Nach Sexismus-Debatte

Uniliga mit neuen Team-Namen
von am 22. April 2013 veröffentlicht in Titelstory, Unipolitik

Foto: I_Believe_ (flickr, CC-BY)

Vor etwa einem Jahr hatte die Göttinger Uniliga deutschlandweit Schlagzeilen gemacht: Mit sexistischer Namenswahl verursachten Mannschaften Empörung und brachten Veranstalter_innen und Universität in Verlegenheit. Jetzt hat die Saison 2013 begonnen und die Wogen haben sich geglättet. Auch wegen einer neuen Zulassungspolitik, die allerdings noch auf Widerstände stößt.

Entzündet hatte sich vor einem Jahr der Streit, als die Mannschaft „FC Siewillja“ auf ihrer Facebookseite ihres Namens wegen von einer Kommilitonin zur Rede gestellt wurde. Die Mannschaft zeigte sich uneinsichtig und es entwickelte sich eine Kommentarschlacht. Wir griffen das auf und in den folgenden Tagen war über die Debatte selbst in Spiegel Online und Hamburger Abendblatt zu lesen. Eines war schnell klar: Für die nächste Saison sollten die Teamnamen eingehender geprüft werden, versicherte damals die Uniliga-Koordination.

Im Anmeldeprocedere für die jetzt angelaufene Saison 2013 stellte die Uniliga denn nun auch von vornherein klar: „Aufgrund gewisser Problematiken im letzten Jahr gibt es ab dieser Saison eine Kommission, die die Teamnamen genaustens prüft. Nicht toleriert werden Namen mit sexistischen, rassistischen und allgemein diskriminierenden Anspielungen/Bedeutungen.“ Daneben wird sich außerdem vorbehalten, auch aus anderen Gründen Namen nicht zuzulassen. Diese Neuregelung hatte denn auch gleich Konsequenzen: Vier Teams konnten nicht unter ihrem Wunschnamen antreten. Darunter auch: der „FC Siewillja“. So musste dieser dann auch bekanntgeben, in der laufenden Saison als „Balladasdarein Istanbul“ anzutreten.

Im Umfeld der Teams sorgt das nicht unbedingt immer für Verständnis und eine gewisse Trotzigkeit ist herauszulesen, wenn vom Team auf Facebook erklärt wird, dass man lieber den alten Namen behalten hätte: „Würden wir gerne, können aber nicht. Der Name wäre nicht genehmigt worden.“ Aber die Diskussion ist so schnell vorbei wie sie begonnen hat, der Fußballbetrieb dominiert jetzt das Geschehen. Und so stellt auch Christoph Köchy von der Uniliga-Organisation auf Monsters-Anfrage fest, dass „das Thema aber von allen Seiten sehr ernst genommen wurde“ und „nun viele neue Namen entstanden, die niemanden diskriminieren, lustig und kreativ sind.“ Namen seien im Vorfeld kritisch geprüft und Probleme in Kommunikation mit den Teams gelöst worden.

Unglücklich mit der neuen Situation ist aber die Liberale Hochschulgruppe (LHG). Mit einem Sitz im Studierendenparlament vertreten, hat sie dort jetzt für die kommende Sitzung am 23. April den Antrag gestellt, die neuen Regelungen zu verurteilen und ihre Rücknahme zu fordern. „Zensurmaßnahmen“ seien es, die „unberechtigt, willkürlich und völlig fehlgeleitet“ seien. Ganz ungeachtet der Ereignisse im vergangenen Jahr behauptet die LHG: „Alle teilnehmenden Studierenden sind alt genug, bei der Wahl eines Teamnamens Konsequenzen abzuschätzen und anschließend Verantwortung gegenüber Personen zu übernehmen, die sich durch diesen Teamnamen angegriffen fühlen.“ Dadurch werde der Spaß an der Uniliga eingeschränkt und ein Klima der Bevormundung geschaffen. Dazu erklärt Christoph Köchy von der Uniliga-Organisation aber nichts sagen zu können, da er überhaupt erst durch unsere Anfrage von diesem Antrag der LHG erfahren habe.

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