"We want Sex"

Frauen-Power gegen Lohndiskriminierung
von am 30. April 2013 veröffentlicht in Leinwand, Titelstory

Sollte selbstverständlich sein, ist es aber nicht: gleiche Bezahlung für Männer und Frauen. Bild: Tobis.

„We want Sex“ ist die Geschichte von englischen Frauen, die im Jahr 1968 für den gleichen Lohn, wie ihn ihre männlichen Kollegen erhalten, streiken. Der Film zeigt, wie sich die Arbeiterinnen aus den Strukturen männlicher Dominanz lösen und für ihre Rechte eintreten. Die Verdi-Jugend zeigt den Film am Dienstagabend im Open-Air-Kino.

Die Frauen, die in der Näherei des britischen Ford-Werks in Dagenham arbeiten, haben es in den 1960er Jahren nicht leicht. Nicht nur, dass die Arbeitsbedingungen mehr als mäßig sind, sie werden auch schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen. Ohnehin ist die Welt, in der sie leben, eine männliche: 55.000 Menschen arbeiten in der Fabrik, davon 187 Frauen. Zu Hause müssen sie neben dem Job den Haushalt schmeißen und werden von ihren Männern im besten Fall mit ein wenig Respekt behandelt.

So kommt es, dass es für die Näherinnen zunächst ungewohnt ist, für sich selbst Partei zu ergreifen und ein Mann mit feministischen Allüren sie in den Arbeitskampf führt. Den Mund aufzumachen hatte den Frauen niemand beigebracht. „Wir müssen gar nichts machen, die Männer reden!“ gibt Näherin Connie (Geraldine James) auf dem Weg zum Gespräch mit den Firmenbossen Entwarnung. Und der Gewerkschaftsfunktionär instruiert: „Wichtig ist: wenn ich nicke, nicken Sie auch!“ Schnell lernt vor Allem Protagonistin Rita O’Grady (Sally Hawkins), dass ihr Kampf nur erfolgreich sein kann, wenn sie sich von den verkrusteten Strukturen in der Gewerkschaft emanzipiert, die zunächst vom Arbeitskampf der Frauen so gar nichts hält…

Es ist eine Wonne, sich Nigel Coles (Grasgeflüster, Kalender Girls) Film anzusehen, weil er das Spiel mit den Geschlechterrollen zu einem guten Ende führt. Zwar ist We want Sex vor Allem zu Beginn beladen mit Klischees, die aber im Laufe des Films alle gebrochen werden. Die männlichen Protagonisten staunen nicht schlecht, als die Frauen beginnen, aus der für sie vorgesehenen Rolle auszubrechen und für ihre Rechte einzutreten.

Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit: Zwei Jahre später führte die englische Regierung den Equal Pay Act ein, ein Gesetz zur Verhinderung von Lohndiskriminierung. Oder wie es im Film so schön heißt: „Eine Bezahlung, die sich nicht danach richtet, ob man einen Schwanz hat oder nicht.“

Dass dieser Film, der im Original „Made in Dagenham“ heißt, im Deutschen auf „We want Sex“ verkürzt wird, muss wohl unter fishing for attention abgebucht werden. Die Umbenennung rekuriert auf eine amüsante Szene im Film, in der die streikenden Frauen ein Transparent mit der Aufschrift „We want Sex Equality“ aus versehen nur zur Hälfte ausrollen. Dass der ganze Film nun auf diese missverstandene Botschaft herunter gebrochen wird, wird der Geschichte nicht gerecht. Im Gegenteil: es wirft ein schlechtes Licht auf die Marketingstrategen, die sich das ausgedacht haben. Emanzipation verkauft sich dann eben doch nicht so gut wie das Wort mit den drei Buchstaben.

Gut, dass „We want Sex“ mehr kann, als der Titel verspricht. Ein bisschen zu glatt zwar und ohne große Überraschungen, aber eine schöne Geschichte darüber, wie Frauen für ihre Rechte eintreten und sich über männliche Dominanz hinwegsetzen.

Die Verdi-Jugend zeigt We want Sex am 30. April im Open-Air-Kino auf dem Johanniskirchplatz hinter dem Alten Rahaus. Beginn ist bei Anbruch der Dunkelheit.

Wir haben diesen Text erstmals 2011 veröffentlicht.

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