Eichsfeldtag

Die Neonazis von nebenan
von am 2. Mai 2012 veröffentlicht in Neonazis

Manchmal sind sie ganz nah. Wer dieser Tage ins Kino geht, könnte den Eindruck gewinnen, Nazis gebe es nur noch auf dem Mond, wenn überhaupt. Das ist natürlich Unfug, denn es gibt sie überall, nur eben nicht immer in großer Zahl. Das versuchen Szenegrößen wie der mehrfach wegen Gewalttaten vorbestrafte NPD-Kader Thorsten Heise zu ändern. Zu diesem Zweck veranstaltet er am 5. Mai in Leinefelde im Eichsfeld den zweiten Eichsfelder Heimattag. Zum ersten Heimattag erschienen im letzten Jahr wenige hundert Neonazis. Angekündigt hatte Heise damals eine vierstellige Besucher_innenzahl.

Mit dem Heimattag bzw. „Eichsfeldtag“ versucht die NPD ein jährlich stattfindendes Rechtsrock-Event zu etablieren, bei dem sie sich als „volksnah“ und heimatverbunden präsentieren kann. So soll im Rahmen des Nachmittagsprogramms in diesem Jahr u.a. Udo Voigt eine Rede halten, es soll Informations- und Verkaufsstände geben, eine Volkstanzaufführung, eine Hüpfburg für die kleinen Gäste und einen Clown. Anschließend kommen die Bands zum Zuge. Neben der „Lunikoff-Verschwörung“ sollen die Bands „Sturmtrupp“, „Tätervolk“ und „Timebomb“ auftreten. Dass es sich hier nicht um Volkmusik im klassischen Sinne handelt, dürfte auf Anhieb klar sein.

Göttinger Mobilisierung

Mehrere Gruppen aus Göttingen mobilisieren zu Protesten gegen den Eichsfeldtag. Darunter die Gruppen Gegenstrom, redical (M), ASJ und die Grüne Jugend.

Das Protestbündnis hat eine Mobilisierungsseite eingerichtet, auf der aktuelle Infos zu finden sind.

Die Gruppe Gegenstrom ruft nach einem Artikel auf Indymedia Linksunten zur gemeinsamen Anreise mit dem Zug auf. Treffpunkt ist 12:45 Uhr am Göttinger Hauptbahnhof.

Die Veranstaltung fügt sich in das Konzept der NPD, vor allem in ländlichen Gebieten politisch Fuß zu fassen. Wo die gute Nachbarschaft noch zählt, findet sie leichter den Anschluss an bürgerliche Milieus. Ein Kalkül, das in vielen Gegenden in den neuen Bundesländern bereits aufgegangen ist. Der Eichsfeldtag, wie er neuerdings genannt wird, stellt dabei den Versuch dar, sich weithin sichtbar zu machen, deutlich zu machen, dass man sich für die Region interessiert. Außerdem kann man wohl davon ausgehen, dass eventuell ausartende Gegendemonstrationen dem anständigen Image zuträglich sind, dass die NPD sich hier gern selber geben würde. Antifaschistische Gruppen aus mehreren Bundesländern haben Proteste angekündigt und wollen den Eichsfeldtag verhindern.

Ob er tatsächlich wie geplant stattfindet steht nun scheinbar auf der Kippe. Die NPD hat Widerspruch gegen ein jüngst ergangenes Verbot der Veranstaltung eingelegt, gab auf Druck von Landrat Werner Henning (CDU) den Namen auf und änderte ihn in „Eichsfeldtag“. Auch soll sich die Partei Presseberichten zufolge bereits nach alternativen Veranstaltungsorten umgesehen haben. Henning plant indes eine Gegenveranstaltung in Form einer Andacht.

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2 Kommentare auf "Die Neonazis von nebenan"

  1. colourful sagt:

    Auf noheimat.blogsport.de steht jetzt, dass das Konzert nach erfolgreichem Widerspruch (wie erwartet) stattfinden wird!
    Zwischenzeitlich noch (Naziaufmarsch-?)Anmeldung in Heiligenstadt für den selben Tag.
    Ne kleine Terminübersicht ist auf asjgoe.blogsport.de
    Wir sehen uns Samstag in der Provinz!!!

  2. redical sagt:

    Nicht erst seit Thorsten Heises Vorbereitungen für das Rechtsrock-Event „Eichsfelder Heimattag“ am 5. Mai 2012 in Leinefelde geraten die regionalen Aktivitäten der extremen Rechten in den Blick der Öffentlichkeit. Flächendeckende Hakenkreuzsprühereien, Verteilaktionen von Neonazipropaganda mit gewalttätigen Übergriffen und eine wachsende Zahl von Kommunalmandaten für die NPD sind nur einige Aspekte der erstarkenden Neonazi-Szene in Südniedersachsen. Es handelt sich dabei um keine neue Entwicklung, wie Beispiele aus den letzten 30 Jahren zeigen.

    Immer wieder wurden bei Neonazis in Südniedersachsen Waffenlager ausgehoben, Heises damaliger Wohnort in Northeim sollte als Unterschlupf für Personen aus dem rechtsterroristischen NSU-Netzwerk dienen. Der Vortrag am 4. Mai 2012 gibt einen Überblick über Kontinuitäten, zentrale Personen und Strukturen, die hinter dem extrem rechten Netzwerk in Südniedersachsen stecken.

    Kai Budler ist Hörfunkredakteur und freier Journalist mit dem Schwerpunkt der extremen Rechten in Südniedersachsen und Norddeutschland. Er recherchiert und schreibt u.a. für „Der Rechte Rand“, Zeit.de, Blick nach Rechts und Publikative.org.

    Eine Veranstaltung im Rahmen des „Bündnisses für Kritik an Extremismusformel, Staat, Verfassungsschutz und Nazis“. Mit freundlicher Unterstützung vom ver.di Ortsverein Göttingen.

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