Wählen gehen? Wählen gehen!
von Schmendi am 14. Januar 2008 veröffentlicht in UnipolitikEinigen wird es aufgefallen sein: im Januar sind nicht nur die Landtagswahlen in Niedersachsen, sondern auch die Wahlen an den Hochschulen, allen voran der Georg-August-Universität in Göttingen. Vom 15. bis 18. Januar können die Studierenden hier ihre Stimmen abgeben und neben dem Studierendenparlament, den diversen Fachschaftsparlamenten (davon gibt es in jeder Fakultät eins) und den FachgruppensprecherInnen (davon gibt es an jedem Institut oder jedem Seminar eineN) auch ihre VertreterInnen für die Gremien wählen, in denen sie gemeinsam mit den ProfessorInnen, dem Mittelbau und den ‚technischen Angestellten‘ der Universität sitzen. Der AStA, von dem immer mal wieder die Rede ist, wird übrigens von dem Mitglieder des Studierendenparlamentes gewählt und stellt so eine Art studentische Regierung dar.
Zur Wahl stellen sich wie immer diverse studentische Gruppen, die je nach ideologischer Ausrichtung ihre Klientel zu befriedigen versuchen. Auffallen tut in diesem Jahr allerdings, das zumindest oberflächlich das Gerangel kleiner geworden zu sein scheint. Im Zentralen Hörsaalgebäude (ZHG), einem der letzten Gebäude, in denen noch (auf extra aufgestellten Wandtafeln) Plakate ausgehängt werden dürfen, hingen etwa bislang fast ausschließlich Wahlplakate von zwei Gruppen. Diese beiden Gruppen sind die bislang den AStA tragenden Gruppen der ‚Arbeitsgemeinschaft Demokratischer Fachschaftsmitglieder‘ (ADF) sowie der JungsozialistInnen (Jusos) und deren Untergliederungen an der Jurstischen Fakultät (ASJ und DAF). Das hat seinen Grund allerdings nicht darin, dass die anderen Gruppen nicht mehr zur Wahl antreten würden, sondern ist schlicht in den veränderten Nutzungsbedingungen dieser Stellwände begründet: hatte früher der AStA die Wände stets für alle Gruppen angemietet und hatten sich diese die Wände mehr schlecht als recht geteilt, so stehen sie in diesem Jahr lediglich den Gruppen zur Verfügung, die im AStA sitzen. Das hat mit gleichberechtigten Chancen nicht viel zu tun und zeigt, dass die Sache wohl doch nicht ganz so reibungslos zu sein scheint, wie zunächst angenommen.
Der die zumindest nominelle Hauptlast der Koalition tragenden ADF jedenfalls wird oftmals vorgehalten, sie würde – statt die Interessen der Studierenden zu vertreten (wie sie es selber immer vorgibt) – nur auf den eigenen Vorteil bedacht sein. Und tatsächlich spricht da auch einiges dafür. So bestand die Arbeit des AStA in diesem Jahr im wesentlichen darin, Poker-Abende zu veranstalten und die Landtagsabgeordneten zum Podiumsgespräch zu bitten. Vielen reicht das nicht. Die einen wollen lieber Burschenschaften unterstützen (der Ring Christlich-Demokratischer Studenten; RCDS), andere politische Veranstaltungen gegen Rassismus, Sexismus und die Gesamtscheiße veranstalten (das Basisdemokratische Bündnis BB), Öko-Futter in die Mensa bringen (die Grüne Hochschulgruppe; GHG) oder kostenlos Freibier verteilen (Schwarz-Rot Kollabs; SRK).
Daneben gibt es zumindest offiziell noch die Liberale Hochschulgruppe (LHG), die allerdings eher auf dem Papier existiert denn in der Realität – und auch da sieht’s dies Jahr eher mager aus. Und natürlich die Jusos, die das machen, was Jusos immer tun: versuchen an die Macht zu kommen und anschließend in der Partei Karriere machen.
Da fällt die Wahl schwer und so manche fragt sich, warum zum Henker es sich überhaupt lohnen soll, sich an dem Spiel zu beteiligen. Wem es so gefällt, wie es derzeit ist, wird dafür tatsächlich auch keinen Grund finden. Wer gerne Dinge geändert hätte, wird sicherlich einen finden. Vielleicht gäbe es dann ja mal Kultur am Campus, leckeres Essen in der Mensa, politische Veranstaltungen im ZHG und ähnliches mehr. In diesem Sinne: It’s your choice.
die GHG hat auch eine homepage: http://www.ghg-goettingen.de/
Wahlergebnisse StuPa (vorläufig):
RCDS 4 (+/- 0)
ADF 21 (-1)
LHG 1 (-1)
GHG 7 (+1)
Jusos 4 (-1)
BB 7 (+1)
SRK 3 (+1)