OpenUni-Veranstaltung
Stadtrundgang mit Begleitschutz
von fee mina am 25. November 2012 veröffentlicht in StudentenverbindungenIm Rahmen der OpenUni fand am Samstag ein demonstrativer Stadtrundgang zu Göttinger Studentenverbindungen und Burschenschaften statt. Veranstaltet wurde dieser vom „Bündnis gegen Burschentage“ anlässlich des außerordentlichen Burschentages der Deutschen Burschenschaft, der an diesem Wochenende in Stuttgart stattfindet.
Musik schallt über den Campus, als sich um 12 Uhr rund 15 Menschen um einen Bollerwagen mit Lautsprecher zusammenfinden. Zwei Personen halten ein Transpi hoch: „Faschismus trägt viele Farben – Verbindungen kappen“. Angekündigt wurde die Veranstaltung als Stadtrundgang, der einen Einblick in einige der Göttinger Studentenverbindungen gewähren soll.
Mit etwa 20 Minuten Verspätung setzt sich der Rundgang mit mittlerweile rund vierzig Leuten in Bewegung. Kurz darauf trifft der Umzug in der Goßlerstraße auf die ersten zehn Einsatzwagen der Polizei. Von hier an wird der Umzug unter massivem Polizeischutz zu den einzelnen Verbindungshäusern begleitet. Acht der insgesamt zweiundvierzig Göttinger Studentenverbindungen werden besucht. Vor jedem der Häuser erhalten die Teilnehmer_innen ausführliche Informationen zu Geschichte und Gegenwart der jeweiligen Verbindung. Mindestens einmal fotografieren und filmen Verbinder aus ihrem Haus heraus den Stadtrundgang.
Besucht werden auch die beiden Häuser der zwei Verbinder und Mitglieder der ehemaligen „Freiheitlich Demokratischen Liste“ (FDL), eine rechtspopulistische Abspaltung der LHG aus dem Hochschulwahljahr 2003. Die Verbinder waren im Sommer desselben Jahres an einem Brandanschlag auf eine Ausstellung im Kreuzbergring beteiligt. Die Ausstellung dokumentiert die Geschichte der Räumung des ehemaligen BG-Geschichte-Raumes im AStA und wird derzeit bei der OpenUni erneut ausgestellt.
Der Rundgang vor der Burschenschaft Hannovera
Vor jedem der angestrebten Häuser wartet bereits die Polizei auf den Umzug. Je nach Brisanz der dort ansässigen Verbindung sind die Beamt_innen unterschiedlich stark vertreten. Vor allem die vorletzte Station, die Burschenschaft Hannovera in der Herzberger Landstraße, wird von über 20 Einsatzwagen in der Straße geschützt. Dabei wurde erst diesen Sommer eines der Mitglieder der Hannovera als Nazi geoutet, was das Szenario des massiven Polizeischutzes tendenziös erscheinen lässt. „Es kann nicht sein, dass die Polizei hier so zahlreich auffährt um die Verbindungen zu beschützen und uns zu kriminalisieren. Da wird gleich klar, wer hier auf welcher Seite ist“, so ein Sprecher des Bündnisses.
Kurz vor dem Ende des Stadtrundgangs stößt ein halbes Dutzend Teilnehmer_innen verspätet hinzu. Diese wurden von der Polizei unterwegs aufgehalten und durchsucht. Was als informativer Stadtrundgang im Rahmen eines AStA-Veranstaltungswochenendes angekündigt wurde, wird durch ein Polizeiaufgebot von ungefähr 30 Mannschaftswagen, 4 Motorrädern und einigen Streifenwagen durchgehend begleitet. Ebenfalls vertreten ist die spezielle Göttinger „Beweissicheruns- und Festnahmeeinheit“, kurz BFE. Warum das Aufgebot so hoch ist fragen sich auch mehrere schmunzelnde Passant_innen, die vereinzelt stehen bleiben um den kleinen Umzugstrupp, der von Polizei umzingelt ist, zu beobachten. Vor welcher Gefahr hier wer massiv geschüzt werden soll bleibt unklar. Zumindest die Häuser der Deuschen Burschenschaft sind an diesem Wochenende verlassen, wegen des Burschentags in Stuttgart.
Geschrieben von Kuhba & Fee Mina
Bilder: redical [M] (vielen Dank!)
Zu welchen Burschis ging es denn?
