Streik ohne Ende – 30 Warnstreiks seit 2003 im Cinemaxx
von Lilli am 10. April 2007 veröffentlicht in Lokalpolitik, TexteSeit Ende 2003 der letzte Tarifvertrag beim Cinemaxx-Konzern auslief, kämpfen die Mitarbeiter mit Niedrigstlöhnen und schlechteren Arbeitsbedingungen. Die Geschäftsleitung weigert sich seit dem einen neuen Tarifvertrag abzuschließen und auch bundesweite Streiks bewirkten keine Einigung zwischen Verdi und der Kinokette.
Die aktuellen 6,50 € die an Neuangestellte gezahlt werden liegen sogar noch 15 % unter dem von der großen Koalition diskutierten gesetzlichen Mindestlohn und die Angestellten haben keinerlei tarifliche Absicherung. Selbst an Sonn- und Feiertagen oder Abends bekommen sie keine Zulage gezahlt. Aber obwohl nicht einmal ein Inflationsausgleich bei ihren Gehältern vorgesehen ist, erwartet der Betrieb dass die Mitarbeiter möglichst flexibel sind und beliebig oft innerhalb einer Schicht zwischen den Bereichen hin- und hergeschickt werden können.
Die Gehälter für Neueingestellte liegen ganze 12 % unter dem Mindesteinkommen, das im letzten Tarifvertrag festgelegt war. Außerdem wurde die Urlaubszeit um 20 % gekürzt und jegliche finanzielle Zusatzleistungen sowie das Weihnachtsgeld wurden ersatzlos gestrichen. Nun fordert die Belegschaft einen neuen Tarifvertrag der für alle gelten soll und eine Lohnerhöhung um 5 %.
Nachdem die bundesweiten Streiks gescheitert waren, entschied die Tarifkommission bei Verdi die für die Kinos zuständig ist, Kino für Kino zu bestreiken und in den einzelnen Städten einen Haustarifvertrag anzustreben. In Bremen hat es bereits erste Verhandlungsrunden gegeben; in Göttingen hat erst ein Gespräch zwischen Geschäftsleitung und Belegschaft stattgefunden, bei dem es keine Aussicht auf Einigung gegeben hat.
Bereits im vergangenen August schickte Verdi eine Aufforderung zu Verhandlungen an den Göttinger Arbeitgeber, doch lange gab es keine Reaktion. Erst nach dem Streikabend am 19. Januar diesen Jahres und einer weiteren Aufforderung zu Verhandlungen an die Geschäftsleitung signalisierte sie Gesprächsbereitschaft. Doch auch bei diesem Termin am 23. Februar ergaben sich keine Kompromisse: Verdi stellte erneut die Forderungen der Mitarbeiter vor und signalisierte gleichzeitig Kompromissbereitschaft. Der Personalvorstand hingegen wies jegliche Vorschläge zurück und bemühte sich seinerseits auch nicht um eigene Vorschläge.
Erst letzte Woche Mittwoch bestreikten die Mitarbeiter geschlossen das Kino zwischen 18.30 Uhr und 21 Uhr. Die Preview des neuen Zack Snyder Films „300“ konnte deshalb erst mit 40 minütiger Verspätung beginnen.
Hikmat El Hammouri, ein Sprecher der Streikenden, erklärte, sie erwarten dass die Konzernleitungen von ihren Vorbedingungen für Verhandlungen Abstand nimmt. Bislang wolle die sich mit der Belegschaft nur zu Tarifverhandlungen an einen Tisch setzen, wenn sie Verschlechterungen ihrer Arbeitsbedingungen in Kauf nehme. So solle zum Beispiel die Mindestschichtlänge von vier auf drei Stunden gekürzt werden.
Es war bereits der fünfte Streikabend seit der ersten Verhandlungsrunde, aber sicher nicht der letzte. Denn die Belegschaft wird sich nicht mit den aktuellen Arbeitsbedingungen abfinden und weiter geschlossen für einen neuen Tarifvertrag kämpfen.
… um 300 is jedenfalls nich schade. gehört ohnehin boykottiert, der faschistoide scheiß!
Wenn ihr den Streikenden einen Gefallen und euch eine Freude machen wollt: Geht ins Kino wenn gestreikt wird und verlangt bei den Streikbrechern die Geschäftsführung zu sprechen um euch über den katastrophalen Service zu beschweren . In den meisten Fällen kommt dann ein komplett überforderter Mensch an, der zwischen Ausreden suchen und Agressionsbewältigung unglaublich ins Schwitzen kommt. Das ist wirklich großes Kino!