Sa. 14.07.: Rest Of My Life, Thoughts Paint The Sky, Fell Asleep
von John K. Doe am 9. Juli 2007 veröffentlicht in Konzert, Tipp!, VeranstaltungsartDer Rest meines Lebens, Gedanken bemalen den Himmel – ich könnte einschlafen. Lustig welche Wendung Bandnamen bekommen, wenn man sie mal benutzt. Mal ehrlich, da ist mir schon fast irgendein „the“-Name lieber. Lange Bandnamen dieser Art suggerieren heute junge Männer, die auf Tour mindestens einen Schminkkoffer dabei haben. Und da keiner von denen am Ende aussieht wie Paul Stanley, Ace Frehley, Peter Criss oder Gene Simmons ist sowas immer überflüssiger Dreck. Aber darum soll es ja nicht gehen. Drei Bands im Kreuzberg, und irgendwie muss ich schon wieder an Tiefkühlpizza denken, die immer gleich schmecken will. Aber um das mal vorweg zu nehmen, hier sieht das wirklich ganz anders aus. Es gibt ein gutes Hauptgericht alter Hausmannskost, eine interessante Nachspeise – und wer noch Hunger hat, bekommt am Ende doch noch Tiefkühlpizza. Und zumindest auch eine Dame wird sich auf die Bühne verirren. Sie spielt – was auch sonst: Bass.
Trondheim ist eine Art Hort guter norwegischer Bands denn gerade was norwegischen Hardcore angeht, gibt es hier eine lange Tradition. Rest Of My Life klingen klingen weder nach dieser Geschichte noch sehen sie danach aus. Denn sie haben sich nur auf eine kurze Periode spezialisert. Das ist aber nun auch nichts schlechtes. Ganz unkonventionell und melodisch, man hört die endneunziger Bands, die frühen Jimmy Eat Wordl, sogar etwas Christie Front Drive – mal Elliott. Das Problem: der Gesang. Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich kotzen soll, oder mich einfach an der Neuauflage 1000 mal gehörtem erfreuen will. Das ist wirklich wie damals bei Elliott. Also finde ich das jetzt doch erstmal gut.
Thoughts Paint The Sky, mir dreht sich wirklich der Magen um bei dem Namen. Aber auch Namen sind Schall und Rauch. TPTK überraschen auf ihrer (unvermeidlichen) Myspace Seite mit einem Song, in dem fröhlich in Screamo-Manier (Screamo – Unwort des Jahrhunderts) zu, Achtung – einer Akustikgitarre gebrüllt wird. Da sagt man sich, kann eigentlich nicht funktionieren. Und ganz richtig, funktioniert auch nicht. Wahrscheinlich liegts an der Live-Aufnahme, mit der sich die Band keinen Gefallen tut. Wie bei einem Popkonzert dominiert der Gesang, steht allein und knüppelt alles weg was drumherum ist. Da macht der Kunstgriff Akustikgitarre dann keinen Sinn mehr. Das Akustikklampfen Konzept hält die Band durchweg tapfer aufrecht. Ein Kulturschock für Leute wie mich, die mit diesem Instrument schreckliche Abende am Lagerfeuer verbinden, bei denen irgendwelche schlecht frisierten Vollidioten mit ihren sinnfreien, völlig unnötigen Darbietungen nerven, während im Hintergrund eine gepflegte Feuerjonglage stattfindet. So gut ich die Idee finde, es hört sich einfach nicht an. Auch die Studiosongs nerven – aber im Wesentlichen durch eine kräftige Portion Unsicherheit im Gesang. Live bestimmt interessant, aber ich weiß nicht wie ich dazu stehen soll. Irgendwas fehlt hier noch.
Fell Asleep scheinen die harten Jungens bei alledem zu sein. Sie machen ihrem Namen alle Ehre, ich finde nichts was mich nicht schonmal endlos genervt und gelangweilt hat. Kajalrock, einfallslos und fast ekelhaft aufdringlich melodisch, mit der unvermeidlichen Metalgitarre. Dazwischen mal geblökt und mal gesungen. Für Fans von New-School-Emo-Screamo-Leck-Mich-Am-Arsch-Metal ist das genau das Richtige. Für mich nicht. Live geht das bestimmt trotzdem gut ab! So scheint das ein interessanter Abend zu werden.
Am Samstag, 14.07. im Cafe Kreuzberg!
drei zahlende gäste. meine wenigkeit, meine zauberhafte begleitung – und doc rock porth!
und wie wars musikalisch? muss ja zugeben, den text jetzt erst gelesen zu haben. ich könnte mir vorstellen, dass rest of my life mir gefallen hätten…
also ich glaube sogar das ich mich korrigieren muss. nur zwei zahlende gäste, doc rock war glaube ich quasi veranstalter?
wie auch immer. als wir im kreuzberg eintrudelten spielten bereits fell asleep – während wir hinten saßen. ich war fest davon überzeugt das es sich um den soundcheck handelte…aber das war schon das konzert. echt erbärmlich diese stadt manchmal. das kreuzberg komplett leer! da sieht man, das sich ein minimum an plakatwerbung vielleicht doch auszahlt. die akustik-fetischisten scheinen eine nase für schlechte abende zu haben, sie zogen es vor mit abwesenheit zu glänzen. fell asleep muss man zugestehen, aus der wirklich beschissenen situation das beste gemacht zu haben. mal ehrlich, jede band erzählt, es würde nichts ausmachen wenn keiner da ist – ich weiß aus eigener erfahrung (obwohl – wirklich niemand, dass hatte ich auch noch nie), es ist erstunken und erlogen. solche konzerte sind: scheiße! wie auch immer, programm wurde durchgezogen. fell asleep aber eben trotzdem wirklich ganz erbärmlicher rotz. wahrscheinlich schön gespielt, aber unerträglicher müll. auf eine art schon wieder bewundernswert, wie man wirklich alles, was man nicht sehen und hören will auf einer so kleinen bühne komprimieren kann. solo – geblöke – gesinge – geblöke – solo – stampfgitarre – melodie – geblöke – gitarre in die luft – gesinge – geblöke – augen zu und durch. dabei sitze ich armseeliger idiot mit begleitung an der tehke und trinke becks. doc rock macht sich notizen – und mehr oder weniger fragen sich alle warum solche abende sein müssen. rest of my life haben es echt rausgerissen dann. das hatte wirklich was. nichts neues, an keiner ecke, aber live war der gesang auch echt geil – zwischendrinn hatten die dann mal tatsächlich so bombastische melodien, die für sekunden an sunny day real estate oder envy rankamen. frage mich aber wirklich wer sowas derartig bescheuert bucht….., zumindest die norweger hätten hier sicher einige begeistern können.
Und wieder nehemen sich ein paar Kids das Leben…