@ TwojaMatka: Eine Übersicht der Studentenverbindungen kannst du Der Spaziergang ging der Reihenfolge nach zu folgenden Verbindungen: 4, 25, 12, 29, 9, 2, 8 und 5
Hier noch eine, gegenüber dem Polizeieinschatz kritische, Berichterstattung des GT von heute
[Edit/Red.: C&P entfernt, Artikel in wenigen Tagen hier komplett: http://www.goettinger-tageblatt.de/Nachrichten/Goettingen/Uebersicht/Stadtspaziergang-zu-Burschenschaften ]
Göttinger Gruppen aus dem „Bündnis gegen den Burschentag“
kritisieren unverhältnismäßigen Polizeieinsatz bei Spaziergang gegen
Göttinger**Burschenschaften & Studentenverbindungen. Sprecherin bekundet
Solidarität mit**Protesten gegen Deutsche Burschenschaft in Stuttgart.
An dem Spaziergang welcher von den Gruppen sub*way, der OLAfA (Offene
Linke Alles für Alle) und der Redical [M] organisiert wurde zu acht
der über vierzig Göttinger Studentenverbindungen am vergangenen Samstag,
dem 24.11.2012 beteiligten sich etwa 40 Interessierte. In dem etwa
einstündigen Rundgang, der im Rahmen der OpenUni stattfand,wurde über
die Hintergründe und historische Entstehung der Männerbünde informiert.
Diese Aktion hatte sich mit den Protesten gegen den zeitgleich in der
Stuttgarter Sängerhalle stattfindenden außerordentlichen Burschentag
der Deutschen Burschenschaft solidarisch erklärt.Während der gesamten
Dauer wurde der Spaziergang von einem Großaufgebot der Polizei begleitet.
„Die Größe des Polizeiaufgebotes gestern war für diese Art von
Veranstaltung vollkommen unangemessen. Von vornherein war der
Charakter klar. Es sollte ein informativer Stadtrundgang werden,
dessen Beteiligungshürden möglichst gering sein sollten. Die Polizei
hat mit ihren überzogenem Aufgebot den Spaziergang kriminalisiert und
dessen Außenwirkung zerstört*.*“, stellte die Sprecherin fest.
Einige an dem Rundgang Interessierte, die zu einem späteren Zeitpunkt
teilnehmen wollten,wurden von der Polizei für 25 Minuten daran
gehindert, an der Veranstaltung teilzunehmen,weil sie deren Taschen
kontrolliert hat. „Das Verhalten der Polizei war an
Samstag inakzeptabel und zeigt, dass Polizeipräsident Robert Kruse
vollkommen von der Realität abgehoben ist. In seinem anti-linken Wahn
neigt er scheinbar zu völliger Überschätzung von
Demonstrationssituationen“, so die Sprecherin weiter. Diese
Unverhältnismäßigkeit bzw. die unangemessene Anzahl der eingesetzten
Einsatzkräfte wurde dem Veranstalter später auch indirekt vom
Einsatzleiter der Polizei bestätigt.
Eine Kritik an Studentenverbindungen ist nach wie vor notwendig und
legitim. Das zeigen die aktuellen Entwicklungen in der Deutschen
Burschenschaft. Wenn man das Verbindungsmilieu in Ruhe lässt und ihnen
den Raum gibt, öffnen sich Tür und Tor für Menschenverachtende
Ideologien. „Nicht zuletzt der Zusammenschluss von
Studentenverbindungen in der Initiative Göttinger Verbindungsstudenten
hat gezeigt, dass das Milieu keineswegs so gespalten ist, wie das die
Lippenbekenntnisse gegen die Deutsche Burschenschaft vermuten lassen.
Mit seinem Vorgehen hat Kruse klar gemacht, dass er gewillt ist
mit unverhältnismäßigen Mitteln gegen die Kritik an
solchen Tendenzen vorzugehen“, so die Sprecherin abschließend.
Der Spaziergang wurde von AnwohnerInnen und PassantInnen – besonders
im Göttinger Ostviertel – begrüßt. Einige klatschten spontan Beifall
für die Transparente und Wortbeiträge und schlossen sich dem Rundgang an.
Für weitere Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung. Am Schnellsten
erreichen Sie uns per E-Mail unter: bgbe@riseup.net
Die Verbinder der Germania kenne ich noch aus meiner Studentenzeit. Um aufgenommen zu werden, sollte ich einem farbigen Kommilitonen eine Banane überreichen…
Warum wurden denn die Verbinder der Brunswiga und Königsberger nicht besucht?
@Dr Hängt: Wie schon im obigen Kommentar geschrieben, ging der Rundgang zum 7 von über 40 Verbindungen in Göttingen. . Das ist natürlich nicht vollständig, sondern wir haben versucht, einen Querschnitt abzudecken. Ansonsten hätte der Spaziergang sicherlich einen ganzen Tag gedauert. Aber vielleicht beim nächsten Mal.
am nordpol liegt schnee, am äquator knallt die sonne. trotz klimawandel wirds das wohl auch noch in 100 jahren tun. all das ist schwer zu verstehn, und keiner weis warum. halleluja und amen.