Bühlstraße 28: Pacht zum Nulltarif läuft aus

Geschichte und Zukunft eines Wohnheims
von am 13. Juli 2012 veröffentlicht in Hintergrund, Titelstory, Unipolitik

Kostenfragen: „Entmieten“ und Verkaufen oder Erhalten?

Die Bewohner*innen vermuten, dass sich beim Studentenwerk Rücklagen angesammelt haben müssten. In einem persönlichen Gespräch mit den Bewohner*innen musste Magull kürzlich zugeben, dass das Studentenwerk tatsächlich keine roten Zahlen mit dem Wohnheim schreibe. Unabhängig davon, ob der Pachtvertrag ausläuft oder nicht, ließen sich aus den vorhandenen Rücklagen weitere Sanierungsmaßnahmen finanzieren, wie die Bewohner*innen in einem Brief gegenüber dem Studentenwerk fordern: „Da das Studentenwerk für die Instandhaltung von »Dach und Fach« zuständig war, sehen wir es hier trotz des ablaufendes Pachtvertrages weiterhin in der Verantwortung.“


Haus und Garten: Von Studierendenhand gepflegt seit über 30 Jahren

Die Hausgemeinschaft diskutiert derzeit auch den Erhalt des Wohnheims „in privater Trägerschaft beispielsweise in Form eines Vereins“. In diesem Fall wünschen sie sich eine finanzielle Unterstützung durch das Studentenwerk, „wie es sie beispielsweise in der Gotmarstraße 10 gegeben hat.“ Für das Studentenwerk könnte das bedeuten, die Verwaltung des Gebäudes übergangsweise zu übernehmen. An einem Kauf sei das Studentenwerk aber definitiv nicht interessiert. Das Studentenwerk könne sich bei einem Investitionsprogramm von 40 Millionen Euro in den nächsten zehn Jahren die zusätzliche Last der Bühlstraße 28 nicht auch noch aufbürden, so Magull.

Auch der Pressesprecher der Stadt Göttingen, Detlef Johannson, bestätigt gegenüber Monsters of Göttingen, dass das Studentenwerk für die Instandhaltung verantwortlich sei. Bei Auslaufen des Vertrages setze die Unterhaltungspflicht der Stadt wieder ein, so Johannson. Nur durch den Verkauf kann die Stadt weitere Kosten durch Investitionen in die Infrastruktur des Hauses vermeiden, vor allem weil die Kauferlöse zur Einhaltung des kürzlich geschlossenen Zukunftsvertrags mit dem Land Niedersachsen dienen sollen. Das Studentenwerk habe ebenfalls kein Interesse, den hohen Sanierungsbedarf zu bezahlen, wie Magull gegenüber der taz betonte.

Kaufgespräche gab es zwischen Stadt und Studentenwerk schon im November 2011. Laut Aussage Johannsons hat das Studentenwerk den Weg zum Verkauf der Bühlstraße 28 frei gemacht: „Das Studentenwerk hat erklärt, es sei weder an einer Fortsetzung des Vertrages noch an einem Erwerb des Hauses interessiert. Das Studentenwerk hat die Verträge mit seinen Mietern deshalb selbst befristet. Und nur deshalb können wir jetzt auch einen Verkauf ins Auge fassen.“ Der Prozess der langfristigen, schrittweisen „Entmietung“, also der Nichtverlängerung der Mietverträge, ist demnach der Schlüssel, um vermeintlich unrentablen Wohnraum freizumachen oder loszuwerden.

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Ein Kommentar auf "Geschichte und Zukunft eines Wohnheims"

  1. madame_currie sagt:

    Finde es auch eine Frechheit! Wenn man so lange Zeit viel Herzblut in eine Sache gesteckt hat und man das ganze verlieren soll nur weil irgendwer anders egoistischerweise seine Anliegen als wichtiger erachtet!

    Kann sich so ein Wohnheim durch die Mieter nicht selbst tragen? Dann wäre es doch stark wenn sich die WG’s und das gesamte Heim selbstverwalten würden.

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