist Tod. Aber bevor wir uns dieser Frage zuwenden, kommen wir zu etwas ganz anderem. Rock’n’Roll ist scheiße. Er hat oft schlechte Manieren, viele seine Kinder sind missratene Vollidioten, und zu allem Überfluss hat Rock’n’Roll ein leider nur dürftig ausgestattetes Gedächtnis. Es ist wie so oft, wenn man Ostern, oder an den Heiligen Drei Königen mit den Lieben beisammen sitzt und sich die Dias der vergangenen Jahre ansieht. Dann sieht man bei Keks und Kuchen plötzlich die doofe Tante Marta, die immer nur in die Backe gekniffen hat, während sie einen blöd anglotzte, und ihr Erbe später einer karitativen Organisation zur Verfügung stellte.
Matulas Kuddel – ein Album von Freunden
5. April 2007
Ich sah Matula zum ersten Mal letzten Dezember. Sie spielten eine von einem meiner besten Freunde organisierte Show gemeinsam mit den befreundeten Labelkollegen Kurhaus, begleitet vom befreundeten Labelchef. Und wenn ein Bandmitglied neben dir steht, Bier trinkt und erzählt, dass er sich von seinem Teleshoppingjob hat krank schrieben zu lassen, um mit seiner Band auf Tour zu gehen, dann sind diese Jungs schnell auch irgendwie deine Freunde. Freunde, die nun ihre erste Platte veröffentlichen.
31Knots – Musik geboren zum Streit.
4. April 2007
Es gibt Bands die gefallen. Die gefallen von der ersten verdammten Note. Sie gefallen allen, man merkt sich jede verdammte Note. Manche tanzen dann dazu, die Platten werden gekauft und mit hohlen Augen betrachtet man die Band dann irgendwo live, kauft das T-Shirt, geht nach Hause und wartet bis die nächsten Idioten kommen, die genauso klingen wollen (und dann auch werden). Fertig. Dann gibt es Bands die es einem von Anfang an schwer machen, die einen immer wieder neu in die Irre führen.